- 29. April 2024
- Sicherheit & Praxis
- Rüdiger Abele
Auf Herz und Bremsen geprüft: Nutzfahrzeuge bei der HU
Gründliche Checks machen die Hauptuntersuchung unverzichtbar
Die Hauptuntersuchung (HU) trägt grundlegend zur Verkehrssicherheit und zum Umweltschutz auf unseren Straßen bei. Zahlreiche GTÜ-Partner widmen sich nicht allein Pkw- und Motorrädern, sondern ebenso ganz großem Gerät: den schweren Nutzfahrzeugen. Dazu gehören Sattelzugmaschinen, Busse oder Anhänger jeder Gewichtsklasse. Einer dieser GTÜ-Partner ist Jörg Lubnau in Bochum-Linden. „Die HU an einem Nutzfahrzeug dauert länger als bei einem Pkw – in der Regel etwa eine Stunde, abhängig vom Alter und Zustand des Fahrzeugs“, sagt der promovierte Ingenieur. „Diese Zeit ist gut investiert, denn sie dient der Feststellung von potenziellen Sicherheitsmängeln.“
Komplexe Aufgabe
Die Hauptuntersuchung bei schweren Nutzfahrzeugen ist deutlich komplexer als bei Personenwagen. „Die Prüfung der Druckluftbremsanlage ist besonders spannend. Dabei werden unterschiedliche Ventile geprüft, die Drücke aus unterschiedlichen Bremskreisen müssen abgelassen und wieder befüllt werden. Auf diese Weise wird etwa der Ausfall eines Bremskreises simuliert“, beschreibt Lubnau das Vorgehen. Dies sei nur einer von vielen speziellen Prüfpunkten bei der Nutzfahrzeug-HU. Diese erfordert nicht nur zusätzliches Fachwissen, sondern auch spezielle Einrichtungen und Prüfmittel.
Standortvorteile nutzen
„Unsere großzügige Prüfhalle mit leicht zugänglicher Einfahrt ermöglicht es, selbst große Fahrzeuge problemlos zu untersuchen“, sagt der engagierte Prüfingenieur mit Begeisterung. Das mache sein Unternehmen zu einem bevorzugten Anlaufpunkt für viele Firmen aus der Region. „Beim Bau unserer Halle haben wir von vornherein daran gedacht. Sie ist lang genug für eine Sattelzugmaschine mit Auflieger oder für einen Gelenk-Stadtbus sogar mit zweiachsigem Nachläufer. Und sie ist hoch genug, dass selbst ein doppelstöckiger Reisebus problemlos einfahren kann.“
Häufige Mängel und deren Prävention
Bei der HU kommen verschiedene Mängel häufig vor, die bei regelmäßiger Wartung vermeidbar sind. „Dazu zählen Probleme an der Druckluftbremsanlage, bei Lkw lösen sich mitunter auch Aufbauverbindungen zwischen Rahmen und Hilfsrahmen“, erläutert der Experte. Bei Bussen seien ebenfalls Mängel am Aufbau vergleichsweise häufig, aber auch an Fahrwerksteilen oder der Lichtanlage.
Spezifische Prüfaspekte
Die Hauptuntersuchung der „dicken Dinger“ umfasst einige spezifische Prüfaspekte. Bei älteren Anhängern beispielsweise achtet der Prüfingenieur neben der Druckluftbremsanlage auch auf die Drehschemel-Lenkung. So stellt er sicher, dass die Manövrierfähigkeit und Stabilität unter verschiedenen Bedingungen stets gewährleistet ist. Busse erfordern eine Reihe zusätzlicher Blicke im Sinne der Passagiersicherheit. Dazu gehört das Prüfen der Schließkraft der Türen sowie deren Reversiereinrichtung, damit sie sich im Notfall schnell und effektiv öffnen lassen. Sind Feuerlöscher und Nothämmer vorhanden und gut zugänglich? Funktioniert die Haltewunschanzeige der Passagiere? Sind Sitze, der rutschfeste Bodenbelag und die Hubeinrichtung für Rollstuhlfahrer in Ordnung? Diese und weitere Punkte untersuchen die Prüfingenieure sehr genau.
Faszination Nutzfahrzeug
Jörg Lubnau fasziniert die Arbeit an den schweren Nutzfahrzeugen. „Es ist ein spannendes Spezialkapitel der Automobiltechnik mit ebenfalls viel Hightech heutzutage. Mir macht es jedes Mal Freude, wenn ein Lastwagen oder Bus aufs Gelände biegt – was durchschnittlich einmal pro Tag der Fall ist.“ Außerdem: Die regelmäßige und gründliche Hauptuntersuchung sei bei schweren Nutzfahrzeugen nicht nur vorgeschrieben, sondern unverzichtbar für die Sicherheit auf unseren Straßen. Sie können Unfälle verhindern helfen und schützt somit Fahrzeughalter und Fahrer, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer. Ein Rundumnutzen also.
HU und SP – viele spezifische Regelungen für verschiedene Fahrzeugarten
Ein paar Beispiele: Für Nutzfahrzeuge gelten spezifische Fristen für die Hauptuntersuchung (HU) und die Sicherheitsprüfung (SP), die sich je nach Alter, Geschwindigkeit und Gewicht unterscheiden. Lastwagen (LKW) mit einem Gesamtgewicht von mehr als 7,5 Tonnen müssen jährlich zur HU. Zudem muss an diesen, wenn sie älter als 36 Monate sind und schneller als 40km/h fahren, 6 Monate nach der HU eine SP stattfinden.
Für Anhänger größer 40km/h und größer 3,5 Tonnen bis zu 10 Tonnen zGG ist ebenfalls eine jährliche Hauptuntersuchung vorgeschrieben. Anhänger von mehr als 10 Tonnen zGG müssen, wenn sie älter als zwei Jahre sind, zusätzlich zur HU eine SP erhalten. Wobei die HU und SP im jährlichen Rhythmus erfolgen. Dabei hat jedoch die SP erst sechs Monate nach der HU zu erfolgen.
Busse müssen in den ersten 12 Monaten einmal jährlich zur HU. Nach Ablauf der ersten 12 Monate kommt eine SP jeweils 6 Monate nach der HU hinzu. Nach 36 Monaten werden diese Fahrzeuge insgesamt viermal im Jahr überprüft. Wobei die Hauptuntersuchung einmal im Jahr und die Sicherheitsprüfung dreimal im Jahr durchgeführt wird, jeweils im Abstand von drei Monaten.
Bei den hier gemachten Angaben wird dabei stets vom Tag der ersten Zulassung (siehe auch Terminliste §29 StVZO Anlage VIII) gerechnet.
Zudem gibt es für Sonderfahrzeuge (z.B. Brand- und Katastrophenschutz) abweichende, teils länderspezifische Fristen.