Hin zu den ausgefallensten Oldtimer-Treffen des Jahres

Fünf Trips, die sich ganz besonders lohnen.

Ostfahrzeugtreffen Finowfurt – Foto: Ulf Schulz

Wenn der Frühling kommt, beginnt das Jahr für die Liebhaber historischer Automobile und Motorräder erst richtig. Höchste Zeit, die Oldtimer-Saison zu planen. Gut 1.300 Veranstaltungen locken, das sind im Schnitt immerhin dreieinhalb am Tag! Wir haben fünf ganz besondere Trips ausgesucht, die sich in jedem Fall lohnen.

18. Ostfahrzeugtreffen in Finowfurt
Luftfahrtmuseum Finowfurt | 25. bis 26.April 2025

Auf dem einstigen Militärflughafen Eberswalde-Finow vor den Toren Berlins findet sich mit 25 Flugobjekten und unzähligen Fahrzeugen das Luftfahrtmuseum Finowfurt. Zum 18. Mal öffnen hier im April die Tore für Simson, Moskwitsch oder IFA W50 – vom Gelände-LKW bis zum traumhaften Wartburg-Cabriolet. Mit über 3.000 Fahrzeugen ist alles dabei, was im Ostblock übers Kopfsteinpflaster rollte. Bei zwei Paraden werden Fahrzeuge vorgestellt, auf der Geländestrecke kann man im Tatra oder Kraz mitfahren, eine der letzten DDR-Feldbäckereien bietet frisches Brot an. Wenn der gelbe Museums-Barkas dann die auf der Pritsche befestigte Flugzeugturbine zündet, sind vollends alle aus dem Häuschen. Skurriles an jeder Ecke, auch das Sandmännchen schaut gern mal vorbei.

https://luftfahrtmuseum-finowfurt.de/veranstaltungen/18-ost-fahrzeugtreffen/   

Ostfahrzeugtreffen Finowfurt – Foto: Ulf Schulz

Einbecker Oldtimertage 2025
PS.SPEICHER Einbeck | 04. bis 06.Juli 2025 

Wo liegt das eigentlich, dieses Einbeck? Ziemlich genau in der Mitte zwischen Hannover und Kassel befindet sich Europas größtes Oldtimer-Museum. Vor über zehn Jahren legte Stifter Karl-Heinz Rehkopf den Grundstein dafür in einem alten Kornspeicher. Natürlich braucht es neben einem Museum auch ein Fest, welches die ganze Stadt „oldtimerisiert“ – die Einbecker Oldtimertage! Tausende Besucher zieht es dann in die Stadt des Bockbieres – zu Rallye, buntem Rahmenprogramm und zum großen Oldtimer-Corso durch die Innenstadt.

https://www.ps-speicher.de/details-registrierung/einbecker-oldtimertage-2025-2

Oldtimertage Einbeck – Foto: Ulf Schulz

Classic Days Grand Meeting
Rittergut Birkhof | 1. bis 3. August 2025

Als das „deutsche Goodwood“ wurden die Classic Days Schloss Dyck einst bezeichnet. Völlig zu Recht, waren sie in ihrer Detailverliebtheit doch eines der schönsten Oldtimer-Events in Deutschland. Nach einem Ausflug in den „Green Park“ am Düsseldorfer Flughafen findet die liebevolle Veranstaltung nun in der malerischen Atmosphäre des Rittergut Birkhof bei Korschenbroich ein neues zu Hause. Mit an Bord ist alles, was die Classic Days ausmachen – der Concours „Jewels in the Park“, die Fahrzeuge der Wirtschaftswunderzeit („Lovely Heroes), nostalgische Campingfahrzeuge oder das Club & Country Meeting. Action an der Rundstrecke ist mit den Demo-Fahrten garantiert.

https://www.classic-days.de/

Classic Days 2025 – Fotos: Classic Days

Massen Dirt Track 2025
Finsterwalde | 12. bis 14.September 2025

„Yeehaaa!W heißt es im September bei Finsterwalde in Brandenburg. Mitten im Wald eintauchen in die Welt der amerikanischen Dirt Track Rennen aus dem vergangenen Jahrhundert. Das Set-up könnte kaum originaler sein, besonders wenn die Trainingsläufe am Nachmittag vorbei sind und es in die Wertungsläufe bei Flutlicht geht. Mit einem echten Kanonenstart werden je zwei Kontrahenten pro Lauf ins sandige Oval der Bahn geschickt, Matschspritzer inklusive. Plymouth, Chevy, Ford aber auch Buckelvolvo mischen sich unter die Renngemeinde. Für einen kühlen Kopf sorgen coole Drinks an authentischen Büdchen, die Rock´n´Roll Kapelle spielt im Mondschein und der ein oder andere legt eine heiße Sohle aufs Parkett. Als wäre man irgendwo in Ohio.

