Sicherer Kindertransport auf dem Fahrrad: So sind Familien sicher unterwegs

Immer mehr Familien nutzen das Fahrrad, um ihre Kinder zur Kita, zur Schule oder zum Spielplatz zu bringen. Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern oft auch flexibel und zeitsparend. Doch damit die Kleinen auch sicher alle Ziele erreichen, kommt es auf die richtige Technik und Sorgfalt an – darauf weist die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH hin.

Drei Systeme – viele Möglichkeiten, aber auch Regeln

Ob Kindersitz, Fahrradanhänger oder Lastenrad: Die Wahl des richtigen Transportsystems hängt vom Alter des Kindes, dem Einsatzzweck und dem Fahrverhalten der Eltern ab. Wichtig ist: Alle Systeme müssen den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. So schreibt die Straßenverkehrsordnung in Paragraf 21, Absatz 3, unter anderem vor, dass das Fahrrad zur Personenbeförderung eingerichtet sein muss und die Fahrerin oder der Fahrer mindestens 16 Jahre alt sein muss. Der Transport darf bis zum vollendeten siebten Lebensjahr erfolgen. In Anhängern dürfen maximal zwei Kinder befördert werden.

Fachgerechte Montage und regelmäßige Wartung

Ganz gleich, welches System zum Einsatz kommt – eine sichere Montage ist Pflicht. „Fahrräder, Anhänger und Lastenräder bieten flexible Transportlösungen für Familien. Doch nur mit geprüfter Technik und der richtigen Ausstattung sind Kinder wirklich sicher unterwegs“, betont Stefan Krone, GTÜ-Partner und Inhaber des Ingenieurbüros Krone in Halle/Westfalen. Außerdem ist er Fahrradsachverständiger.

Kindersitze: platzsparend, doch das Fahrverhalten ändert sich

Kindersitze gemäß DIN EN 14344 verfügen über Gurtsysteme, Rückenlehnen, Fußstützen und Speichenschutz. Sie lassen sich vorn oder hinten am Rad montieren. Doch Vorsicht: „Das Fahrverhalten ändert sich deutlich – insbesondere durch den höheren Schwerpunkt“, erklärt Krone. „Bei vorn montiertem Sitz erhöht sich die Last aufs Vorderrad und somit auch das Kippmoment. Das erfordert beim Bremsen größere Vorsicht.“

Fahrradanhänger: komfortabel, aber gewöhnungsbedürftig

Wer mehr Platz benötigt oder zwei Kinder transportieren möchte, setzt häufig auf Fahrradanhänger nach DIN EN 15918. „Ein guter Anhänger kann durchaus 1.000 Euro kosten. Er macht aus dem Fahrrad ein Zweispurfahrzeug, zudem fährt er eine andere Spur als das Zugfahrzeug. Die andere Durchfahrtsbreite ist zu beachten. An diese Faktoren muss man sich gewöhnen“, so Krone weiter.

Lastenräder: große Transportkapazität, große Verantwortung

Immer beliebter sind Lastenräder, vor allem mit E-Antrieb. Doch auch hier gilt: Sicherheit zuerst. „Niemals Kinder in ein nur für den Gütertransport vorgesehenes Fahrrad setzen“, warnt Krone, „es muss einen echten Passagierraum mit allen Sicherheitseinrichtungen haben.“ Dreirädrige Modelle bieten Standsicherheit. Wenn sie Neigetechnik haben, sind Kippmomente reduziert. Das führt dazu, dass in Kurven die Seitenführungskräfte auf den Fahrer geringer sind und somit das Fahrverhalten dem eines normalen Fahrrads ähnelt.

Sichtbarkeit und Schutz erhöhen

Auch wenn es keine gesetzliche Helmpflicht gibt: Die GTÜ empfiehlt dringend, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene geprüfte Helme tragen. Helle Kleidung, Reflektoren, Beleuchtung und Sicherheitswimpel verbessern die Sichtbarkeit erheblich – gerade in der Dämmerung oder bei schlechtem Wetter.

Technik regelmäßig prüfen – Sicherheit erhöhen

Eltern sollten vor jeder Fahrt einen kurzen Technik-Check machen: Sind Bremsen, Licht und Reifen in Ordnung? Sitzt alles fest? Auch das zulässige Gesamtgewicht laut Herstellerangabe darf nicht überschritten werden – insbesondere bei Pedelecs oder E-Lastenrädern.

Vorsichtig starten, sicher ankommen

„Eltern sollten sich zunächst auf ruhigen Strecken mit dem beladenen Rad oder Anhänger erst vertraut machen, insbesondere mit Kurvenfahrten, Bremsweg und Bremsverhalten. Diese Faktoren ändern sich deutlich“, empfiehlt Stefan Krone. Schlaglöcher, Straßenbahnschienen oder plötzliche Hindernisse können schnell zur Gefahr werden. Eine defensive, vorausschauende Fahrweise erhöht die Sicherheit aller Beteiligten.

Babys erst ab zehn Monaten transportieren

Medizinisch sinnvoll ist der Kindertransport im Anhänger frühestens ab einem Alter von etwa zehn Monaten und wenn das Kind selbstständig sitzen und den Kopf sicher halten kann. In dem Fall empfiehlt sich eine spezielle Babyschale.

Wer Kinder auf dem Fahrrad mitnimmt, übernimmt Verantwortung – und sollte auf geprüfte Systeme, korrektes Verhalten und regelmäßige Wartung setzen. Denn nur so wird die Fahrt für Klein und Groß sicher.