Eine Geschichte von Luft und Liebe

Classic-News: Wie Porsche zum Synonym für Turbo wurde

Foto: Willian Cittadin auf Unsplash

Manchmal sind es die unterschiedlichen Tonlagen, die einem ein Auto zum Freund machen. Begehen wir das Jubiläum eines deutschen Ausnahme-Sportwagens daher doch ganz einfach akustisch: da ist dieses charakteristische Pfeifen, wenn der Turbolader einsetzt. Oder jenes Knistern am Ende einer langen Ausfahrt. Das unterdrückte Kreischen, wenn es in die oberen Drehzahlregionen geht (gemeint ist damit nicht die Reaktion auf dem Beifahrersitz). Vor allem aber dieses dunkle, satte Grollen, wenn der 911 Turbo seine ganze Kraft entfaltet hat und sich auf Reiseflughöhe befindet.

Turbo wird zum Prinzip

Vor einem halben Jahrhundert feierte der Turbo seine Premiere als Serienauto, lackiert in Vipergrün-Diamant, innen mit schwarzem Leder und Tartan-Sitzmittelbahnen. Und außen lässt ein mächtiger Flügel am Heck erahnen, was sich darunter an Power verbirgt. Seither gilt das Auto nicht bloß als Synonym für ein technisches Prinzip, sondern für die ganze Marke: Porsche ist Turbo. Und Turbo wird auch im allgemeinen Sprachgebrauch immer dann gebraucht, wenn es das normale Superlativ nicht tut. Sogar bis hin zum Turbo-Abi. Dagegen nimmt sich die Ankündigung von 1974, Deutschland kam gerade aus der Ölkrise, beinahe bescheiden aus. Zitat: „Trotz überragender Leistungsfähigkeit verzichtet der neue Porsche auf alle negativen Attribute konventioneller Höchstleistung. Er ist weder hart noch spartanisch ausgestattet oder empfindlich im Betrieb.“ Einfach eine Klasse für sich, auch nach fünf Jahrzehnten noch.

Konsequenter Klassiker

Damals taten es 191 kW (260 PS), damals einer der schnellsten Fahrzeuge seiner Zeit. In der jüngsten Ausprägung sind daraus 427 kW (580 PS) geworden. Das Erfolgsrezept Turbo ist die ständige technische Evolution eines zeitlosen Klassikers. Konsequenz und Stärke sind dabei unveränderte Tugenden. Der 911 Turbo, der seine Gene aus dem Rennsport hat und dessen Prinzip der Kreativität des genialen Stuttgarter Motorenkonstrukteurs Hanz Mezger entsprungen ist, gilt als klares Bekenntnis zur Leistungsstärke. Turbo-Fahrer nehmen für ihren Sportwagen und für sich auch gern eine gewisse Charakterstärke in Anspruch. Die Krönung jeder Elfer-Baureihe.

Die Grenze des Machbaren

Der Turbo steht vor allem für eine Kombination Sportlichkeit und Alltagstauglichkeit, für ein intensives Fahrerlebnis. Oder, wie es der Hersteller selbstbewusst ausdrückt: „Ein Turbo markiert immer die Grenze des Machbaren.“ Auf der Straße ist er ein Porsche, der Dir den Atem rauben kann. Der durchaus seinen eigenen Willen hat, dessen Leistung aber längst für jedermann fahrbar scheint. Aber es will immer noch gezähmt werden, dieses markante Heck. Oder, wie es ein Testfahrer angesichts der Neuvorstellung notierte: „Seine Anhänger wird es freuen, er ist ein Tier geblieben.“ Treue Turbo-Freunde sehen darin ein echtes Erweckungserlebnis. Brachiale Gewalt entfesseln, wenn es sein muss, die Bremsen.

Starke Liebe zur Straße

Ansonsten fährt viel Eleganz mit, und auch mächtig viel Souveränität. Turbofahren kann sich zum Lebensgefühl verdichten. Es ist auch das Gefühl, jederzeit die Erwartungen übertreffen zu können, sich aber niemandem beweisen zu müssen. Immer wieder über das Gewöhnliche hinauszugehen. Es ist das Gefühl von „mehr“. Die Luft wird ihm so schnell nicht ausgehen. Der Liebe zur Straße wird er treu bleiben. Das ist das ewige Turbo-Versprechen.

