- 17. März 2022
- Tradition & Innovation
- Michael Petersen
Frühstart der GTÜ für die Umwelt
Die Windschutzscheibe wird bunt: Die GTÜ gibt vor 15 Jahren die allererste Schadstoffplakette aus.
Rote, gelbe und grüne Aufkleber, die zur Fahrt in die ausgewiesenen Umweltzonen in vielen Städten berechtigen, sind vor 15 Jahren noch ganz neu. Bundesweit die erste Plakette gibt damals die GTÜ aus: Der GTÜ-Partner Ingenieurbüro Heim in Metzingen, Landkreis Reutlingen, macht den Anfang. Anderthalb Jahrzehnte später zeigt sich Prüfingenieur Frank Heim überrascht: „Ich soll der Erste gewesen sein? Das wusste ich gar nicht.“ Doch das Zahlengedächtnis der GTÜ ist eben präzise. „Aber bestimmt war mein Vorsprung vor den Kollegen nicht besonders groß, denn wir standen ja im Frühjahr vor 15 Jahren alle in den Startlöchern.“
GTÜ-Partner sind die Ersten
Erste Städte haben damals in ihren Stadtgebieten Umweltzonen ausgewiesen, in die nur schadstoffarme Personenwagen einfahren dürfen. Die Zonen sollen dazu beitragen, die Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden zu senken. Entsprechend der Schadstoffklasse erhalten die Autos rote, gelbe und grüne Plaketten, für die man sich freiwillig entscheiden kann. Offiziell eingeführt wird die Umweltplakette am 1. März 2007. Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung aber war schneller, bei ihren Partnern ist die Plakette bereits einige Tage zuvor zu haben. Die Entwicklung ist rasch fortgeschritten: Seit dem 1. Januar 2008 ist sie für die Fahrt in mittlerweile rund 60 Umweltzonen deutscher Städte Pflicht. Die Plaketten, die Landratsämter und Prüforganisationen ausgeben dürfen, sind heute Routineangelegenheit.
Die Sache mit der Emissionsschlüsselnummer
„Zunächst war der Ansturm enorm“, schaut Frank Heim zurück, „auch bei uns in Metzingen, obwohl es hier bis heute keine Umweltzone gibt.“ Aber natürlich wollen Autofahrer aus der weltweit bekannten Outlet-City ihre Wagen nicht vor den Toren benachbarter Städte wie etwa Stuttgart, Tübingen oder Reutlingen abstellen müssen. Um die erhebliche Nachfrage in Metzingen kümmert sich 2007 eigens eine Studentin. „Wochenlang war sie mit nichts anderem beschäftigt“, erzählt Frank Heim. Autofahrer legen ihr die Zulassungsbescheinigung vor, die Mitarbeiterin prüft die Schadstoffklasse, auch bezeichnet mit dem Fachbegriff Emissionsschlüsselnummer. Geht daraus eine Berechtigung hervor, versieht die Studentin eine frische Plakette mit schwarzem Filzstift mit dem Autokennzeichen und überreicht sie gegen eine Gebühr von fünf Euro an den Autofahrer. „Ankleben darf er sie selbst“, sagt Frank Heim. Bevorzugter Platz: rechts unten an der Windschutzscheibe.
Wer kennt noch die Ozonplakette?
Viele Autofahrer erinnern sich auch noch an die braune G-Kat-Plakette, auch Ozonplakette genannt. Sie wird im Juli 1995 im Rahmen des Ozongesetzes an Fahrzeuge mit geregeltem Katalysator ausgegeben. Diese innovative Abgasreinigungstechnik reduziert seit Mitte der 1980er-Jahre den Schadstoffausstoß von Benzinmotoren erheblich. 1989 wird der geregelte Katalysator Pflicht für alle Neuwagen mit Ottomotor. „Der G-Kat hat der Umwelt sehr viel gebracht“, bestätigt Prüfingenieur Heim. Die Umweltplakette kann als Nachfolgerin der G-Kat-Plakette angesehen werden. Wer ein Auto mit G-Kat fährt, ist fein raus, er erhält einen grünen Aufkleber. Jedenfalls, sofern der Katalysator voll funktionstüchtig ist. Ausschließlich Dieselfahrzeuge werden mit Rot oder Gelb beschieden.
Auch E-Autos brauchen die Plakette
Einige Städte haben 2020 für manche Stadtteile die Bedingungen noch einmal verschärft. Dieselfahrzeuge der Schadstoffklasse Euro 5 oder schlechter dürfen dort nicht bewegt werden, selbst wenn ihre grüne Plakette für die Fahrt durch viele andere Umweltzonen ausreicht. Frank Heim weist darauf hin, dass die Plakettenverordnung kurioserweise keine Ausnahme für Elektroautos vorsieht: Obwohl diese durch ein E-Kennzeichen als Stromer klar erkennbar sind, benötigen sie die grüne Umweltplakette.
Einige Umweltzonen wieder aufgehoben
Meist werden die Plaketten heute direkt bei der Autozulassung von der entsprechenden Behörde vergeben. Aber viele GTÜ-Partner halten sie ebenfalls nach wie vor bereit. Online bietet die Prüforganisation den Service ebenfalls an: Hier kann die Plakette für zehn Euro angefordert werden und kommt dann direkt nach Hause.
Frank Heim hat selbstverständlich immer grüne Aufkleber vorrätig. Für den Fall der Fälle: „Wir geben sie etwa aus, wenn eine Frontscheibe ersetzt werden muss und manchmal auch an Schweizer, die nach dem Besuch beim Fabrikverkauf in die Stuttgarter Innenstadt fahren wollen.“ Denn ein ausländisches Kennzeichen schützt nicht vor der „Grün“-Pflicht in manchen Gebieten.
Der Trend geht freilich in eine andere Richtung: Einige Umweltzonen in Deutschland werden aufgehoben, weil die Schadstoffwerte in mehreren Orten zwischenzeitlich deutlich unter den Grenzwerten liegen.
Zur Person: Frank Heim
Das Ingenieurbüro Heim bietet eine umfangreiche Bandbreite von Kfz-Dienstleistungen. Mit fundierter Basis und Tradition: Frank Heim ist Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH) und hat danach eine Ausbildung zum Prüfingenieur absolviert. Bereits sein Vater ist als Gutachter für Unfallschäden in der Kfz-Branche tätig. Als Frank Heim dessen Büro 1994 übernimmt, weitet er das Aufgabenfeld aus und schließt sich auch der GTÜ an. Die erste Prüfplakette vergibt er im August 1995. „Es war ein 18-Tonnen-Auflieger, er hat die Hauptuntersuchung ohne Mängel bestanden. So etwas vergisst man nicht“, erklärt er.