- 19. April 2022
- Tradition & Innovation
- Michael Petersen
Welchen Wert hat mein Oldtimer?
GTÜ-Classic-Partner sind auch als Wertgutachter gefragt.
Das Jubiläum „15 Jahre Oldtimer-Gutachten“ hat die Blog-Redaktion zum GTÜ-Classic-Partner Konrad Deuschle in Sulz am Eck geführt. Der Spezialist für historische Fahrzeuge ist – wie viele weitere GTÜ-Partner in ganz Deutschland – auch in Sachen Wertgutachten gefragt. Doch was verbirgt sich dahinter genau?
Oldtimer-Noten wie in der Schule
„Alle reden von Wertgutachten – und jeder meint etwas anderes“, sagt Konrad Deuschle über das zweite Standbein seines Ingenieurbüros im Landkreis Calw. Für ein Oldtimergutachten nach § 23 StVZO ist es nicht erforderlich, aber natürlich dennoch attraktiv für deren Besitzer: Sie lassen so den Markt-/Wiederbeschaffungswert eines Klassikers oder Youngtimers bestimmen. Das umfangreiche Dokument führt meist dazu, dass Versicherungen bei einem Totalverlust etwa über Diebstahl oder Brand den tatsächlichen Klassikerwert erstatten. Für den GTÜ-Classic-Partner steht die Zustandsnote – Eins für perfekt bis Fünf für mangelhaft – nicht im Zentrum. Ein ungeschweißtes Fahrzeug mit originalem Lack kann trotz Zeitspuren mindestens so wertvoll sein wie ein vollrestauriertes Objekt.
Heimspiel für schwäbische Klassiker
In den ersten Jahren seit Büroeröffnung hatten die Gutachter in Sulz am Eck sehr viele Porsche und einige Mercedes-Benz zu bewerten. „Viele Fahrzeuge dieser Kategorie sind Anlageobjekte und weniger Herzensangelegenheiten,“ sagt der Diplomingenieur lakonisch. So schön wertvolle schwäbische Klassiker sein mögen, er selbst schätzt die automobile Vielfalt und nennt Stichworte wie spannende Technik, eine ungewöhnliche Markenhistorie oder schlichtweg den plötzlichen Seltenheitswert von Allerweltautos, weil der Rost viele Artgenossen bereits dahingerafft hat. Schon lange gilt: Beliebt sind Klassiker aus der damaligen Jugend der heutigen Besitzer. „Wo kommen plötzlich so viele VW Scirocco her?“, wundert sich Deuschle und freut sich zugleich, dass sich zahlreiche junge Leute für Automobil begeistern. Meist für jüngere, von Vorkriegsklassikern rede derzeit kaum einer.
Zustand und Biografie zählen
Ein Problem für die Experten ist es, dass es für ein Wertgutachten keine klaren Richtlinien gibt. „Zu einer ordentlichen Bewertung gehört in jedem Fall eine detaillierte Beschreibung des Fahrzeugzustands“, hält Deuschle fest. Auszug aus dem weiteren Kriterienkatalog: Handelt es sich etwa um einen Japan-Reimport oder eine deutsche Erstauslieferung? Lässt sich die Historie lückenlos belegen, womöglich samt Motorsporterfolgen, falls vorhanden? Verkaufsfördernd wirken sich „Matching Numbers“ aus – dabei wird festgehalten, ob noch der erste Motor eingebaut ist oder sogar das erste Getriebe oder Differential. Selbst prominenter Vorbesitz kann bei der Bewertung eine Rolle spielen. Klar aber auch: Unfallschäden senken den Zeitwert.
Wertgutachten sind eine Investition
Grundsätzlich rät die GTÜ: Ein Wertgutachten sollte mit seinem Verwendungszweck verbunden sein, denn der in einem Kurzgutachten festgestellte Marktwert zur Versicherungseinstufung eignet sich nicht für Handel oder Schadensregulierung. Daher am besten den Gutachter und Sachverständigen gleich zu Beginn seiner Tätigkeit darüber informieren, welchen Zweck das Gutachten erfüllen soll. Der Preis? Er hängt vom Aufwand und auch vom ermittelten Wert ab. Ein detailliertes Gutachten kostet üblicherweise 450 Euro bis 1.000 Euro – eine Investition, die sich jedoch rentiert, wenn die Versicherung im Fall des Falles den vollen Wert erstattet.
Wer sich für Wertgutachten interessiert, findet hier im GTÜ-Classic-Portal noch einmal alles Wichtige zusammengefasst.
Aktuelles Fachwissen zu Young- und Oldtimern halten die Experten der Prüforganisation auch auf der Classic-Pressekonferenz der GTÜ am 21. April 2022 bereit. Hier können Classic-Freunde die Gesprächsrunde ab 14:30 Uhr live miterleben.