Der Porsche 928 geht auf die Reise

Der Neue bei GTÜ Classic im Porträt.

Das neue Glanzstück der GTÜ Classic im Einsatz: GTÜ-Oldtimerausfahrt 2023 nach Regensburg

Reisewagen, was für ein wunderbares Wort. Selbst wenn es nicht der üblichen Klassifizierung der Oldtimer-Bewertung entsprechen sollte, versteht jeder, welche Sehnsucht da mitfährt. Der Porsche 928, 1977 auf den Markt gekommen, ist ganz offiziell natürlich ein Sportwagen, aber eben auch einer, der für lange Reisen taugt. Das ist perfekt für die Reisenden, aber sorgt auch für ein ausdauerndes Autoleben. Das Exemplar mit der Nummer 718, das nun in Diensten von GTÜ Classic steht, stammt aus dem Modelljahr 1978. Seine 45 Jahre sind ihm kaum anzumerken, was auch an der sorgfältigen Restaurierung liegt, über die unser Blog noch ausführlich berichten wird. 

Rückwärts schneller als vorwärts?

Ein Porsche mit acht Zylindern, schon die Idee strotzt vor Kraft. Für einen, der ursprünglich mal als Nachfolger der Ikone 911 gedacht war, gehört das zur Pflicht. Der Sound bei diesem optimalen Gran Turismo stimmt, das Fahrgefühl auch, beides lässt sich als satt und souverän charakterisieren. Laufruhe und Durchzugskraft sind entsprechend. Dazu eine abgerundete Form, die von der Aerodynamik vorgegeben wird, und es zumindest in der Theorie ermöglicht, dass das Auto rückwärts schneller fahren könnte als vorwärts. Ein besonderes Fahrzeug also, nicht bloß für Porsche. 1978 wird der 928 zu Europas Auto des Jahres gewählt. Diese Ehre war zuvor noch nie einem Sportwagen zuteil geworden. Die Klappscheinwerfer im Kugel-Design mögen zu dieser Aufmerksamkeit beigetragen haben, ebenso wie die leicht psychedelischen Pascha- Karopolster und die Felgen im Telefonwählscheiben-Look.

Auffälliges Innenleben: Pascha-Karopolster

Die Geburt der Weissach-Achse

Leichtbau ist für die Konstrukteure das große Thema, wo es nur ging, wurde Stahlblech durch Aluminium ersetzt, wie bei den Türen, der Motorhaube oder den vorderen Kotflügeln. Der großvolumige und wassergekühlte V-8-Frontmotor und das Getriebe sind getrennt, verbunden nach dem Transaxle-Prinzip, das für eine günstige Achslastverteilung steht. 240 PS sorgen in der Basisversion für ein Spitzentempo von 230 km/h. Außerdem befindet sich beim Modell 928 das Zündschloss Le-Mans-Start untypischerweise rechts. Eine weitere Besonderheit ist die Doppelquerlenkerachse hinten, die als „Weissach-Achse“ berühmt wird, frei nach dem technischen Geburtsort im Forschungs- und Entwicklungszentrum von Porsche vor den Toren Stuttgarts. Aber Weissach dient auch als Abkürzung für die korrekte Bezeichnung als „Winkel-Einstellende-Selbst-Steuernde-Ausgleichs-Charakteristik“. Die Aufhängung stabilisiert die Vorspur und trägt zur aktiven Sicherheit bei. Der 928 wird bewusst luxuriös ausgestattet, auf Wunsch mit einer Klimaanlage, die auch das Handschuhfach kühlt.

Damit es nicht langweilig wird

Porsches damaliger Chefdesigner Anatole Lapine sollte Recht behalten mit seiner Einschätzung über den auf dem Genfer Salon 1977 erstmals präsentierten großzügigen Zwei-plus-Zweisitzer: „Konventionelle Autos wirken nach kurzer Zeit langweilig.“ Deshalb ist der 928 auch nach fast einem halben Jahrhundert durchaus noch wertvoll, gut erhaltene Exemplare werden zwischen 20.000 und 90.000 Euro (insbesondere für GT und GTS-Modelle) gehandelt.