Restomod: Nichts für die Puristen

Classic News im Blog: Trend zur Modernisierung

Sieht ganz schön neu aus für einen alten Porsche: So geht Restomod (Foto: Sergey Kohl – stock.adobe.com)

Restomod ist ein relativ junges Phänomen in der Welt der klassischen Kraftfahrzeuge und Sammlerautomobile, das in den USA und England seit etwa einem Jahrzehnt zunächst relativ zaghaft, aber aktuell zunehmend in Erscheinung tritt. Als Trend ist Restomod nicht mehr aufzuhalten. Zum Leidwesen jener Fans klassischer Automobile, für die der Sound eines Verbrennungsmotors das Maß aller Dinge ist. Doch was bedeutet Restomod? Die  Wortschöpfung aus Resto (Restaurieren) und Mod (Modifikation) kombiniert klassische Designformen historischer Fahrzeuge mit modernen Technologien. „Um das Beste aus beiden Welten zu vereinen“, behaupten die Marketing-Verlautbarungen.

Eine Frage der Zukunft

Ergänzt werden die Argumente der Restomod-Anbieter durch Aussagen wie „Die Zukunft der Klassiker ist elektrisch“ oder „Wir bewahren die Vergangenheit, indem wir die Zukunft annehmen“. Klassisches Design wird dazu mit modernem Komfort, Zuverlässigkeit und Leistung kombiniert. Vertreter der historisch korrekten Erhaltung von klassischen Kraftfahrzeugen halten davon wenig, während sich vor allem die jüngere Generation sehr wohl mit diesen Restomod-Fahrzeugen anfreunden kann, auch um ihre lieb gewordenen Klassiker vor dem drohenden Aus für Verbrennungsmotoren in Sicherheit zu bringen. Sie erfreuen sich an alltagstauglichen Fahrzeugen, die ohne Einschränkungen bewegt werden können und bei mehr Komfort und Spaß am Fahren trotzdem ein klassisches Design aufweisen. Das bedeutet eigentlich immer einen Eingriff in die Technik, eine Optimierung im Bereich Mechanik, Elektrik und Fahrwerk.

Das Mekka liegt in Las Vegas

Die Leitmesse für die Freunde modernisierter Klassiker ist die SEMA (Specialty Equipment Market Association), die jährlich im Spätherbst im Convention Center in Las Vegas stattfindet. Die zehn gelungensten Restomod-Kreationen wurden in der SEMA Show 2018 vorgestellt, darunter ein Mercedes-Benz 300 SL Gullwing, eine Chevrolet Chevelle Laguna, ein Ford Escort RS 200, ein Ferrari 328 GTS und ein Dodge Charger Ice Car im Stil von Fast & Furious. Der Trend ist ungebrochen, mittlerweile finden sich Restomod-Angebote in Classic Car Auktionen von Bonhams, RM Sothebys und Mecum.

Unwägbarkeiten im Markt

Zu den Unwägbarkeiten im Lager der Restomod-Freunde gehören die auslaufenden Steuerbefreiungen für Elektrohybrid-Fahrzeuge, während reine E-Fahrzeuge weiterhin 10 Jahre von der Kfz-Steuer ausgenommen sind, doch eine doppelte Subvention (H-Kennzeichen/ E-Steuerbefreiung) kommt nicht in Betracht. Gleiches gilt für die Versicherer, deren Policen für Oldtimer bislang mit der Begutachtung der Originalität und / oder dem H-Kennzeichen verbunden war. Nur „echte“ Klassiker kamen in den Genuss vergünstigter Tarife. Zudem fehlt eine klare europäische Regelung im Zulassungsverfahren, das Thema Wertermittlung und Anerkennung durch die Versicherer scheint bisher ebenfalls nicht eindeutig geklärt zu sein.

Schwierig zu bewerten

Wie also bewertet man einen Restomod? Und wie bekomme ich einen Restomod auf die Straße? Dazu haben sich vor allem in den USA die Unternehmen Tesla, Swindon und Zelektric Motors Gedanken gemacht, die im Prinzip für jedes Fahrzeug ein Power Pak anbieten, das mit einer entsprechenden Batterielösung und einem Elektromotor (Tesla oder Swindon Powertrain) ausgerüstet wird. Was in den USA erlaubt ist, wird in Europa aber erst einmal geprüft – und meistens abgelehnt, da die Komponenten nicht der Prüfung nach §13 EG-FGV oder §21 StVZO-Einzelgenehmigung bestehen.

Volkswagen bietet mit an

Volkswagen hat als einer der ersten deutschen Hersteller auf die Restomod Nachfrage reagiert und für seine historischen Fahrzeuge Käfer Typ 1, Busse Typ 2, Limousinen Typ 3 oder die Karmann-Schöpfungen Käfer-Cabriolet und Karmann-Ghia zwei Plattformen bereitgestellt, die bei der Volkswagen Group Components & E-Classics zum Einsatz kommen. Genutzt werden der VW E-Up Antriebsstrang und der ID-3 Antriebsstrang, die beide bereits eine Zulassung für den Straßenverkehr besitzen und unter jedes klassische Volkswagen-Modell verbaut werden können. Versichert werden Restomod-Fahrzeuge derzeit noch wie normale Gebrauchtwagen, die historische Zuordnung wird noch diskutiert.