Peugeot wird zum Millionär

Der 403 ist nicht bloß durch Inspektor Columbo populär geworden.

(Bild: Wolfgang – stock.adobe.com)

Die Experten der zentralen Klassikabteilung der GTÜ in Stuttgart und vor Ort besitzen die notwendige Expertise für Klassiker aller Art. Sie greifen auf fundiertes Wissen und eine umfangreiche, qualifizierte Datenbank zurück. In loser Folge veröffentlicht das Magazin KRAFTHAND exklusive Einblicke ins Archiv der Sachverständigenorganisation. Diesmal geht es um den Peugeot 403.

Ein Zufallsfund in Hollywood

Er stinkt, er knattert, er sieht aus wie ein Clochard und seine Fehlzündungen klingen wie Pistolenschüsse. Die ach so feine Gesellschaft von Beverly Hills rümpft erst die Nase, bevor sie der pure Schrecken packt. Vorsicht! Columbo kommt! In dem alten Hobel aus Übersee. Das vernachlässigte Peugeot 403 Cabriolet von Inspector „Ach, eine Frage noch“ ist berühmt und gefürchtet. So wie Columbos zerknitterter Trenchcoat und seine nervige Verhörtechnik, die jeden Mörder zur Strecke bringt. Das ideale Fahrzeug für einen kauzigen Ermittler. Schauspieler Peter Falk hat sich seinen Dienstwagen selbst ausgesucht. Er fand ihn vor dem Start der TV-Serie 1970 irgendwo in den Universal Studios, wo er vergessen dahinrostete. Ein einst mit dem Auto geplantes Spielfilmprojekt war nie umgesetzt worden. Ein unwürdiges Zwischenlager für den ehemaligen Bestseller.

Wassergekühlt in Serie

Die Franzosen aus Sochaux hatten genau den richtigen Riecher, als sie auf dem Pariser Automobilsalon 1955 ihren neuen Peugeot 403 präsentierten. Die moderne Pontonform der Karosserie, geformt und veredelt von den italienischen Designern von Pininfarina, sorgte gleich für reichlich Sympathie, den Rest erledigte das Innenleben. „Eine Laufleistung zwischen 300.000 und 400.000 Kilometer“, hatte das Unternehmen versprochen, weshalb die Motoren nicht spektakulär, aber sehr solide ausfielen. Vierzylinder gaben Takt und Ton an. Der 1,3 Liter Verbrenner leistete 48 PS, der 1,5 Liter Motor immerhin 58 PS. Ab 1969 gehörte auch ein 1,8 Liter Dieselmotor mit 48 PS zum Programm – das erste Dieselfahrzeug, das neben den Mercedes 180 D und 190 D in großer Stückzahl produziert wurde. Technisch wartete er zudem mit einer interessanten Neuheit auf. Der Peugeot 403 war das erste wassergekühlte Serienfahrzeug, seine Lüfter wurden temperaturabhängig reguliert. Bei anderen Fahrzeugen im Dauerbetrieb schalteten sich die Lüfter im 403 erst bei 82 Grad Celsius ein und bei 67 Grad wieder aus.

(Bild: Dmytro Surkov – stock.adobe.com)

Die Vielfalt lockt die Massen

Wer einen 403 wollte, hatte die Qual der Wahl. Es gab ihn als Stufenhecklimousine mit vier Türen, als Cabriolet, als fünftürigen Kombi Break, als achtsitzigen Familiale, als Kastenwagen und als Pick-Up (zwei Türen). Die Modellpolitik zahlte sich aus. Zwischen April 1955 und August 1967 wurden weltweit 1,2 Millionen 403 verkauft. Peugeot gehörte plötzlich zum erlauchten Kreis der Hersteller-Millionäre. Dabei hatte der attraktive Preis großen Anteil am Verkaufserfolg. Der Viertürer war in Deutschland mit dem großen Motor bereits ab 7.430 Deutsche Mark zu haben.

Ein kleines, schickes Cabrio gibt es auch

Auch die US-Amerikaner liebten den kleinen, schicken Franzosen. Sie hatten besonders ein Auge auf das Cabriolet geworfen. Davon wurden zwischen 1956 und 1961 allerdings nur 2050 Exemplare gebaut, was bisweilen zu reichlich Lieferschwierigkeiten führte. Neben dem attraktiven Preis (12.790 D-Mark) hatte das Cabriolet zudem ungewohnten Komfort zu bieten. So war der Einstieg der Passagiere in den Fonds des Wagens keine halsbrecherische Turnübung, sondern kinderleicht. Die Lehnen der Vordersitze schwenkten nicht nur weit nach vorn, sondern auch zur Seite. Außerdem gab es optional eine elektromagnetische Kupplung von Jaeger. Dank seiner Feinheiten und seiner Zuverlässigkeit schaffte es der 403 seinerzeit in den USA unter die sieben „best made cars“.

