Peter Schreyer  – ein deutscher Pionier in Asien

Die Blog-Serie zu den berühmtesten Automobildesignern, Teil vier.

Foto: Hyundai

Sie bestimmen das Aussehen unserer Autos, und damit auch das, was wir im Alltag sehen oder fahren. Aber die Gesichter der Designer selbst bleiben in der Regel im Verborgenen: Stille Künstler. Dabei verbergen sich dahinter selbst echte Typen. In dieser Serie stellen wir einige der angesehensten Fahrzeugschöpfer vor. Diesmal: Peter Schreyer, der in seiner großen Karriere den Schritt nach Südkorea wagte.

Wolfsburg, Ingolstadt und Seoul

Wenn einem Wikipedia „großen Einfluss“ bescheinigt, dann deutet das schon eine gewisse globale Bedeutung an. Die hat der gebürtige Bayer Peter Schreyer in jedem Fall. Allein seine wichtigsten Automobilschöpfungen für deutsche Hersteller waren stilprägend, ob Audi TT, der VW New Beetle, der VW Golf IV oder der Audi 3. Aber nach einem Vierteljahrhundert in Konzerndiensten muss dem heute 72-Jährigen die Volkswagen-Welt dann doch zu klein geworden sein, er wollte hinaus.

Auch Frank Zappa fährt mit

Die Südkoreaner danken ihm diese Aufbruchstimmung heute noch. 2006 wechselte er als Head of Design zur Hyundai Motor Group, zu der die Marken Hyundai, Kia und Genesis gehören, die gerade auf dem großen Sprung auch auf den europäischen Märkten waren. Dort zu bestehen ging nicht allein durch Qualität oder Preisgestaltung, es brauchte den Feinschliff in der Gestaltung. Die markanten Ideen brachte Schreyer mit. Inspiriert durch Musik und bildende Künste. Schreyer verehrt Miles Davis und Frank Zappa ebenso wie Dali oder Eames.

Pack den Tiger auf den Kühlergrill

Ein Jahr nach seinem Amtsantritt in Seoul kehrte Schreyer mit der Studie Kee auf Besuch nach Europa zurück. Es war nicht einfach nur ein Fahrzeugdesign, dass er da auf der IAA präsentierte, sondern das komplett neue Gesicht einer Marke. Als zentrales Erkennungsmerkmal wählte er einen markanten Kühlergrill, die so genannte „Tiger Nose„. So gewann die ganze Marke an Charakter und erfand sich ähnlich wie Skoda oder Cupra über das Design neu. Schreyer schaffte es, dem Hersteller eine eigene Firmensprache zu geben, die international verstanden wurde. Es war der Beginn der so genannten „koreanischen Welle“.

Du hast alle Freiheiten, nutze sie

Im Trophäenschrank Schreyers stapeln sich Trophäen und Urkunden, der Ehrendoktortitel des Royal College of Art ist sicher eine der wichtigsten Würdigungen seiner gestalterischen Arbeit. Nach 16 Jahren aktiver Studioarbeit in Südkorea wechselte er in die Rolle des Chefberaters und Markenbotschafters für Design. Der Visionär bedankte sich bei Unternehmensgründer Chung ausdrücklich für all die Freiheiten, die ihm gewährt worden waren: „Es war schon immer mein Traumberuf, Autos zu entwerfen, und ich bin sehr glücklich über dieses Privileg.“

Spurensuche im Schnee

Mit fünf hatte er in seiner Heimat an der deutsch-österreichischen Grenze Traktoren zu zeichnen begonnen. Nicht unterzubewerten war auch sein interner Einfluss – Schreyer sprengte die strengen Hierarchien und lebte die Zusammenarbeit auf Augenhöhe vor. Im opulenten Bildband „Roots and Wings“ (im Gestalten-Verlag erschienen) schreibt er über seine Zeit in Fernost: „Für mich gleicht die Aufgabe bei Kia einer Einladung, über weißen Schnee zu fahren und Spuren zu hinterlassen“.