Filmen im Straßenverkehr – ein heikles Thema

Taugen Dashcams als mögliche Beweismittel?

Ein Leben ohne Bewegtbild ist für die meisten Menschen inzwischen nicht mehr denkbar. Immer häufiger spielen Kameras auch eine Rolle im Straßenverkehr. Passanten haben das Mobiltelefon greifbar, um zu filmen, was sich abspielt. Bei vielen Radfahrern prangt eine GoPro am Helm – und immer häufiger sind hinter der Frontscheibe Dashcams angebracht. Die Aufnahmen dienen nicht nur der Dokumentation für eigene Zwecke, wie beispielsweise Reisetouren. Im Falle eines Unfalls werden sie auch gern als Beweismittel genutzt. Aber: ist das überhaupt zulässig?

Im Grundsatz erlaubt, aber…

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung hat sich damit auch der Bundesgerichtshof (BGH) befasst. Die Karlsruher Richter fällten am 15. Mai 2018 ein Grundsatzurteil (Az. VI ZR 233/17), wonach Dash-Aufnahmen grundsätzlich zugelassen werden können. Allerdings variiert die Rechtsprechung. Ob und wie die Filmchen verwendet werden dürfen, hängt vom individuellen Einzelfall ab. Deshalb sind auch alle Hinweise in diesem Blogbeitrag ohne Gewähr.  In anderen Ländern, wie Großbritannien, Italien, Spanien oder Dänemark sind die Kameras im Auto erlaubt, zumindest eingeschränkt und zum privaten Gebrauch.

Einzelne Szenen entscheiden

Streitbar sind die Aufnahmen vor allem aus datenschutzrechtlichen Gründen. So gilt grundsätzlich, dass eine Dashcam nicht permanent aufzeichnen darf, sondern nur einzelne Situationen. „Anlassbezogen“ heißt der entsprechende Fachbegriff, was dann vor Gericht wiederum Auslegungssache ist. Überschreibt der Kamerarecorder jedoch in kurzen Abständen immer wieder das Material, darf das als Einzelszene gelten („Loop“-Funktion). Erst bei Unfällen ist eine längerfristige Speicherung zulässig, da nach Ansicht von Unfallermittlern die Bilder deutlich aussagekräftiger sind als Erinnerungsprotokolle der Beteiligten.

Datenschutz als höchstes Gut

In einem Prozess vor dem Amtsgericht München wurde die Kamera eines Radfahrers mit der Begründung zugelassen, dass bei den Aufnahmen die Interessen beider Parteien gegeneinander abzuwägen wären. Andere Juristen aber stellen das Persönlichkeitsrecht und die Datenschutzgrundverordnung über ein Ermittlungsinteresse, denn niemand darf gegen seinen ausdrücklichen Willen gefilmt werden. Sind auf einer Dashcam keine Personen zu sehen, tun sich Gerichte offenbar leichter mit der Zulassung als Beweismittel. Wer dauerhaft filmt und dabei erwischt wird, riskiert selbst ein Bußgeld.

Kamera als Parkwächter

Unabhängig von den selbst angebrachten Dashcams werden auch mehr und mehr Fahrzeuge mit integrierten Kameras ausgestattet, die auch die Umgebung filmen, wenn sie geparkt sind, zum Beispiel bei Tesla. Dort nennt sich diese Funktion treffenderweise „Wächter“-Funktion, und sollen bei geparkten Fahrzeugen verdächtige Aktivitäten aufzeichnen. Der Hersteller bezeichnet das als „intelligente Diebstahlwarnanlage“. Standardmäßig ist der Modus aktiviert, kann aber auch per Sprachbefehl schnell aktiviert werden: „Beschütze mein Auto.“

Keiner transportiert Gefühle so schön wie der Bulli

Von wegen Nutzfahrzeug – auch bei der GTÜ ist der legendäre VW Kult.

Der Himmel über Niedersachsen ist wolkig, an diesem 8. März 1950, es könnte bald regnen. Trübe Aussichten. Kein Wunder, dass das kastenartige Fahrzeug mit der bürokratischen Bezeichnung VW Typ 2 T1 fortan die Flucht antreten wird, und wie kaum ein anderes deutsches Auto für Freiheit und Freundlichkeit steht. Vor einem Dreivierteljahrhundert wird die Grundlage für das heute populäre Van-Life erfunden, nur weiß das damals noch einer.