https://www.facebook.com/MassenDirtTrack/?locale=de_DE

Massen Dirt Track – Fotos: Ulf Schulz

Legends Grand Prix
Salzburgring |
2. bis 5.Oktober 2025

Der Salzburgring, eine besonders reizvolle Rennstrecke, wird im Oktober 2025 zum Schauplatz des ersten „Legends Grand Prix“. Es geht um echte Rennfahrzeuge und Legenden – Monoposto, Sportprototypen und GT-Fahrzeuge aus dem letzten Millennium, pilotiert von ihren alten Helden. Hans-Joachim Stuck, Prinz Leopold von Bayern oder Kurt Ahrens – in den Demo-Fahrten werden historische Raritäten mit ihren besonderen Geschichten präsentiert. Zum drumherum gehören ein historischer Jahrmarkt mit Zirkus, eine Niki Lauda Hommage und Elvis Presley Tribute Show, Sim-Racing und Car-Influencer.

https://legends-gp.com/

Ein Franzose auf der Chinesischen Mauer

Der Citroën AX ist gut für jegliche Revolution.

Ein Wort musste reichen, und was für ein Wort das war: „Révolutionnaire!“ Bescheidener wollte es Citroën 1986 zur Einführung des AX auf den Werbeplakaten nicht machen. Darüber fand sich das Foto eines roten Kleinwagens mitten auf der Chinesischen Mauer.  Unfassbar! Ein westliches Auto auf dem größten, jemals von Menschen geschaffenen Bauwerk aus der Zeit der Ming-Dynastie. Ein anderes Motiv war das Bild eines chinesischen Jungen in schwarzer Uniform, die Hand zum Victory-Zeichen ausgestreckt. Es steht für Friede, Freiheit und Sieg in einer Zeit des Umbruchs.

Die Ente braucht einen Erben

Auch der Citroën AX soll einen langersehnten Umbruch herbeiführen, hat er doch das große Erbe des scheinbar unsterblichen 2CV anzutreten. Die Ente, von 1949 an ununterbrochen produziert, wird dennoch erst vier Jahre nach AX-Einführung mit fast 3,9 Millionen hergestellten Limousinen ihr endgültiges Bauzeitende erfahren. Citroën Visa und auch LNA treten zwar zwischendurch ins Rampenlicht, können aber an die eigentliche Idee der Ente, eines wirtschaftlichen und umweltbewussten Fahrzeugs für die Massen, nicht ernsthaft anknüpfen.

Ganz schön ökonomisch

Zugegeben, mit seiner knapp gehaltenen, zuerst dreitürigen Karosserie, hätte der nur 3,5 Meter lange Citroën AX zumindest auch optisch unter vielen anderen Marken das Licht der Welt erblicken können. Aber Designer Giuseppe Bertone schneidert dem Franzosen ein innovatives Kleid, welches mit einem cW-Wert von 0,31 das windschlüpfrigste seiner Klasse werden soll. Erster Pluspunkt für die Ökonomie! Zweiter Pluspunkt: Das erste Newtonsche Gesetz! Wir erinnern uns: Mehr Masse beschleunigt schwerer, sich bewegende Masse bremst schwerer!

Frei nach Newton

Kurzum setzt das Lastenheft des AX bei der Entwicklung voll auf Newtons Diät und so rollt das Leichtgewicht 1986 mit nur 640 Kilogramm auf den Pariser Automobilsalon. An allen Enden werden Pfunde gespart, die Heckklappe wird rahmenlos angeschraubt, das Unterteil gleich komplett aus Kunststoff gefertigt. Die erste Sitzprobe fällt umso erstaunlicher aus. Denn der Innenraum folgt dem Motto „Platz ist in der kleinsten Hütte“. Ablagemöglichkeiten gibt es en masse und beim Dreitürer verschwinden im Getränkefach der Türverkleidungen sogar 1,5-Liter-Flaschen wie von Zauberhand.

Power hat er genug

Zunächst als Vergaser-Modelle angeboten, reichen die Hubräume der Vierzylinder-OHC Motoren von 954 bis 1.361 Kubik und bescheren leichtfüßige 45 bis sportlichste 98 Pferdestärken. Damit wird der AX in der GT und GTi Version fast zum Flugobjekt. Aber selbst die kleinste Motorisierung hat leichtes Spiel mit der Fuhre und wirkt nie angestrengt. So aufgestellt, gelingt es dem AX als erstem Großserien-Benziner, die europäische Normverbrauchsmarke von vier Litern auf 100 Kilometern um 0,1 Liter zu unterschreiten.

Rekord mit dem Diesel

Selbst kleine Diesel, wie der 1,6er im Ford Fiesta, brauchen zu dieser Zeit mehr Sprit. Im Februar 1989 zieht ein 1,4 Liter Selbstzünder dann auch konsequent im AX ein. Angespornt und mit Michelin-Leichtlaufreifen sowie einem langen Fünf-Gang-Getriebe ausgestattet, gehen die Franzosen auf Rekordfahrt zwischen Dover und Barcelona. Mit 2,7 Litern Diesel auf 100 Kilometern sichert sich das Federgewicht einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde und avanciert zum sparsamsten Großserienmodell der Welt. Révolutionnaire!

