- 23. September 2024
- Tradition & Innovation
- Elmar Brümmer
IAA für Brummis: Strom statt Diesel
Die Antriebswende setzt den Trend auf der Transporter-Messe
Hach, wenn doch die ganze mobile Welt schon so sauber wäre, wie sie auf der IAA Transportation an den Himmel Hannovers und der Messehallen gemalt wird. Sogar das Riesenrad auf dem Gelände bewegt sich mit Solarenergie. Auf der internationalen Leitmesse für Nutzfahrzeuge und Logistik geht es vor allem um eins: den elektrischen Lastwagen. Und es gibt wohl kaum jemand, der dieser Art von E-Mobilität nicht den baldigen Durchbruch wünscht. Davon kündet schon das IAA-Motto „People and Goods on the Move“. Plakativer ist die Antriebswende so formuliert: „Strom statt Diesel.“
Wenn nur die Infrastruktur schon so weit wäre
Getrieben sind die hehren Vorsätze von der Vernunft, aber auch von den drohenden EU-Vorschriften, die bis 2030 ihren CO2-Ausstoß um 45 Prozent verringert haben sollen. Technisch ist das theoretisch vielleicht möglich, aber praktisch stehen dem noch die hohen Anschaffungspreise für die E-Brummis entgegen, die das zwei- bis dreifache herkömmlicher Lkw ausmachen. Ein anderes Problem gleicht den Sorgen aller E-Autobesitzer: die Ladestruktur, die für die Laster noch wichtiger ist, denn die meisten sind mit reichlich Termindruck unterwegs. Damit sieht es abgesehen von einigen Pilotprojekten noch reichlich mau aus, Supercharger fehlen in Europa meist ganz. Die Akkus für den Fernverkehr an sich sind schon ungeheuer leistungsfähig, leisten bis zu 600 kWh, was einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern entsprechen kann. Mit Brennstoffzellen betriebene Lkw bieten sich für die Zukunft als leistungsstarke Alternativen an.
Konkurrenz belebt den Lieferverkehr
Auch bei den kleineren Transportern, die in Lieferdienste-für-alles-Zeiten das Stadtbild prägen, tut sich was. Die Palette ist aber weit umfangreicher. Da sind Pick-ups mit Plug-in-Hybrid zu sehen, Wasserstoff-Transporter und E-Kastenwagen in allen Formen, auch mit wachsendem Anteil chinesischer Hersteller. Gerade der Transportmarkt ist stark umkämpft, das beflügelt Innovationen und neue Plattformen, wie sie in Hannover sowohl als Serienmodelle wie auch als Studien gezeigt werden. Der Trend geht klar zu Schnellladesystemen und höheren Batteriereichweiten. Die diesjährige IAA Transportation, die sich mit der in München stattfindenden IAA Mobility abwechselt, verzeichnet einen deutlichen Zuwachs an Ausstellern – 1.650 aus 41 Ländern. Diese präsentierten zusammen 145 Welt- und Messepremieren.
Transformation geht alle an
Die Fahrzeugbranche kann die Transformation sicher nicht allein stemmen, wie Hildegard Müller betont, die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA): „Die Industrie zeigt, dass wir bereits die Produkte für klimaneutrale und digitale Mobilität der Zukunft entwickelt haben. Die Ziele sind klar definiert, die Innovationen serienreif – jetzt müssen die Fahrzeuge auf die Straße gebracht werden. Dafür braucht es die entsprechenden Rahmenbedingungen und eine strategische, ineinandergreifende industriepolitische Agenda.“ Generell gilt für sie, dass Klimaneutralität im Verkehr eine Gemeinschaftsaufgabe sei: „Dieses Team besteht aus unterschiedlichsten Playern: Die Automobilindustrie ist dabei ein zentraler Akteur, neben beispielsweise Energieunternehmen, Stromnetzbetreibern und anderen Beteiligten. Brüssel und Berlin bestimmen die Rahmenbedingungen – gemeinsam kommen wir aber nur dann ans Ziel, wenn die Regeln aufeinander abgestimmt sind und regelmäßig überprüft werden. Hier gibt es erheblichen Nachholbedarf.“ Daraus leitet sich ihr Merksatz für die ganze Branche ab: „Innovationen sind erst dann erfolgreich, wenn sie von der Gesellschaft auch angenommen werden.“