Wie der Bulli zu seinem Namen kam

Das Auto wird zum Klassiker, besonders die Modelle der zweiten Generation. Weil die Bezeichnung T2 aber auch nicht besonders sexy klingt, hat sich die Fangemeinde schnell auf die Kurzform „Bulli“ geeinigt, die wohl durch das Zusammenziehen der Wörter „Bus“ und „Lieferwagen“ entstanden ist. VW hatte sich Jahrzehnte lang nicht getraut, den Kosenamen offiziell zu benutzen, wollte keinen Rechtsstreit mit der Traktorfabrik Heinrich Lanz riskieren, die einen „Bulldog“ im Programm hatte. Schützen lassen hatte sich das Wort aber die Kässbohrer AG. Aber der Bulli als Inbegriff für Reiselust und Lustigkeit auf Reisen war nicht zu stoppen. Auch die GTÜ hat einen in ihrem Fuhrpark, der bei vielen Veranstaltungen ein Hingucker ist. Er transportiert nicht nur Menschen, sondern auch Gefühle.

Hip, aber nicht bloß für Hipster

Bullifahren ist ein ewiges Versprechen, das Erlebnis beginnt schon auf dem Weg, macht den grenzenlosen Erfolg und den Kultstatus aus. Wenn man so will ein Fluchtfahrzeug, raus aus dem Alltag, rein ins Fahrvergnügen. Jedes Anhalten wird zum Innehalten. Das Abenteuer liegt vor der Schiebetür. Für die Romantik braucht es ja nicht immer gleich ein Lagerfeuer. Gerade in diesen digitalen Zeiten ist ein analoges Erlebnis, noch dazu eins, das manchmal ruckelt, sein Geld wert. Selbst bei schlechtem Wetter sorgen die vielen großen Scheiben dafür, dass der Flower-Power-Film ablaufen kann, zumindest gedanklich. Wären wir nicht alle gern ein bisschen Hippie? Oder einfach nur hip, ohne sich als Hipster verkleiden zu müssen. Der Bulli lehrt uns Toleranz, nimmt alle mit, begeistert Frauen wie Männer, gehört zu keiner bestimmten Gesellschaftsschicht. Jeder sieht in ihm etwas anderes, davon zeugen Zehntausende Beiträge in einschlägigen Internet-Foren. Die einen wohlen bloß schrauben, die anderen vom Dachzelt aus in den Sternenhimmel gucken. Ganz klar, dieser Wagen steigert die Fantasie. Besser gesagt: Van-tasien.

Beziehungskiste auf Rädern

Der Bulli ist eine echte Beziehungskiste. Steht für ein besonderes Lebensgefühl, oder einfach nur unverfälschte Lebensfreude. Ein Traumwagen, in dem jede Fahrt zur Momentaufnahme taugt. Multipliziert mit dem Faktor Nostalgie. Auch der trägt zum besonderen Charme bei. Im Feuilleton der Tageszeitung „Welt“ wird der Siegeszug des über 13 Millionen mal gebauten Modells auch seinem freundlichen Antlitz zu: „Die unschuldigen Frontscheinwerfer, die lächelnde Stoßstange und die staunenden Augenbrauen des Kühlergrills.“ Eine rollende Designikone. So hat er es auch ins Bonner Haus der Geschichte geschafft.

Die Reise geht immer weiter

Bulli-Reisen enden für gewöhnlich nicht, wenn man zurückgekehrt ist. Die Spuren des Trips mögen zwar physikalisch weggewischt sein, aber in die Seele haben sie sich längst fest eingebrannt. Auch das hat mit der Magie zu tun, die anderen Fahrzeugen fehlt – und steht für eine große Sehnsucht. Bei Westfalia, wo unzählige Sonderausstattungen den Kastenwagen in einen stilvollen Camper verwandelt haben, ist die unschlagbare Kernthese geprägt worden: „Man ist zu Hause, wo man sich zu Hause fühlt.“ Auch auf Rädern.