Wenn Autokäufer Farbe bekennen müssen

Zeig mir Deinen Lack, und ich sage Dir, wer Du bist…?

Die Farbe war so ziemlich das Beste an ihm. Ein Opel aus den späten Siebzigern, der Gründungszeit der GTÜ. In der Kleinanzeige stand lediglich „C-Modell“. Und nichts vom eigentlichen Mehrwert, der Lackierung: Orange, und was für strahlendes! Drei Jahre hat der Lack uns zusammengehalten. 120.000 Kilometer auf dem Tacho, aber viel Flowerpower. Ein bisschen Pop-Art auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Die Nachbarn nannten ihn Cadettiläc. 

Autofarben sind immer Botschaften

So kam Orange als Lebensgefühl in den Alltag des Autors. Im Buddhismus die Farbe der höchsten menschlichen Erleuchtung. Beim Kadett stellte sich diese gelegentlich erst nach ein paar zärtlichen Schlägen auf den Anlasser ein. Oh wie Orange! Das Spezi unter den Farben, der Cocktail von Rot und Gelb. Altert angeblich nicht. Spätestens jetzt dürfte klar sein: Mindestens so wichtig wie die PS-Zahl und die Innenausstattung ist für jeden Autokäufer die Außenfarbe.

Die Farbberater von Pantone rufen weltweite eine Farbe des Jahres aus, diesmal ist es der Fliederton Very Peri. Jetzt braucht es nur noch das passende Auto dazu. (Foto: Pantone)

2022 ist Flieder angesagt

Mit dem Frühling kommt auch in diesem Jahr die Lust auf Schausonntag im Autohaus und die neuen Farbvarianten mit so klingenden Namen wie Mahagonimetallic oder Snapper Rocks Blau. Selbst wer nicht kaufen, sondern nur gucken will, der liebt es farbenfroh, nach all dem Grau der letzten Zeit. Die Farbe des Jahres 2022 heißt ganz offiziell übrigens Very Peri und ist ein – etwas gewöhnungsbedürftiger – Violettton. Sieht aus wie Flieder und soll Zuversicht ausdrücken. Merke: Autofarben sind immer auch Botschaften. Wobei sie sich niemals für ihre eigene Wahl rechtfertigten sollten. Die Stilikone Iris Apfel bemerkt ganz grundsätzlich: „Ich habe noch keine Farbe gefunden, die mir in der passenden Helligkeit nicht gefällt.“

Bayrisch-australische Farbvariation: Snapper Rocks Blue (Foto: BMW Group)

Die dunkle Seite des Automarkts

Die meisten Menschen hierzulande haben offenbar kein Problem, ihre dunkle Seite zu offenbaren: 1991 war ein schwarzes Auto noch fast die Ausnahme. Heute sind nach Erhebungen des Kraftfahrtbundesamtes über die Hälfte der in Deutschland zugelassenen Neufahrzeuge grau und schwarz. „Gedeckte Farben“ nennt sich das in der Designphilosophie. Dass Grau mit einem Drittel aller neuen Autos der Marktführer ist, muss nur auf den ersten Blick erschrecken: Denn dazu zählen die Statistiker auch das elegante Silber und das unentschiedene Anthrazit. Für die auffällig hohen Dunkelziffern beim Lack sorgt aber wohl nicht nur der Geschmack, sondern auch der Wiederverkaufswert. Leasingunternehmen und Firmenflotten pochen darauf.

Die Farbe der Liebe in einer Nebenrolle

Dabei ist Lack mehr als nur die Schminke des Autos. Die Farben unserer Fahrzeuge spiegeln unser fahrendes Ich wider, die eigenen und die gesellschaftlichen Stimmungen und Schwingungen. Lassie, unser Redaktionsfahrrad, zeigt beispielsweise mit seinem Rot eindeutig die Liebe zur Mobilität. Sympathisanten dieses Warntons halten sich mit sechs Prozent Marktanteil stabil. Aber es war schon mal bunter. Blau und Braun setzen noch Akzente, aber kein Vergleich zum neutralen Weiß, das sich bei über 20 Prozent hält. 

(Foto: Bernhard Kahrmann)

Sieben Jahre bis zum Sattsehen

Dass es wieder bunter wird, hat sicher auch damit zu tun, dass mehr und mehr Frauen Neuwagen kaufen, diese Art der Emanzipation verändert tatsächlich die Statistik. Generell entscheidet ohnehin meist die ganze Familie bei der Farbe mit. Man will doch sein Auto streicheln, zumindest mit den Augen. Weshalb die Automobilhersteller ganze Abteilungen von Trendforschern, Designern und sogar Psychologen beschäftigen. Deren Job geht weit über die Frage hinaus, was uns heute oder morgen optisch bewegt. Sie müssen herausfinden, was auch in fünf bis sieben Jahren noch ins Auge fällt, denn so lange wird das Auto sein Kleid mindestens tragen. Farbe signalisiert Gelassenheit, aber vor allem Verbundenheit.

