- 11. Dezember 2023
- Sicherheit & Praxis
- Elmar Brümmer
Tuning, mal ganz festlich
Wie das Auto in Weihnachtsstimmung kommt – Teil II der Weihnachtsserie
Weihnachten fährt auch am GTÜ-Blog nicht so einfach vorbei. Denn Autos spielen vor und während der Festtage durchaus eine Rolle – und nicht bloß, wenn sie als Spielzeug unterm Christbaum liegen. Deshalb widmen wir uns dem Thema in einer Mini-Serie. Mal nützlich, mal nachdenklich, mal fröhlich. In diesem Teil erfahren Sie alles übers Weihnachts-Tuning.
Die Flucht vorm Weihnachtsmarkt
Diese Kolumne ist die Geschichte einer Flucht. Dem Weihnachtsbaumkampf entfliehen, dem Glühweingeruch davonfahren, das war die Idee. Ankommen unter Palmen, fern aller Adventskränze. Nur, um dann am Pool dauerbeschallt zu werden von Jingle Bells und ganz bestimmten Rentieren. Willkommen in den Vereinigten Staaten von Christmas-Amerika, dem Land der unbegrenzten Weihnachtsmöglichkeiten.
Sprechender Kühlergrill
Zweiter Fluchtversuch, eine Fahrt weg von der stimmungsvollen Dauerbeschallung. Schon auf der Main Street die nächste Begegnung mit Rudolph, dem Rentier. Diesmal nur in echt, jedenfalls was die leuchtend rote Nase angeht, die vorn am Pick-up prangt. Sie strahlt sogar stärker als die Ampel gegenüber. Wir Weihnachts-Flüchtlinge bekommen eine gute Idee davon, warum so etwas auf deutschen Straßen verboten ist. (Davon mehr im nächsten Teil der Serie.) Aber hier blinkt es vorn und hinten, seitlich und manchmal auch oben. Auf manchen Parkplätzen beginnen Weihnachtskränze, die am Kühlergrill angebracht sind, plötzlich zu sprechen. Das ginge nach dem ersten Schreck ja noch. Aber schon beginnt die unbekannte Stimme wieder von diesem Rudolph zu singen…
Rentier auf dem Beifahrersitz
Im Restaurant tragen Menschen Pullover mit höchst verstörenden Mustern, vorzugsweise mit Tannenbaummotiven. Und draußen fährt jetzt tatsächlich ein Truck vorbei, auf dessen Beifahrersitz ein Rentier sitzt. Das wundert uns kaum noch, schließlich sind wir schon 24 Stunden in diesem Weihnachts-Wahnsinnsland. Als alle anderen Passanten aber zu klatschen beginnen, werden wir dann doch stutzig. Diesen Rudolph gibt es im Zubehörhandel für gut 20 Dollar. Pflegeleicht und zahm, da aufblasbar. So muss wenigstens niemand sein Christmas allein im Auto verbringen.
Bescherung an jeder Kreuzung
Weiter geht es mit Accessoires, die im fernen Deutschland strikt untersagt sind: Die 128-teilige Lichterkette, wieder in den Signalfarben rot und grün, die sich per Magnet auf der Motorhaube anbringen lässt. Vor einem fahrend reflektieren die Lichter so stark, als würde man durch einen Zauberwald fahren. Wieder andere Verkehrsteilnehmer lassen lässig die vermeintlichen Beine des Weihnachtsmanns aus dem Kofferraum hängen, oder vorn auf dem Armaturenbrett den Nikolaus bunt leuchtend tanzen. Was für eine Bescherung an jeder Kreuzung.
Merry Christmas auf dem Bürgersteig
Es war nicht einfach, bei unserer Shopping-Tour Dinge zu finden, die auch der StVZO genügen. Aber es gibt sie: Imitierte Zipfelmützen, die über die Kopfstützen gezogen werden können. Wunderbäume, die nicht nur nach Nadelwald duften, sondern auch mit unterschiedlichen Mustern versehen worden sind. Unser Favorit ist ein Lufterfrischer, bei dem die Christbaumkugeln durch Mandarinen ersetzt wurden. Und dann ist da noch der kleine Projektor für unter die Fahrzeugtür, der nach dem Öffnen „Merry Christmas“ auf den Bürgersteig schreibt.
Und was ist mit Last Christmas?
Der blühenden Fantasie sind zumindest in den USA wenig Grenzen gesetzt, in Deutschland darf weder innen noch außen etwas angebracht werden, das ablenkt oder abfallen kann, das Kennzeichen verdeckt oder leuchtet. Wir Weihnachts-Flüchtlinge hätten da noch einen Ansatz für den Gesetzgeber: das dauerhafte Abspielen von „Last Christmas“ bei Radiosendern mit Verkehrsfunk sollte zumindest mit einer Verwarnung bestraft werden.
P.S. Für alle Tierfreunde: Der Autor hat rein gar nichts gegen Rudolph. Schließlich heißt er mit zweitem Vornamen selbst so.