Wie gut ist breit?

Im Test: Sommerreifen der Dimension 225/45 R18.

Ein Spiegel der neuen Reifengeneration: der GTÜ-Sommerreifentest (Bilder: ACE Auto Club Europa e.V.)

Der Trend zu größeren Reifen hält nach wie vor an. Nicht zuletzt, weil die Autos immer größer und schwerer werden. Selbst bei Elektro- und Hybridfahrzeugen sowie Mittelklasseautos mit Verbrennungsmotor ist die Entwicklung schon seit Jahren zu beobachten. Ein Beispiel: 2003 wog ein Mercedes-Benz C 220 CDI der Baureihe W 203 mit Automatikgetriebe leer noch um 1.445 Kilogramm. Ein aktueller C 220d bringt inzwischen rund 1.755 Kilogramm auf die Waage.

Herzenssache Breitreifen

Klarer Fall für viele Autofahrer: Sie ziehen größere Reifen auf. Die sind meist nicht nur höher, sondern auch breiter. Daher hat sich der Sommerreifentest 2023 der Dimension 225/45 R18 gewidmet, wie sie in der Mittelklasse verbreitet ist. Insgesamt zehn aktuelle Premium- und Qualitätsreifen nahm das Testteam vom Auto Club Europa e.V. (ACE), des Auto-, Motor- und Radfahrerbunds Österreich (ARBÖ) und der GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH unter die Lupe.

Wo größere Reifen punkten

Kleinere, schmalere Reifen kosten meist weniger, haben einen geringeren Rollwiderstand und sind weniger anfällig für Aquaplaning. Doch Breitreifen haben ebenfalls ihre Stärken. Denn breiter bedeutet auf trockener Straße bei entsprechend gutem Profil in der Regel kürzere Bremswege und mehr Bodenhaftung, auch in Kurven. Damit bieten sie auf trockenem Untergrund häufig mehr Fahrstabilität als schmalere Pneus. Vor allem bei höheren Geschwindigkeiten. Auch lassen sich Breitreifen im Vergleich zu schmaleren Reifen meist präziser lenken. Abgesehen vom fahrerischen Können: Das Reifenverhalten hängt vom Profil und der allgemeinen Reifenqualität ab.

Stapelweise Arbeit für die Profi-Tester

Auf dem Testgelände geht’s rund

Der Haupttest in den Disziplinen „Sicherheit nass“ und „Sicherheit trocken“ fand auf dem Contidrom in Niedersachsen statt. Dort mussten die Reifen zeigen, was in ihnen steckt. Unter den Kandidaten waren auch drei neue Reifen von Continental, Hankook und Kumho, die zum ursprünglichen Testzeitpunkt noch nicht auf dem Markt waren. Diese Reifen wurden später gekauft und auf einem anderen Testgelände geprüft.

Wasser bestmöglich ableiten

Sommerreifen haben gegenüber den Winterreifen eine wesentlich härtere Gummimischung, damit sie auf Teer und Asphalt gut greifen. Und sie haben breitere Rillen, um mit Wasser auf der Straße besser zurechtzukommen. Die breiten Längsrillen leiten Wasser zur Seite, damit die Reifen nicht so rasch auf einem Wasserfilm aufschwimmen. Tendenziell steigt bei vielen breiteren Reifen dennoch die Aquaplaning-Gefahr. Denn sie bieten trotz passendem Profil dem Wasser mehr Angriffsfläche.

Kneippkur für die Reifen

Wer macht wen nass?

Auf dem Contidom war der Belag des Handling-Nasskurses neu asphaltiert und bot somit höhere Reibwerte als üblich. Beim Nassbremsen zeigten die Reifen im Geradeauslauf ihr Können, denn dort setzen sie ihr Profil bestmöglich ein. Die besten Reifen in dieser Disziplin waren der Hankook Ventus S1 evo3 (Bremsweg: 30,2 Meter), der Continental PremiumContact 7 (30,5 Meter) und der Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6 (30,6 Meter). Bei der Handlingprüfung auf nasser Fahrbahn, die Subjektivtest im Grenzbereich, stachen der Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6, der Continental PremiumContact 7 und der Bridgestone Potenza Sport besonders hervor. Sie überzeugten mit dem besten Grip bei Nässe und der stabilsten Seitenführung im Testfeld.

Eine Frage der Haftung

Auch beim Beschleunigen aus der Kurve heraus zeigten sie ein stabiles Fahrverhalten mit sehr guter Bodenhaftung. Der Reifen von Goodyear fiel hier insgesamt noch einmal durch sein Lenkverhalten besonders positiv auf. Der Aquaplaning-Test erfolgte im Geradeauslauf auf einer mit einem neun Millimeter hohen Wasserfilm bedeckten Fahrbahn. Es dominierten die Reifen von Kumho, Continental und Michelin. Besonders negativ fiel hier kein Reifen auf. Beim Aquaplaning quer lag der von Michelin ganz vorne, dicht gefolgt vom Kumho. Unter dem Strich gab es beim Nasstest keine großen Ausreißer, sondern ein insgesamt gutes Gesamtniveau, auch wenn der Hankook Ventus S1 evo3 beim Aquaplaning quer minimal schwächelte. Als Sieger der Kategorie „nass“ konnte der Conti auftrumpfen. Mit nur einem Punkt Abstand folgten Goodyear und Michelin.

Beschleunigen in der Kurve: Wie ist die Lage?

Die trockene Fahrbahn ruft

Beim Bremstest auf trockener Straße lag das Testfeld erneut relativ dicht beieinander. Den kürzesten Bremsweg aus 100 km/h lieferten Goodyear und Continental (beide 34,3 Meter). Den längsten Bremsweg hatte der Kumho Ecsta PS71 (36,3 Meter). Beim Trockenhandling überzeugten die Reifen von Bridgestone, Continental, Pirelli und Goodyear mit bester Kurvenfestigkeit und Stabilität. Hier fiel der Goodyear wieder mit besonders präzisem Lenkverhalten auf. Er ist auch der Sieger der Kategorie „trocken“.

Kein Verlierer – und ein klarer Gesamtsieger

Fazit: Ob Breitreifen oder schmalerer Pneu – das ist letztendlich auch eine Frage der eigenen Fahrphilosophie. Das Einfahren eines neuen Reifens hilft jedenfalls immer, damit das Profil seine Eigenschaften voll entfalten kann. Einen schlechten Reifen bei Nässe hat der Test nicht ermittelt. Gesamtsieger war der Goodyear Eagle F1 Asymmetric 6 mit hervorragender Leistung.

Der Reifentest 2023