Steven Spielberg mischt auch mit

Der Rest ist (TV-)Geschichte. Erstmals tauchte das ramponierte 403 Cabriolet – zinnfarben, Ausstattung Grand Luxe – 1971 in der Columbo-Folge „Tödliche Trennung“ auf. Regie führte ein weitgehend unbekannter Mann namens Steven Spielberg. Er machte Weltkarriere, das Peugeot Cabriolet insgesamt 42 Folgen. Heute ist es im Privatbesitz einer alten Sammlerfamilie aus Florida. Es steht zum Verkauf. Über seinen Zustand ist nichts bekannt.      

Panzer, Flaggschiff und Traumauto

Was für eine S-Klasse: das Mercedes 280 SE 3.5 Cabriolet.

(Bild: Eagle2308 – stock.adobe.com)

Die Experten der zentralen Klassikabteilung der GTÜ in Stuttgart und vor Ort besitzen die notwendige Expertise für Klassiker aller Art. Sie greifen auf fundiertes Wissen und eine umfangreiche, qualifizierte Datenbank zurück. In loser Folge veröffentlicht das Magazin KRAFTHAND exklusive Einblicke ins Archiv der Sachverständigenorganisation. Diesmal geht es um das Mercedes 280 SE 3.5 Cabriolet.

Viva, Las Vegas!

Was in Vegas passiert, bleibt auch in Vegas. Die Faustregel für Junggesellenabschiede im Spielerparadies von Nevada lässt sich leider nicht immer umsetzen. Schon gar nicht, wenn die Sache derart aus dem Ruder läuft wie in der Hollywood-Komödie Hangover. Die vier Jungs um Bradley Cooper kommen zwar gerade noch rechtzeitig zur Hochzeit nach Hause, aber sie sind schwer angeschlagen. Ihr Auto ist es leider auch, was sich partout nicht verbergen lässt. Das schöne Mercedes 280 SE 3.5 Cabriolet! Ausgerechnet diese elegante S-Klasse.

Eine Klasse für sich

Gut möglich, dass die Ingenieure von Mercedes auch an Las Vegas dachten, als sie 1969 ihr neues Flaggschiff präsentierten. Allerdings nicht an durchgeknallte Saufkumpane, sondern eher an die Schönen und Reichen, die sich dort die Zeit vertreiben und das nötige Kleingeld für ein Traumauto ausgeben. Als die Untertürkheimer 1965 die neue Baureihe ihrer Oberklasse vorstellten, verlieh dem 250 SE noch ein Reihensechszylinder mit 2,5 Liter Hubraum die Kraft von 150 PS, ab Februar 1968 leistete der 2,8 Liter schon 160 PS.

Noch echte Handarbeit

Von Beginn war das Fahrzeug ein Traum: Die Türen fielen satt ins Schloss, man fühlte sich sicher wie in einem Panzer. Innen überall Holz und Leder, dünnes, großes Lenkrad, die Liebe zum Detail unübersehbar, alles beste Wertarbeit. Allein für das Verdeck des Cabriolets nahmen sich die Mitarbeiter 16 Stunden Zeit für exakte Handarbeit. Rein äußerlich verlieh die ungewöhnlich niedrige Gürtellinie der 4,90 Meter Luxuskarosse eine besondere Eleganz. Die wurde später noch dadurch verstärkt, dass auch der typische Benz-Kühlergrill flacher und breiter wurde.

Auch die Maschine ist ein Träumchen

Toppen konnte dieses Modell nur noch ein zukunftsweisendes Aggregat. Das präsentierte Mercedes 1969. Der V 8-Motor aus Guss überzeugte mit Aluminium-Zylinderköpfen und einer Nockenwelle pro Kopf. Die elektronische Bosch-Benzineinspritzung und die Transistorzündung verhalfen der 3,5 Liter Maschine immerhin zu 200 PS. Von Null auf 100 km/h beschleunigte das knapp zwei Tonnen schwere Fahrzeug in weniger als zehn Sekunden.

(Bild: Sergey Kohl – stock.adobe.com)

Die große Preisfrage

Eigentlich war der kurzhubig angelegte Motor sehr drehfreudig, dies auszunutzen gehörte aber nicht zum guten Ton. Das große Cabriolet cruiste auch souverän, ein lustvoll schwebendes Verfahren. Natürlich fiel auch der Preis unter die Kategorie Oberklasse und betrug rund 35.000 Deutsche Mark ohne Extras. Bis 1971 wurden nur 1.232 Fahrzeuge gebaut, die meisten davon landeten in den USA.

Ein Tiger macht alles kaputt

Eine Rarität also, die den Sammlerwert in die Höhe steigen ließ. Heute kann ein Mercedes 280 SE 3.5 Cabriolet gut und gern über 300.000 Euro kosten. Umso schmerzhafter, wie die Hollywood-Komödianten mit dem schönen Klassiker umgingen. Laut Hangover-Drehbuch saß der Tiger – das Hauskätzchen von Mike Tyson – in Las Vegas ja leider nicht im Tank. Sondern im Inneren des Wagens, wo er sich an Verdeck und Leder austobte, um seinem Unmut Luft zu machen. Gerüchten zufolge sollen während der Dreharbeiten fünf (!) dieser Fahrzeuge beschädigt oder völlig zerstört worden sein. Wie viele davon auf das Konto des losgelassenen Tigers gehen, wurde nicht verraten.    

