Der Boxster auf dem Weg zum Klassiker

Classic News im Blog: Porsches schneller Zweisitzer

Eine runde Sache, nicht nur von der Karosserie her: der Ur-Boxster (alle Fotos MCOM)

Heute kaum zu glauben, aber vor drei Jahrzehnten bittere Realität: Porsche kämpft ums Überleben als eigenständiger Sportwagenhersteller. Dann wird ein Boxster Roadster mit Mittelmotor-Anordnung als Prototyp auf der Detroit Motor Show 1993 vorgestellt. Es dauert zwar noch drei Jahre, bis der schnittige und an den Porsche 550 erinnernde Typ 986 in Serie geht, aber er trägt entscheidend zur Wende in Zuffenhausen bei. Inzwischen gibt es ihn in der vierten Generation, aber anders als zum Start nicht mit Sechs-Zylinder-Boxer-Mittelmotoren, sondern nur noch mit vier Zylindern.

Ein Roadster aus Finnland

Die erste Serie überzeugt nicht mit ihrem ansprechenden Design, sondern vor allem durch Fahrdynamik und das angenehme Handling. Hergestellt wird die Baureihe 986 zwischen 1996 bis 2004 vor allem im finnischen Uusikaupunki bei Valmet Automotive. Zunächst als 2.5 Liter Boxer mit 150 kW (204 PS) Leistung, folgte zur Jahrtausendwende eine 2.7 Liter und ab Mitte 2003 mit dem Boxster S eine 3.2 Liter Version, die 191 kW (260 PS) auf die Straße brachte. Der wassergekühlte Motor war unter dem Verdeckkasten versteckt und nur über eine schmale Heckklappe für Wasser- und Ölservice erreichbar.

Für viele der erste Einstieg in die Porsche-Welt
 

Der Motor ist verschwunden

Das Ergebnis waren zwei Stauräume: einer im Heck und ein weiterer in der Front, ideal für Wochenendtrips. Doch nicht nur das Gepäck hatte dank Mittelmotortechnik mehr Platz, auch der Innenraum des Porsche Boxsters war für einen Roadster großzügig bemessen. Ausgerüstet mit einem elektrisch versenkbaren Stoffdach, dass unter einer starren Haube, anstatt einer Stoffpersening verschwand. Dazu kamen eine edle Lederausstattung und übersichtlichen Instrumente. Seine Pluspunkte lagen in der Verarbeitung, einem ausgeklügelten Verdeck-Mechanismus, leistungsstarken Motoren, guten Fahrleistungen und Kurvenlagen, kräftigen Bremsen und einem für damalige Verhältnisse sehr geringen Schadstoffausstoß.

Günstig für einen Porsche

Der Preis lag bei moderaten 76.500 DM, auch das trug zum Boom bei. Günstiger kam man bis dahin nicht an einen Neuwagen der Marke Porsche. Allein in Finnland wurden von der ersten Serie 109.000 Boxster hergestellt (U in der Fahrgestellnummer) und weitere 55.000 kamen aus Stuttgarter Produktion (S in der Fahrgestellnummer). Im Jahr 2003, kurz vor Ende der Bauzeit der ersten Generation erfolgte noch eine Leistungssteigerung beim Boxster auf 195 kW (266 PS) und beim Boxster S auf 195 kW (266 PS). Sie basierten auf der neuen Motronic 4-Ventil-Technik und der VarioCam-Einlassnockenwellenverstellung sowie einem automatischen Ventilspielausgleich.

Viele schnelle Details

Der kleine, agile Porsche Boxster konnte aber auch mit weiteren technischen Highlights punkten, beispielsweise einer Fünf-Gang Tiptronic mit Hinterradantrieb, innenbelüfteten Scheibenbremsen und ABS, MacPherson Federbeinen und einer selbsttragenden Stahlkarosserie mit ausfahrbarem Heckspoiler. Auch der Cabrioverdeck-Mechanismus ist exzellent. Hinzu kommen eine sehr gute Sicherheitsausstattung mit serienmäßigen Airbags und Gurtstraffern, Überrollbügeln in der Farbe der Innenausstattung und eine verwindungssteife Karosserie. Neu bei Porsche waren auch die elastischen Bug- und Heckteile mit integrierten Leichtmetallstoßfängern an Prallrohren.

Stabil im Wert

Besonders hervorgehoben wurde von den Besitzern des Roadsters die hohe Fahrstabilität und das sehr handliche, leicht untersteuerte Kurvenverhalten. Gegen Aufpreis war zudem noch eine Antriebsschlupfregelung erhältlich, die ein Ausbrechen verhinderte. Positiv bewertet wurde auch die exakte Lenkung bei hohem Tempo und die kurzen Bremswege. Die Federung war sportlich hart, bei Kurvenfahrten gab es keine Seitenneigung, der Seitenhalt in den Sitzen war gut. Entsprechend wertstabil ist das Modell geblieben. Heute erzielen Porsche Boxster mit 2,7-Liter-Motor in gutem Zustand auf dem freien Markt rund 25.000 bis 28.000 Euro. Wer sich einen guten gebrauchten Ur-Boxster (204 PS) im Zustand 2 zulegen möchte, muss mit 19.000 bis 21.000 Euro rechnen.