- 04. Dezember 2025
- Sicherheit & Praxis
- Peter Thomas
So klappt es mit der Kolonne
Jede Menge Fahrzeuge mit blauer Flagge oder Blaulicht, dicht an dicht: Da ist eine Kolonne unterwegs im Straßenverkehr. Wie man sich richtig verhält, erklärt die GTÜ.

Entspannt unterwegs auf der Landstraße. Plötzlich sieht man direkt vor dem Auto eine Kolonne. Die Reihe von Fahrzeugen verschiedener Hilfsorganisationen ist lang, zu ihr gehören Pkw und schwere Lastwagen. Und jetzt? Einfach überholen? Die GTÜ Gesellschaft beantwortet fünf wichtige Fragen, wie man sich richtig verhält.
1. Wie erkennt man eine Kolonne?
Eine Kolonne ist ein sogenannter „geschlossener Verband“ mit Sonderrechten im Straßenverkehr. Meistens besteht er aus Fahrzeugen von Hilfsorganisationen, Katastrophenschutz, Militär, Polizei und Zivilschutz. Gekennzeichnet sind die Fahrzeuge solcher Kolonnen mit Flaggen an der Fahrerseite: blau für alle Fahrzeuge und grün beim Abschlussfahrzeug. Haben die Fahrzeuge Blaulicht, ist dieses meist ebenfalls eingeschaltet – jedoch nicht das akustische Warnsignal, umgangssprachlich „Martinhorn“ genannt.

2. Welche besonderen Regeln gelten für Kolonnen?
Nach Paragraf 27 der Straßenverkehrs-Ordnung sind Kolonnen wie ein einzelnes Fahrzeug zu behandeln. Andere Verkehrsteilnehmer dürfen den Verband also nicht trennen. Das heißt für die Praxis, dass man sich nicht in Lücken zwischen den Fahrzeugen der Kolonne drängen darf. Auch an Kreuzungen, Kreisverkehren und Ampeln muss Rücksicht genommen werden: Ist das erste Fahrzeug der Kolonne in den jeweiligen Bereich eingefahren, dürfen die übrigen nachziehen, auch wenn zum Beispiel die Ampel inzwischen auf Rot gesprungen ist.
3. Dürfen Kolonnen überholt werden?
Das hängt von der jeweiligen Verkehrssituation ab. Auf Fernstraßen mit mehr als einer Fahrspur je Richtung, zum Beispiel Autobahnen oder große Bundesstraßen, ist das mit gebührender Vorsicht möglich. Auf kleineren Straßen hingegen sollte man auf solche Überholvorgänge verzichten. Denn diese sind wegen der Länge des Verbands sehr riskant. Und, siehe oben, zwischendurch Einscheren in die Kolonne ist nicht erlaubt.

4. Weshalb sind Kolonnen unterwegs?
Geschlossene Verbände verlegen schnell und gezielt eine große Zahl von Einsatzkräften, Ausrüstung und Fahrzeugen. Gründe dafür können Einsätze bei Großveranstaltungen sein, Naturkatastrophen, große Unglücke oder militärische Lagen. Die entsprechenden Abläufe üben alle betroffenen Organisationen regelmäßig, damit im Ernstfall alles klappt. Im November 2025 waren zum Beispiel in Südhessen bei der Großübung „AXIS25“ mehr als 330 Einsatzkräfte in fast 140 Fahrzeugen unterwegs. Wichtige Erkenntnis der Hilfsdienste: Viele Verkehrsteilnehmer kennen die Regeln im Umgang mit Kolonnen nicht, die Folge sind riskantes oder unsicheres Verhalten.

5. Wodurch zeichnen sich militärische Kolonnen aus?
Bei Militärkonvois gelten dieselben Verkehrsregeln wie bei Kolonnen ziviler Hilfsorganisationen. Beispielsweise werden die Verbände grundsätzlich gekennzeichnet und dürfen nur in einem Zug überholt werden. Bei Übungen begegnen Verkehrsteilnehmer nicht allein Kolonnen der Bundeswehr, sondern auch Konvois ausländischer Bündnispartner. Schließlich gilt die Bundesrepublik als logistische NATO-Drehscheibe. Die Armee rät, in diesem Fall besonders aufmerksam zu sein, falls Fahrer der Kolonne nicht vollumfänglich mit den deutschen Verkehrsregeln vertraut sein sollten. Gut zu wissen: In Friedenszeiten fahren ausschließlich Radfahrzeuge der Armee längere Strecken als Kolonne („Straßenmarsch“), Kettenfahrzeuge werden per Bahn transportiert.
6. Was gilt für andere Fahrzeugverbände?
Der Autokorso nach einer Hochzeit oder nach dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft ähnelt auf den ersten Blick einer Kolonne. Ist er aber nicht: Solche privaten Fahrzeugschlangen haben keine Sonderrechte. Die Teilnehmer müssen sich an sämtliche Verkehrsregeln halten. Wer einen Korso plant, zum Beispiel nach einer Trauung, sollte sich zur Sicherheit mit der örtlichen Verkehrsbehörde abstimmen – eventuell ist eine Anmeldung notwendig.