Die Türen werden einfach versenkt

GTÜ Classic erinnert an den Roadster BMW Z1.

Auch farblich passend (Foto: Belogorodov – stock.adobe.com)

Wie muss ein Auto aussehen, das die Emotionen auf Touren bringt wie kein anderes Fahrzeug zuvor? Muss es Türen haben und ein Dach? Zur Klärung dieser verkaufsfördernden Frage gründete BMW 1985 eine eigene Tochterfirma: die BMW Technik GmbH. Unter der Leitung von Geschäftsführer Ulrich Bez und Chefdesigner Harm Lagaay sollte abseits der Serienproduktion ein Fahrzeug entstehen, das die Rolle als Technologie- und Imageträger gleichermaßen ausfüllt. Flott und von Hand gefertigt. Heraus kam ein Roadster, der es in sich hatte. 1987 zog der BMW Z1 auf der Frankfurter IAA erstmals alle Blicke auf sich: keilförmige Front und ein eckiges, für damalige Verhältnisse bulliges Hinterteil. Für die eigentliche Sensation des offenen Zweisitzers sorgten seine versenkbaren Türen. Auf Knopfdruck verschwanden sie in den mächtigen Seitenschwellern.

Eine ziemlich windige Angelegenheit

Wer bei Ausfahrten in die Sommerfrische diese offenste aller offenen Optionen zog, erlebte eine windige Angelegenheit. Nicht wenigen war diese Frischlufterfahrung ein bisschen zu viel. Was den Fahrspaß betraf, herrschte allerdings Einigkeit. Dieser BMW zog durch die Kurven wie auf Schienen. Eine Eigenschaft, mit der Roadster in aller Regel nicht glänzen. Beim BMW war dies das Ergebnis des außergewöhnlichen Konzepts. Zum Beispiel die Karosserie. Das Stahl-Monocoque wurde am Stück feuerverzinkt, was Lebensdauer und Torsionssteifigkeit deutlich erhöhte. Nichttragende Karosserieteile aus thermoplastischem Kunststoff – also Seitenwände, Kotflügel, Schweller-Verkleidungen, Stoßfänger und Türen – waren mit dem Chassis verschraubt. Bei Front-, Heck- und Verdeck-Klappe entschied sich BMW für Glasfaserverstärkten Kunststoff (GfK). Den aerodynamischen Fahrzeugboden, eine im Rahmen eingeklebte Sandwichstruktur, steuerte Messerschmitt-Bölkow-Blohm bei.

Es geht noch ein bisschen flotter

Beim Fahrwerk setzten die BMW-Visionäre auf die Spurtreue der Federbein-Vorderachse aus dem Dreier-BMW, die Doppelquerlenker-Hinterachse konzipierten sie neu und setzten sie später auch in der Großserienproduktion ein. Der Motor saß zudem hinter der Vorderachse, der Antrieb an der Hinterachse, was für eine optimale Gewichtsverteilung sorgte. Apropos Aggregat: Dem Z1 hauchte der 2,5-Liter Sechszylinder aus dem BMW 325 i Leben ein. Mit 170 PS war der Roadster somit ausreichend motorisiert, dennoch kam immer mal wieder der Wunsch nach etwas mehr Power auf, zumal 1.300 Kilogramm Leergewicht für einen Roadster ganz schön dick auftragen. Von Null auf 100 km/h beschleunigte der Z1 in 7,9 Sekunden, seine Höchstgeschwindigkeit erreichte er bei 225 km/h.

Handarbeit muss bezahlt werden

Der fast perfekte Roadster? Viel fehlte nicht. Das Frischluft-Vergnügen hatte auch seinen Preis. Zwischen 1989 und 1991 kletterte der Preis von gut 80.000 Deutsche Mark auf 89.000 Deutsche Mark. Insgesamt wurden in dieser Zeit exakt 8.000 Fahrzeuge von Hand gefertigt. Wer heute in den Genuss der zeitlosen Schönheit kommen will, sollte ein paar Dinge beachten. Ganz frei von Verschleißerscheinungen ist auch der Z1 nicht. Je nach Laufleistung und Pflege können am Motor Nockenwellen und Zylinderkopfdichtungen an Alterserscheinungen leiden. Für ein gut erhaltenes Exemplar muss der Liebhaber schon mit rund 40.000 Euro rechnen. Wer vielleicht selbst Hand anlegen will, kann sich zumindest auf eine leichte und gute Versorgung mit Ersatzteilen verlassen. Nur: Billig sind die Teile nicht.