- 03. Januar 2023
- Tradition & Innovation
- Herbert Schulze
Saab 900 Cabriolet: Der Schwede aus Finnland
Über den Siegeszug eines frühen Lifestyle-Cabrios.
Ein schwedisches Auto, das aus Finnland kommt… Die Anfänge der Saab-Produktion in Finnland gehen im Grunde auf ein Rüstungsgeschäft zurück, bei dem Waffen aus schwedischer Produktion gegen finnisches Automobil-Knowhow getauscht wurden. Dazu wurde in Uusikaupunki, schwedischer Name Nystad, die Firma Saab-Valmet Automotive gegründet. Und obwohl es dort empfindlich kalt werden kann, entspringt dieser Produktion die komplette erste Serie des Saab 900 Cabriolets. Die zweite Serie, nach Übernahme von Saab durch den US-Autobauer General Motors, kam dann aus Schweden. Insgesamt gibt es 48.900 „finnische“ Saab-Cabrios.
Der offene Saab wird Hollywood-Star
Angekündigt wurde das Cabriolet bereits im Herbst 1983 auf der IAA, doch erst drei Jahre später begann die Produktion. Die ersten 400 Modelle gingen allerdings komplett in die USA und tauchten in den Filmen von Bette Middler und Woody Allen auf – was perfekt fürs Image war. Die danach in Europa erhältlichen offenen Saab 900 sind fast 30 Jahre nach Produktionseinstellung immer noch Legende. Auch deshalb, da die an der Entwicklung beteiligten US-Ingenieure das schwere Lifestyle-Cabrio mit allem ausgestattet haben, was man damals vergeblich bei anderen Herstellern suchte. Die Kooperationspartner American Sunroof Corporation (ASC) und Valmet stellten ein Fahrzeug auf die Beine, das neben einer Vollcabriolet Panorama-Scheibe, Ledersitze, ein elektrohydraulisches Verdeck mit heizbarer Heckscheibe aus Glas, einen großen Kofferraum und ein dreilagiges dickes Stoffverdeck aufwies, das absolut dicht war und somit die Funktion einer Klimaanlage sinnvoll machte.
Die Produktion ist gleich ausverkauft
Die Motorisierung dieser ersten Serie war wahlweise mit einem Vierzylinder DOHC-16V-Motor mit 2.0 oder 2.1 Liter Hubraum ausgelegt, die mit oder ohne Turbo lieferbar waren. Neben einem 5-Gang-Schaltgetriebe waren zunächst in den USA auch eine Dreistufenautomatik erhältlich. Nahezu 7000 Neukunden orderten damals jährlich eines dieser Saab 900 Cabriolets, die gesamte Produktion bis 1989 war ausverkauft. Das leichte Facelifting danach wurde von den Käufern kaum bemerkt und das Cabriolet behielt trotz Stoffverdeck die stabile Form der Limousine bei.
Alles, was die Limousine kann – und noch mehr
Denn vom Prinzip her war das 900 Cabriolet eine zweitürige Saab 900 Limousine mit einem elektro-hydraulischen wetterfesten Verdeck, das vollständig versenkt werden konnte und Raum gab für fünf Sitzplätze mit Lederausstattung. Für den Umbau zum Cabriolet verstärkten die finnischen Hersteller die selbsttragende Karosserie des zweitürigen Sedan im Bereich der Bodengruppe und der Schweller mit zusätzlichen eingeschweißten Blechen. Dazu wurde die Windschutzscheibe noch etwas flacher angepasst und der Rahmen insgesamt kräftiger dimensioniert, um dem Cabriolet mehr Verwindungssteifheit zu geben.
Sehr gut verarbeitet, sehr gesucht
Von Vorteil erwies sich die sehr gute Verarbeitung Cabriolets der ersten Serie, die äußert haltbar und mit entsprechend hohen Kilometerständen angeboten werden. Negativ sind die hohen Ersatzteilpreise, die vor allem bei dem dreilagigen Stoffverdeck und bei den Turbomotoren ins Geld gehen. Die Marktlage ist allerdings gut, denn das Modell war immer ein Liebhaberautomobil, das überwiegend im Sommer gefahren wurde. Die Preise schwanken bei guter Pflege und moderater Laufleistung im Jahre 2022 für ein Saab 900 Cabriolet der 1. Serie zwischen 35.000 bis 40.000 Euro für eine Note 1-2, rund 20.000 bis 27.000 Euro für eine Note 2 und 12.000 bis 15.000 Euro für eine Note 3. Die Turbo-Modelle kosten entsprechend etwas mehr und sind sehr gesucht. Generell ist ein gleichbleibender Wertanstieg feststellbar.
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Saab 900 Cabriolet: was technisch alles in ihm steckt
Das Saab 900 Cabriolet der ersten Serie war mit 4-Zylinder-Motoren in Reihe, zwei oben liegende Nockenwellen, ohne und mit Turbolader 129 kW (175 PS) und Fünfganggetriebe lieferbar. Das Fahrzeug hatte Vorderradantrieb und ein stolzes Leergewicht von 1315 kg. Die Bereifung war mit 195/60 VR 15 dimensioniert, Scheibenbremsen vorne und hinten, ab 1991 ABS serienmäßig, vorne Einzelradaufhängung, hinten Starrachse. Der Verbrauch betrug durchschnittlich 13 Liter Superbenzin auf 100 km. Von 0 auf 100 km/h ging es in 8,7 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 205 km/h. Der Neupreis ohne Sonderausstattungen lag zu Beginn der europäischen Lieferbarkeit im Jahre 1987 bei rund 67.100 DM.