- 18. Juni 2025
- Tradition & Innovation
- Elmar Brümmer
Der große Autofotograf Dietmar Henneka ist tot
Ein Geschichtenerzähler mit der Kamera

Was sagt das über jemand, wenn er als streitbar galt? Im Falle von Dietmar Henneka, einem der erfolgreichsten Werbe-, Auto- und Daimler-Fotografen Deutschlands ist das eindeutig ein Kompliment. Denn wie kaum ein anderer Lichtbildner hat er stets die Auseinandersetzung gesucht, mit seiner Kreativität, seiner Arbeit, mit Autos und mit den Menschen. Am 9. Juni ist die prägende Persönlichkeit unserer Branche im Alter von 83 Jahren gestorben.
Mittelmaß war ihm ein Gräuel
Der Mann hinter der Kamera war selbst ein Star, vom Verband der Berufsfotografen (BFF) so beschrieben: Berühmt und berüchtigt. Genial und laut. Gefragt und vielfach geehrt. Jedes seiner Projekte, schrieben die Kollegen voller Ehrfurcht, sei ein persönlicher Feldzug gegen Mittelmaß und Beliebigkeit gewesen. Er selbst nannte sein Tun gern „Hennekrafie“.
Mit Steve Jobs auf der Autobahn
Zahllose Fotografen, die bei ihm in die Lehre gingen, setzen heute selbst Autos in Szene. Dietmar Henneka hat so aus seinem Atelier in der Mörikestraße heraus Stuttgart zu einer Metropole der anspruchsvollen Fotografie gemacht. Ein strenger Mentor, aber auch ein unkonventioneller. Legendär die Geschichte, als er mit Steve Jobs nachts über die Autobahn bretterte, um dem Apple-Gründer ein Gefühl für die Geschwindigkeit zu vermitteln. Der Mann war immer in Bewegung, gedanklich oder wortwörtlich.
Genießer und Globetrotter
Der Art Directors Club nennt ihn bewundernd ein „Kampfross der Kreativen“, um dann feinfühlig zu loben: „Keiner machte perfektere Bilder, erzählte bessere visuelle Geschichten – ob mit der Großbildkamera oder später dem iPhone.“ Ein genialer Geschichtenerzähler, Vernetzer, Menschenfreund, Genießer, Globetrotter, Qualitätsfanatiker, Konzeptioner, Bildermacher sei er gewesen, geprägt von einer kompromisslosen Haltung und absolutem Gestaltungswillen.
Großes fotografisches Erbe
Der Heimat Baden-Württemberg war der gebürtige Elsäßer stets verbunden, nicht nur wegen der Liebe zum Bodensee. Auf der eigenen Webseite umschrieb er seinen Werdegang fast lapidar: „1973 Start in die Selbstständigkeit als Allerweltsfotograf, 1974 Besinnung auf Design und Stils, standesgemäßer Rauswurf aller Kunden. Karrierestart mit WEGA-Kampagne, Heirat, damit Entscheidung für Familie und Stuttgart, ciao Milano/Paris/London. Von da an ging’s bergauf.“ Auszeichnungen: „Unbescheidenerweise ziemlich viele.“ Weshalb die Stuttgarter Zeitung gern hinzufügt: „Dietmar Henneka hinterlässt ein beeindruckendes Erbe in der Welt der Fotografie.“