Fahrlehrer: „Monopol ist nicht mehr zeitgemäß“

Die GTÜ bekommt Verstärkung beim Kampf gegen das Monopol bei den Fahrerlaubnisprüfungen.

(Foto: Clemens Herwig HNA)

Fahrschulbesitzer Aribert Kirch aus dem hessischen Alheim ist leidgeprüft, was das Monopol bei den Fahrerlaubnisprüfungen angeht. Im Gespräch berichtet er von den vielen Hürden im Alltag – und wäre froh, wenn mit der Zulassung einer Organisation wie der GTÜ Abhilfe geschaffen werden könnte. Dafür setzt er sich auch in seiner Funktion als Vorsitzender der Hessischen Fahrlehrervereinigung ein.

Herr Kirch, warum sind Sie so ein engagierter Kämpfer gegen das Monopol geworden?

In meinem Alltag habe ich immer wieder erfahren, dass Fahrschüler keine Lobby besitzen. So hat der TÜV ohne stichhaltige Begründung einen Standort für die Theorieprüfungen geschlossen, Fahrschüler müssen jetzt Anfahrtswege von teils mehr als 25 Kilometer in Kauf nehmen. Im Falle der Mofa-Fahrerlaubnis bedeutet das für einen 15-Jährigen einen Weg von 50 Kilometern, nur um die Prüfbescheinigung zu bekommen. Viele Fahrschüler können ihre Prüfungen nicht zeitnah ablegen, weil der TÜV nicht genügend Prüfplätze zur Verfügung stellt. Immer wieder passiert es, dass nur halb so viele Prüfungen abgenommen werden, wie wir angemeldet haben. Dann müssen wir die Fahrschüler erneut anmelden und die ganze Prozedur beginnt von vorne. Das geht auf Kosten der Fahrschüler und hindert uns an der Ausübung unseres Berufs. Nur als Monopolist kann sich der TÜV erlauben, seine Kunden wie Bittsteller zu behandeln.

Warten statt starten: die härteste Prüfung (Foto: Bernhard Kahrmann)

Können Sie Ihre Kritik noch etwas näher erläutern?

Selbstverständlich! Es werden zum Beispiel vom TÜV Regeln zum Nachteil der Fahrschüler aufgestellt, die diese schlucken müssen. Auch wir Fahrlehrer sind mit kleinlichen Vorgaben auf 15 Seiten gegängelt worden. In Thüringen, wo die Dekra – wie in den anderen neuen Bundesländern auch – prüft, reicht aber ein einziges Blatt mit Vorschriften. Dort können auch Prüftermine kurzfristig abgesagt werden und ein anderer Prüfling kann zum Zuge kommen. Bei uns müssen die Fahrschüler in den meisten Fällen trotzdem zahlen. Der TÜV behandelt die Fahrschüler nicht wie Kunden, sondern sieht sie als bequeme Einnahmequelle. Ein weiteres Beispiel für die allgemeine Kundenunfreundlichkeit ist die komplette Abschaffung der Barzahlung. Die meist jugendlichen Fahrschüler müssen stattdessen umständlich erstmal Gutscheine erwerben.

Was können Sie gegen die Willkür des TÜVs tun?

Unser Ziel ist die Zulassung weiterer Organisationen, die die Fahrerlaubnisprüfungen abnehmen dürfen. Bei den Kfz-Untersuchungen nimmt schon lange nicht mehr eine einzelne Organisation allein die Prüfungen ab. Dort sieht man: Der Wettbewerb stärkt die Rechte der Kunden. Das Gesetz zu den Fahrerlaubnisprüfungen stammt aus dem Jahr 1947. Das ist nicht mehr zeitgemäß.

Haben Sie schon etwas erreicht?