Der AX steht früh unter Strom

Mit rund 330 Einheiten die 1993 in Kleinserie aufgelegt werden, zählt der AX zu den Elektro-Pionieren. Mit einer Reichweite um 100 Kilometer und einem Leergewicht von 995 Kilogramm erreicht der Stromer eine Höchstgeschwindigkeit von 91 km/h bei voll belegten vier Sitzplätzen. Damit nicht genug der Innovationen. Ob als Allrad-Version, im Motorsport oder in den unzähligen Sondermodellen – der AX versteht es, die Herzen zu erobern. Dabei begleiten ihn gerade anfänglich viele Mängel, die Wirtschaftlichkeit wird ob der Menge an Reparaturen arg geschunden. Doch er wird mit knapp 2,6 Millionen gebauten Exemplaren der zweitmeistgebaute Citroën aller Zeiten. Chapeau!

Neue Hits für die Oldie-Parade

Diese Autos von 1995 bekommen den Oldtimer-Status.

BMW Z3: Konkurrenz für die Briten

In „GoldenEye“, im Dezember 1995 in den deutschen Kinos angelaufen, stieg Pierce Brosnan nicht etwa in seinen Aston Martin – sondern schwang sich in einen schnittigen Zweisitzer mit blau-weißem Logo auf der Haube. Damit hatte der BMW Z3 Roadster seine Premiere. Dabei war es seitens des englischen Agenten nicht nur Frevel in ein deutsches Auto zu steigen – vielmehr wurde der Wagen auch noch im frischgebackenen BMW-Werk in South Carolina in den USA gebaut – God save the Queen!

Für 43.700 D-Mark konnte man die bayrische Interpretation eines typisch englischen Roadsters selbst erfahren. Mit langer Motorhaube, knackigem Heck und spritzigen Vierzylindern als 1.8er mit 115 und 1.9er mit 140 PS ging BMW an den Start und schob 1997 endlich auch Sechszylinder bis hin zum M Roadster und Coupé hinterher. Ein Auto, das heute noch einfach Spaß macht.

BMW 5er: Genialer Selbstzünder

Mercedes löst im Mai 95 mit der E-Klasse W210 die legendäre Baureihe W124 ab und BMW kontert im Dezember mit der vierten Generation des 5ers (E 39). Über 30 Millionen Testkilometer spulen die Bayern in der Entwicklung ab, 8.000 davon allein auf dem Nürburgring. Es ging um nichts Geringeres als die Vorherrschaft in der oberen Mittelklasse. Das Rennen endete fast pari – BMW produzierte mehr als 1,48 Millionen Einheiten, Mercedes gute 1,65 Millionen. Natürlich inklusive der Kombi-Modelle. Die Motorenpalette reichte vom kleinen Zwei-Liter-Sechszylinder bis zum M5 mit V8 Motor und gewaltigen 400 PS. Ein Allrad-Antrieb wie beim Vorgänger E34 gab es nicht, dafür wurden die Selbstzünder zu überzeugenden Antrieben in der Business-Klasse. Der 530d wurde 2001 als „Firmenauto des Jahres“ gefeiert und gewann auch ein „Goldenes Lenkrad“.

Mercedes E-Klasse: Echter Klassiker

Die elliptischen Scheinwerfer waren wohl das auffälligste Merkmal der neuen Business-Klasse von Mercedes (Baureihe E 210). Zwar war kein Stuttgarter Auto vorher so stark von Innovationen geprägt, aber auch keines polarisierte mehr. Dazu drehte Mercedes ordentlich an der Kostenschraube. Wasserlösliche Lacke, Elektronikprobleme und eine mangelnde Rostvorsorge machten bis zur Modellpflege einigen Ärger. Dafür wurden Maßstäbe in Sicherheits- und Fahrwerksfragen gesetzt. Allrad, neue Sechszylinder-V-Motoren, ein breites Leistungsspektrum, viel Platz und die von der C-Klasse übernommene Design-Linien Classic, Avantgarde und Elegance ließen nahezu keine Wünsche offen.

VW Sharan und Ford Galaxy: Brüderlich

Manches ändert sich auch in 30 Jahren nicht. Während der neue VW-Transporter bei Ford in der Türkei gebaut wird, trafen sich Ford und VW bereits in den 90ern zum Joint-Venture. Im gemeinsamen Werk in Portugal schickte man Sharan und Galaxy sowie ab 1996 den Seat Alhambra los, um junge Familien mit Großraumlimousinen zu versorgen. Trotz Technik-Sharing mit sparsamen TDI-Selbstzündern oder potenten 2,8 Liter VR6 Motoren waren die Modelle untereinander erbitterte Konkurrenten. In der zweiten Generation löste sich Ford aus dieser Liaison und ging mit dem Galaxy eigene Wege.

Bild: https://www.volkswagen.de/de/modelle.html

Von Ferrari bis Mitsubishi: Der bunte Rest

Traumauto Ferrari F50, flotte Flitzer wie MG F und Fiat Barchetta, Golf-Klasse-Konkurrenten wie Nissan Almera oder Renault Megane, Mittelklässler wie Opel Vectra B oder benzindirekteinspritzender Mitsubishi Carisma – allesamt fühlen sich noch gar nicht so nach Oldtimer an.