- 14. Juni 2023
- Tradition & Innovation
- Herbert Schulze
Ein Supersportler für die Straße
Classic News im Blog: Porsche Carrera GT
Seltene Besuche erhöhen die Wiedersehensfreude und das gilt nicht nur für die nette Verwandtschaft, sondern auch für besondere Autos, die sich im Straßenverkehr rar machen. Der Porsche Carrera GT ist so einer. Eigentlich für das 24-Stunden-Rennen in Le Mans gedacht, dann aber in einer kleinen Stückzahl für die Serie gebaut – und für alle Menschen, die vor zwei Jahrzehnten 453.000 Euro übrighatten. Ein Kraftpaket, aber ein sehr elegantes. Mit dem denkbar besten Entwicklungsfahrer, den es in Deutschland gibt: Walter Röhrl.
Gütesiegel von Walter Röhrl
Der durfte sich mit dem Carrera, der kein 911 ist, auf der Nordschleife des Nürburgrings austoben. Röhrl fand Gefallen an dem flachen Supersportwagen mit CFK-Karosserie, Keramikbremsen und dem abnehmbaren Targa-Dach. Röhrls zustimmendes Kopfnicken ist bei Sportwagen so etwas wie das Prüfsiegel der GTÜ bei herkömmlichen Hauptuntersuchungen.
Entstanden in 175 Stunden Handarbeit
Neben der Optik überzeugen beim Porsche Carrera GT auch die inneren Werte. Ein Zehntzylinder-V-Mittelmotor mit 5.7 Litern Hubraum und 612 PS Leistung bei rund 8.000 Umdrehungen verrät die Herkunft aus der Rennabteilung, die zahlungskräftigen Kunden ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Rund 1.282 Exemplare wurden zwischen 2003 bis 2006 bei Porsche in Leipzig zum größten Teil in Handarbeit gefertigt. Die abseits der Cayenne-Produktionslinie entstandene Manufaktur stellte in 175 Arbeitsstunden reiner Handarbeit einen Carrera GT auf die Räder, der als erstes Serienfahrzeug ein als Monocoque gefertigtes Fahrgestell samt dem Aggregatträger vollständig aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK) aufwies.
Technik nur vom Feinsten
Kleinserienmäßig waren die PCCB-Keramikverbundbremsanlage (Porsche Ceramic Composite Brake), ein passendes fünfteiliges Gepäckset für den Frontstauraum, Metallic Lackierung und die passende Lederausstattung in der Farbe des Gepäcksets. Außerdem geschmiedete 19-Zoll-Räder aus Magnesium mit Schnellverschlüssen in unterschiedlichen Farben, die wie im Rennsport die linke Seite in Rot und die rechte Seite in Blau ausführten. Individuelle Fahrzeugausstattungen gab es später gegen Aufpreis.
Gene aus dem Motorsport
Mit seiner Höchstgeschwindigkeit von 334 km/h war der Porsche Carrera GT lange Zeit das schnellste Serienmodell von Porsche für die Straße. Wegen des längs eingebauten Mittelmotors ist das Heck des Carrera GT etwas länger gestreckt und trägt auf dem Rücken zwei Entlüftungsöffnungen, die mit gelochten Edelstahlblechen abgedeckt sind. Motor und Chassis sind vom Rennwagen-Prototyp in die Serienfertigung übernommen. Eine Besonderheit, die das Serienfahrzeug aus dem Rennsport vererbt bekam, ist das sogenannte Downforce-Kit. Ein von Porsche entwickeltes komplexes Luftleitsystem am Unterboden, das bei hohen Geschwindigkeiten zusätzlich durch einen Heckflügel unterstützt wird, der ab einer Geschwindigkeit über 120 km/h automatisch ausfährt. Auch die erhöht neben dem Lenkrad angebracht angebrachten Gangschaltung erinnert an Le Mans und alte 917-Zeiten, denn deren Knauf war aus Balsa-Schichtholz gefertigt. Dieses Schaltkulissen-Detail konnte später auch aus Carbon oder mit Lederüberzug geordert werden.
Wertsteigerung inbegriffen
Auf Oldtimer-Messen kann der eine oder andere gebrauchte Carrera GT bestaunt werden, wenngleich die Preisschilder bei den meisten für Schnappatmung sorgen dürften. Zwischen 900.000 bis 1,3 Millionen Euro werden inzwischen für diesen Porsche aufgerufen. Das Fahrzeug ist somit als Sammlerfahrzeug eine echte Wertanlage. Diese „Gebrauchten“ sind in der Regel aber sehr gepflegt, nur wenig gefahren und überzeugen meist mit einem peinlich genau geführten Serviceheft. Das sind die Besitzer dem vielleicht edelsten Porsche der Neuzeit auch schuldig.