Mut zur Farbe

Wer mehr über die Trendfarben bei Old- und Youngtimern erfahren möchte, dem sei auch der Artikel „Mut zur Farbe“ auf dem Classic-Portal der GTÜ empfohlen: www.gtue-classic.de

Unterhaltung auf Rädern

Warum die Zukunft der Mobilität in Las Vegas zu finden ist.

Guck‘ mal an: Einsichten und Ansichten ins Automobil der nahen Zukunft (Foto: Sony)

Ist das noch ein Auto, oder ist es schon ein rollendes Infotainment-Gerät? Die Frage ist berechtigt, seit die wichtigsten Messen für die Automobilhersteller nicht mehr die IAA oder der Genfer Salon sind, sondern die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Dort finden sich mehr Neuheiten als auf den herkömmlichen PS-Ausstellungen. Für das größte Aufsehen auf dieser Technologie-Schau hat zwischen Haushaltsrobotern und Laser-Spielzeugen dann auch eine Firma gesorgt, die technisch zwar schon einiges ins Rollen gebracht hat, aber eben noch nie auf Rädern: Der japanische Technologiegigant Sony präsentierte einen futuristischen Elektro-Raumgleiter mit dem allerdings noch uninspirierten Namen Vision-S 02. Was für eine Wegstrecke: Vom Walkman zum SUV!

Und so ist die Unterhaltungselektronik verpackt: Sony Vision-S 02 (Foto: Sony)

Wettrennen im Silicon Valley

Noch steht nicht fest, wann die ersten Sony-Cars in den GTÜ-Prüfstellen und -Prüfstützpunkten zu bestaunen sein werden. Aber es könnte nicht mehr lange dauern. Der Prototyp steckt voller Sensoren und Bildgebungselementen, auf dieses Geschäft versteht sich Sony. Natürlich spielen die Daten-Cloud, das 5G-Netz und alle Möglichkeiten der Unterhaltungselektronik mit in das Projekt. Wer würde da noch nach Reichweite, PS oder Spitzengeschwindigkeit fragen? Schon rollt ein erster Sony insgeheim auf den europäischen Straßen, um Erfahrungen zu sammeln. Die Herausforderungen im realen Straßenverkehr lassen sich eben nicht komplett simulieren, auch nicht dreidimensional. Die Techgiganten Google und Apple mit ihren ehrgeizigen Autoprojekten haben das auch gemerkt, sie werden über kurz oder lang wohl mit einem etablierten Hersteller zusammenarbeiten müssen. Und trotzdem: die Digitalkonzerne drängen massiv auf den Fahrzeugmarkt. Nur Betriebssysteme für sich etablierende E-Automobile zu liefern, reicht ihnen nicht. Sie gehen aufs Ganze. Im Silicon Valley läuft ein Wettrennen – wer schafft es als Erster? Die GTÜ-Experten haben ganz generell schon seit einiger Zeit ein Auge auf all‘ diese spannenden Entwicklungen. Die Prüforganisation will gut gerüstet sein für die mobile Zukunft und bereitet sich entsprechend darauf vor.

Erst fünf Jahre alt, und schon mit Kurs auf Europa: Vinfast aus Hanoi (Foto: Vinfast)

Neue Automarken, neue Autoländer

Das General Motors eine elektrifizierte Variante seines Pick-Ups „Silverado“ zeigt, mag zwar für die US-Amerikaner aufregend sein. Auffälliger aber noch sind andere Marken, die weltweit auf die Straßen drängen. Dazu gehören Autofirmen, von denen hierzulande kaum jemand gehört hat. Oder wüssten Sie auf Anhieb, woher die Hersteller Vinfast oder Togg kommen? Aus Vietnam und der Türkei, Nationen, die bislang kaum für eigene Fahrzeugmarken bekannt waren. Aber die Mobilitätswende verändert viele Gesetzmäßigkeiten und überwindet alte Grenzen. Schon kündigt die Vinfast-Chefin an, 2025 ein Werk in Deutschland zu bauen, um von hier aus den europäischen Markt zu erobern. Autonomes Fahren, nach einem großen Hype fast schon totgesagt, hat in Las Vegas wieder neues Leben eingehaucht bekommen. Auch hier haben die Softwarehersteller, nicht die Autofirmen, das Kommando übernommen. Vor allem chinesische und koreanische Firmen konzentrieren sich auf das Segment der selbstfahrenden Taxis und Vans.