Wenn der Fahrschüler zur Prüfung nicht erscheint, sind die Fahrschulen in Hessen heute keine Kostenschuldner des TÜV mehr. Dies ist ein Erfolg der Fahrlehrervereinigung Hessen, den wir zusammen mit unserem Rechtsanwalt Dieter Posch erreicht haben. Mit Posch, der selbst elf Jahre Wirtschafts- und Verkehrsminister in Wiesbaden gewesen ist, hatten wir einen Termin im Ministerium, bei dem auch Vertreter vom TÜV dabei gewesen sind. Das Verkehrsministerium beauftragte daraufhin den Regierungspräsidenten von Darmstadt mit der Überprüfung der Anordnungen des TÜV. Dieser stellte fest, dass die Vorschriften teilweise rechtswidrig waren. Das sogenannte Merkblatt musste danach geändert werden, von ehemals 15 Seiten sind noch zwei Seiten übriggeblieben. Das wichtigste Ergebnis ist, dass bei namentlicher Meldung der Fahrschüler die Fahrschulen nicht mehr als Kostenschuldner dastehen, wenn der Fahrschüler nicht erscheint.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir konnten schon Politiker für das Thema sensibilisieren, Anfragen zum Monopol bei den Fahrerlaubnisprüfungen wurden im Hessischen Landtag sowie im Bundestag gestellt. Hessenweit informieren wir Fahrschulen mithilfe unseres Newsletters, es gab mehrfach Beiträge in Presse und Rundfunk, wir knüpfen Kontakte mit Mitstreitern und machen Entscheidungsträger auf die Probleme aufmerksam. Wir sind der Überzeugung: Das Monopol von TÜV in den alten und Dekra in den neuen Bundesländern gehört auf den Prüfstand. Und dann abgeschafft!

Zur Person: Aribert Kirch

Aribert Kirch, 64 Jahre alt, bildet seit über 35 Jahren Fahrschüler in Alheim, Rotenburg an der Fulda und Bebra aus. Er besitzt eine Fahrschule mit 10 Mitarbeitern und ist Vorsitzender der Fahrlehrervereinigung Hessen. Für die FDP engagiert er sich in der Kommunal- und Landespolitik. Sein Credo: Mehrheiten bekommt man mit guten Argumenten.

Treffpunkt Lübeck: Der GTÜ-Bundeskongress ruft

Das größte überregionale Treffen der GTÜ-Gemeinschaft findet am 1. und 2. Oktober in Lübeck statt.

Mobilität und Technik im Wandel, wir leben in spannenden und herausfordernden Zeiten. Dementsprechend steht der Bundeskongress der GTÜ in den Lübecker Musik- und Kongresshallen unter einem zukunftsträchtigen Motto: „Technologie braucht Vertrauen“.

Ein Stelldichein prominenter Gäste

Die GTÜ-Geschäftsführung mit Dimitra Theocharidou-Sohns und Robert Köstler ist sich samt dem Organisationsteam sicher, bei diesem Bundeskongress eine echte Aufbruchstimmung zu erleben. Dafür sprechen schon das Programm und die eingeladenen Gäste wie Dr. Bernd Buchholz, den Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein sowie Richard Damm, den Präsidenten des Kraftfahrt-Bundesamtes. Durch den Kongress sowie den Festlichen Abend in der Rotunde führt Fernsehmoderator Jochen Breyer, den meisten schon vom letzten Bundeskongress in Berlin sowie aus dem ZDF-Morgenmagazin und dem Sportstudio bekannt.

Impulse für die Zukunft der GTÜ-Partner

Die Fortbildung für Prüfingenieure zum Thema „Technische Mängel als Ursache von Verkehrsunfällen“ gehört ebenso zur abwechslungsreichen Agenda wie Beiträge von Dr. Oliver Brockmann, dem Vorsitzenden der GTÜ-Gesellschafterversammlung, dem Informatik-Professor Eric Sax oder dem DAT-Experten Jens Nietzschmann. Auch die Podiumsdiskussion befasst sich mit der (digitalen) Zukunft und den Auswirkungen auf den Alltag der GTÜ-Partner und Prüfstellen. Der Bundeskongress wird abgerundet durch die Key-Note-Speakerin Daniela Ben Said, die die Veranstaltung mit Witz und Charme zusammenfassen wird.

