- 23. Februar 2022
- Tradition & Innovation
- Peter Thomas
Gelb macht den Unterschied
Seit 100 Jahren regelt die Ampel mit drei Farben den Straßenverkehr.
Politisch ist die „Ampel“ mit den drei Farben Grün, Gelb und Rot in Deutschland seit Dezember 2021 bundesweit als Regierungskoalition präsent. Das entsprechende Verkehrszeichen für die Sicherheit auf der Straße ist 100 Jahre älter.
Die gute Idee hat der „Black Edison“
Den Begriff der „Ampelkoalition“ versteht heute jeder auf Anhieb, denn das Verkehrszeichen mit den drei Farben Grün, Gelb und Rot kennt jedes Kind. Der Erfinder Garrett Morgan aus Cleveland im US-Bundesstaat Ohio hat sich das brillante Konzept mit den unterschiedlichen Stufen ausgedacht: Sein Verkehrszeichen zeigt neben „Stop“ und „Go“ auch das Signal „Caution“ („Vorsicht“) beim Wechsel zwischen den beiden Signalstellungen. Diesen direkten Vorläufer der modernen Verkehrsampel meldet der begabte afroamerikanische Erfinder, der sich selbst den „Black Edison“ nennt, am 27. Februar 1922 zum Patent an.
Die ersten Anlagen explodieren
Los ging es mit der Ampel aber erst einmal nur zweifarbig. Denn die ersten Anlagen Ende des 19. Jahrhunderts kennen nur die Signale „Halt“ und „vorsichtige Fahrt“ – so wie die Ampel, die der britische Ingenieur J. P. Knight nach einem Vorbild aus der Leit- und Sicherungstechnik der Eisenbahn entwickelt. 1868 wird seine gasbeleuchtete Ampel in London aufgestellt, bereits im folgenden Jahr nach einer Explosion aber wieder abgebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts kommen die ersten elektrischen Ampeln auf – sie folgen ebenfalls dem Prinzip, das bis heute für Fußgängerampeln gilt.
Berlin bekommt einen Ampelturm
In den Jahren nach Morgans Erfindung tritt die moderne Straßenverkehrsampel ihren Siegeszug um die Welt an. Prominent fällt das Debüt in der deutschen Hauptstadt Berlin aus: In bester Lage auf dem Potsdamer Platz wird im Dezember 1924 der sogenannte „Ampelturm“ eröffnet. Dessen Lichtzeichenanlage regelt den Verkehr der fünf in den Platz einmündenden Straßen. Das Original wird 1937 abgerissen, seit 1997 steht eine Rekonstruktion auf dem Potsdamer Platz. Bedient wird der ursprüngliche Ampelturm von einem Verkehrspolizisten, der hoch über dem Pflaster in seinem verglasten Ausguck über den Verkehr wacht. Vom Standort dieses historischen Kanzel-Amts aus der Ära der Weimarer Republik sind es heute mit dem Auto gerade einmal fünf Minuten bis ins bundesdeutsche Kanzleramt.
Wenn die Ampel zur Uhr wird
Ob (wie am Anfang) von Hand bedient oder mit Steuerungsanlage (erst elektromechanisch, heute elektrisch oder digital): Ampeln sind wichtig, denn sie tragen zur Sicherheit im Straßenverkehr bei. Wenn man gefühlt endlos bei rotem Signal warten muss, nervt es trotzdem. Dieses Warten fällt Mitte des 20. Jahrhunderts an einigen Ampelkreuzungen etwas leichter. Denn dort sind die sogenannten Heuer-Ampeln installiert. Sie bestehen aus farbigen Scheiben, über die ein Zeiger wandert. Weist er auf das grüne Feld, darf man fahren, bei Rot muss der Autofahrer warten. Der Vorteil: Jeder Verkehrsteilnehmer sieht genau, wann die Ampel „umspringen“ wird. Heuer-Ampeln sind längst aus dem Straßenbild verschwunden. Heute gibt es Lösungen wie das Konzept der „Grünen Welle“, die Ampeln so synchronisiert, dass beim Einhalten einer bestimmten Geschwindigkeit der Verkehr fließt.
Digital und divers
Die meisten Ampeln werden heute „bedarfsabhängig“ gesteuert, wie es in der Sprache der Planer heißt – also möglichst passend zur jeweiligen Verkehrssituation. Dazu sind sie über Kabel oder Funk vernetzt, erhalten Informationen von Sensoren wie zum Beispiel Induktionsschleifen im Straßenbelag. Das Management großer Ampelnetze ist sogar in die Cloud gewandert. Das Digitale ist ein Trend, die Diversität der Ampel aber auch. Wenn bei Fußgängerampeln die Silhouetten gleichgeschlechtlicher Paare oder Fernsehmaskottchen wie die Mainzelmännchen gezeigt werden sollen, braucht es eine Sondergenehmigung für die Abweichung von den Richtlinien für Lichtsignalanlagen (RiLSA).