So sieht ein Togg aus – die Abkürzung steht für Türkiye’nin Otomobili Girisim Grubu (Foto: Togg)

Ein BMW, der seine Farbe wechseln kann

Das Auto neu zu erfinden behaupten in der Wüstenstadt Nevadas natürliche viele. Von den etablierten Konzernen ist es BMW immerhin gelungen, solche Ankündigungen mit Taten zu belegen – innen wie außen. Im neuen Siebener wird die Rückbank künftig zum Kinosaal, aus der Fahrzeugdecke lässt sich ein riesiger Bildschirm herunterklappen, der Filme in der Hochauflösung 8k zeigen kann, und sogar in voller Fahrt noch das Streaming erlaubt. Partner Amazon macht’s möglich. Noch spektakulärer aber ist das Modell iX aus München, das auf Knopfdruck die Außenfarbe verändern kann. Der Elektro-SUV wird durch eine spezielle Folie, die sonst in E-Readern zum Einsatz kommt zum Chamäleon. Praktische Nebenwirkung: durch den Wechsel von Schwarz zu Weiß oder umgekehrt kann das Aufheizen in der Sonne reguliert werden. Außerdem zeigt der Lack den Ladezustand des Autos an. Wenn das nicht gute Unterhaltung verspricht…

Schwarzweißfernsehen auf die bayrische Art: der revolutionäre BMW iX (Foto: BMW Group)

Tuning, wie es die Polizei erlaubt

Die GTÜ ist wieder Partner der Sicherheitsinitiative Tune it! Safe!

Edel, hilfreich und geprüft – der vorbildliche Tuning-Porsche (Fotos: Tune it! Safe!)

Die Zunahme von unseriösen Tuning-Angeboten hat vor anderthalb Jahrzehnten zur Initiative Tune it! Safe! geführt. Um der Kampagne mit den beiden Ausrufezeichen noch mehr Aufmerksamkeit zu bescheren, wurde schon 2005 ein technisch veredeltes Polizeifahrzeug zum spektakulären Symbol der Sicherheitskampagne, damals noch in Silber-Grün. Die Farben sind heute andere, aber das Polizei und Prüforganisationen wie die GTÜ den Tuning-Fans mit ihrem Know-how zur Seite stehen, hat sich nicht verändert. Dafür steht auch der Streifenwagen des aktuellen Jahrgangs, ein Techart-Porsche GT. Das Cabriolet ist ein echter Hingucker und soll auf das Anliegen der institutionellen Partner hinweisen: gegen Tuning hat auch die Polizei nichts einzuwenden, so lange die Bestimmungen eingehalten werden. 

Die GTÜ als verlässlicher Tuning-Partner

Ziel von Tune it! Safe! ist es, mit einer bundesweiten Aufklärungsarbeit gegen unzulässiges und unsicheres Tuning vorzugehen. Das ist wichtig, da im Tuning-Markt neben vielen verantwortungsbewusst handelnden Unternehmen auch Anbieter von minderwertigen oder sogar illegalen Produkten zu finden sind. Die GTÜ ist ein starker Partner der Initiative, ganz dem eigenen Motto „Mehr Service für Sicherheit“ entsprechend. „Das gilt selbstverständlich auch für alle unsere Dienstleistungen rund um das Thema Tuning“, sagt Robert Köstler. Der Sprecher der Geschäftsführung der GTÜ verweist auf ein flächendeckendes Netzwerk in Deutschland, das einen exzellenten Service rund um alle Tuningmaßnahmen am Fahrzeug bietet, ob Beratung, Änderungsabnahme oder Vollgutachten. Robert Köstler: „Die GTÜ und ihre Partner machen so sicheres Tuning möglich und tragen aktiv zur Verkehrssicherheit auf unseren Straßen bei.“ 

Auch das Polizei-Cabrio wird streng geprüft

Der Techart-Porsche zeigt auf faszinierende Art, was alles erlaubt ist an Veredelungen und Verbesserungen. Selbstverständlich hat auch ein Prüfingenieur der GTÜ das Kampagnenfahrzeug bis ins Detail geprüft – und für sicher befunden. Der Premium-Sportwagen schafft es dank 385 PS (283 kW) in 4,4 Sekunden von null auf 100 km/h. Das Augenmerk bei der Fahrzeugabnahme galt unter anderem der Kombination aus Sportfedernsatz, Sonderlenkrad, Bodykit an Front und Heck, Spezialrädern und Ultra Performance-Reifen. Nicht alltäglich sind die beiden in die Karbon-Motorhaube eingelassenen Blitz-Kennleuchten und die Sonder-Signalanlage Raptor+ – echte Weltpremieren bei einem Polizeiauto.

Die Kampagne live erleben

Tune it! Safe! tourt auch 2022 wieder durch Deutschland, bei den Track & Safety Days stehen Fahrspaß, Tuning und Sicherheit im Fokus. Die Teilnahmegebühr liegt bei 25 Euro. Die einzelnen Termine, das Programm und die genauen Bedingungen lassen sich auf www.tsd2022.de abrufen. Weitere Informationen zur Kampagne finden sich auch auf www.tune-it-safe.de