Direkter Austausch nach langer Zwangspause

Neben den fachlichen Impulsen steht diesmal nach der langen Pandemie-Auszeit besonders die Pflege der persönlichen Beziehungen und der Austausch unter den GTÜ-Partnern im Mittelpunkt, beginnend mit dem „Get together“ am Freitagabend oder dem begleitenden Rahmenprogramm über das Wochenende. Viel zu lange mussten alle auf persönliche Treffen verzichten. Selbstverständlich berücksichtigen die Veranstaltungen die gültigen Hygieneregeln.

In den kommenden Wochen greift auch der GTÜ-Blog die Themen des Bundeskongresses auf.

Jetzt neu: Unser Gebraucht-Report 2022

Die Preise von Gebrauchtwagen steigen. Aber bloß keine Hektik: der neue GTÜ-Gebraucht-Report liefert alles Wissenswerte.

Die Preise von Gebrauchtwagen steigen. Aber bloß keine Hektik: der neue GTÜ-Gebraucht-Report liefert alles Wissenswerte.

Gebraucht ist das nächste Neu: die Preise für gebrauchte Automobile sind nicht bloß stabil, sie steigen sogar. Seit Mitte des Jahres weisen die Kurven in allen Fahrzeugsegmenten nach oben. Umso wichtiger, die richtige Entscheidung zu treffen und einen fairen Preis auszuhandeln. Die gebündelte Kompetenz der GTÜ-Sachverständigen und der Testredakteure der „Auto Zeitung“ sorgt mit dem 196 Seiten starken Sonderheft „Gebraucht-Report 2022″ für Transparenz auf dem Gebrauchtwagenmarkt. Der wird zunehmend digitaler, aber auch unübersichtlicher. Die 5,50 Euro für das 196 Seiten starke Magazin sind daher eine sinnvolle Investition. Der Report ist seit dem 15. September im Zeitschriftenhandel erhältlich.

Leicht orientieren mit der Ampel-Grafik

Die Auswertung von fast fünf Millionen Prüfergebnissen der GTÜ-Partner liefern die perfekte Grundlage, um mit dem Gebraucht-Report seriöse Entscheidungshilfen zu geben. Aus der Datenmenge ermittelten die Experten der Stuttgarter Prüf-und Sachverständigenorganisation jeweils die Stärken und Schwächen der einzelnen Modelle aus sieben verschiedenen Segmenten. Die 250 beliebtesten Fahrzeuge werden detailliert vorgestellt. Eine Ampelgrafik zeigt dabei auf den ersten Blick, ob die Mängel in den einzelnen Baugruppen über- oder unterdurchschnittlich oft auftreten. In den diversen Altersklassen geben die Farben Grün, Gelb und Rot anschaulich Auskunft über die Mängel an Fahrwerk, Lenkung/Spurstangen, Bremsanlage, Karosserie/Bodengruppe, Licht/Elektrik, Öldichtigkeit Motor/Antrieb und Abgasanlage.

Geballte Information: Was ist mein Auto wert?

Die Gebrauchtwagenpreise erreichen seit 2020 Rekordniveau. Käufer und Verkäufer gleichermaßen profitieren daher auch von einer umfangreichen Tabelle mit mehr als 10.000 Händlereinkaufspreisen der Deutschen Automobil-Treuhand GmbH (DAT). Die geballten Informationen des GTÜ-Gebrauchtwagenreports ermöglichen eine objektive Fahrzeugeinschätzung sowie den Vergleich verschiedener Modelle. Ein Serviceteil mit Übersichten zu Unterhaltskosten, Versicherungen, Reifen und Pflegeprodukten rundet den Gebraucht-Report 2022 ab.