- 26. April 2022
- Tradition & Innovation
- Frank Reichert
Klassiker unter der GTÜ-Lupe
Das Wichtigste für alle, die nicht live bei der Classic-Pressekonferenz der GTÜ dabei sein konnten.
Es sind Zahlen, die alle Oldtimerfreunde bewegen. Auf der Pressekonferenz der GTÜ im Rahmen der Messe Retro Classics in Stuttgart schwingt das Pendel bei der Mängelstatistik für klassische Mobilität eindeutig aus. „In der Altersstufe von 30 Jahren und mehr sind viele Zweiräder reine Hobbyfahrzeuge und offenbar sehr gut gepflegt. Autos hingegen liegen bei der Mängelquote nicht ganz so gut – obwohl auch sie mit H-Kennzeichen als technisches Kulturgut gelten“, berichtet Marco Oehler, Technischer Leiter der GTÜ.
Der Vergleich ist deshalb interessant, weil die GTÜ auf Basis ihrer Expertise erstmals neben den Zahlen für historische Personenwagen auch die für klassische Motorräder vorgestellt hat. Für Alexander Schechinger, Referent Classic der GTÜ, ist das zwingend: „Das gesamte Spektrum – etwa Sportbikes, Enduros und Tourer – erfreut sich ebenfalls einer anhaltenden Beliebtheit bei den Fans.“
Jüngere Oldtimer mit mehr Mängeln
Im Jahr 2021 hat die GTÜ an allen Prüfstellen und Prüfstützpunkten rund 7,9 Millionen Fahrzeuguntersuchungen durchgeführt. 298.338 davon entfielen auf Fahrzeuge im Alter von 30 Jahren und mehr. Das ist eine stattliche Datenbasis, die die umfangreiche Erfahrung des Unternehmens bei Klassikern widerspiegelt. 2021 gab es 18.981 Oldtimergutachten als Voraussetzung für das H-Kennzeichen – nahezu jeder fünfte Besitzer vertraut damit sein Fahrzeug im Alter von 30 Jahren und mehr einem der GTÜ-Partner an. 60 Prozent aller geprüften Fahrzeuge mit H-Kennzeichen bestanden die Hauptuntersuchung ohne Mängel. Jüngere Oldtimer haben bei der Mängelquote allerdings noch größeren Nachholbedarf, sie kommen auf eine Quote von 47 Prozent.
Mehr zum Thema Oldtimergutachten gibt es hier im Blog zu lesen Amtlich: Wie Autos zum Kulturgut werden. Ebenfalls interessant:
Welchen Wert hat mein Oldtimer?
Motorräder liebevoll gepflegt
Bei Motorrädern sieht es deutlich besser aus. Über alle Altersklassen hinweg betrug 2021 die Quote 90 Prozent. Mit H-Kennzeichen liegt sie mit 93 Prozent sogar leicht darüber, und die Neuzugänge bei den Motorrad-Oldtimern liegen mit 89 Prozent nur geringfügig darunter. Die Baugruppe mit den meisten Mängeln ist bei vier Rädern die Bremsanlage, bei zwei Rädern sind es die lichttechnische Einrichtung und die elektrische Anlage.
Prominente Modelle mit H-Kennzeichen
Die Galerie der Fahrzeuge, die 2022 erstmals das Alter von 30 Jahren erreichen und damit in den Genuss des H-Kennzeichens kommen können, ist eindrucksvoll. Dazu zählen der Audi 80 Avant TDI, das BMW M3 Coupé, das Coupé der Mercedes-Benz S-Klasse und der Toyota Corolla. Die Mängelquote aus dem Vorjahr besagt, dass der BMW am häufigsten fehlerfrei durch die HU kommt, gefolgt von Mercedes-Benz, Toyota und Audi. Darüber hinaus kennt die GTÜ aufgrund erstellter Wertgutachten auch deren Wertentwicklung. Die Wertentwicklung ist beim Audi mit einem Betrag von rund 4.500 Euro seit 2012 stabil. Das BMW M3 Coupé verzeichnet einen deutlichen Wertzuwachs: von 12.700 Euro auf heute 36.400 Euro.
Überraschung durch DDR-Motorrad
Der Blick auf die mehr als 30 Jahre alten Motorräder jeweils in Pärchen entsprechend der Maschinengattung: Die Mängelquote von Suzuki GSX R 750 und Honda CBR 900 RR liegt mit rund 90 Prozent etwa gleichauf. Bei der Wertentwicklung führt die Suzuki mit 9.500 Euro vor der Honda mit 8.300 Euro. Bei den Tourern ist die MZ ETZ 251 mit einer Mängelquote von 95 Prozent leicht besser als die BMW K 1100 LT mit 87 Prozent – das DDR-Produkt stiehlt also in dieser Hinsicht dem westdeutschen Motorrad die Schau.
Wer noch mehr Lust auf Klassik hat: www.gtue-classic.de