Schaben, Sprühen oder Abdecken: Keine Chance für Eis auf Autoscheiben

Die Nacht war kalt – rund um den Gefrierpunkt. Da ist im Auto morgens von guter Sicht oft keine Spur: Die Frontscheibe ist zugefroren und wirkt wie eine weiße Wand aus Eis. Das sorgt für Stress, wenn man flott losmuss zur Arbeit oder die Kinder zur Schule bringen will. Wie befreit man die Scheibe möglichst schnell, zuverlässig und umweltfreundlich von der frostigen Schicht? Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH gibt sieben wichtige Hinweise.

7. Abdecken als Vorbeugung

Am entspanntesten startet die Fahrt, wenn sich nachts erst gar kein Eis auf der Scheibe bildet. Wer weder Garage noch Carport hat, kann das Glas abdecken. Die Lösungen reichen vom eher improvisierten Pappkarton (Vorsicht, kann festfrieren) bis zu eigens für den Zweck entwickelten Produkten. Praktikable Varianten gibt es viele. Zum Beispiel die Komplettabdeckung des oberen Fahrzeugbereichs: Dann bleiben alle Scheiben eisfrei, die Montage ist freilich aufwendiger. Einfacher machen es Abdeckungen für die Frontscheibe. Diese gibt es mit verschiedenen Befestigungstechniken (magnetisch, in die Tür klemmen, mit Gummizug am Seitenspiegel) und für unterschiedliche Zonen (zum Beispiel inklusive Außenspiegel oder Seitenfenster).

6. Mit Gummi und Kunststoff gegen Eis

Ein Schaber mit Lippe aus weichem Kunststoff oder hartem Gummi: Das ist der Klassiker, um die Windschutzscheibe vom Eis zu befreien. Der Werkstoff ist nicht trivial: Hart genug soll er sein, um die Eisschicht zu knacken. Aber keinesfalls härter als Glas – sonst gibt es Mikrokratzer auf der Scheibe. Und die können bei Gegenlicht zu gefährlichen Blendungen führen. Aus diesem Grund sollten auch beispielsweise alte Kreditkarten ausscheiden. Deren Kanten sind nämlich so scharf, dass sie ebenfalls Kratzer verursachen können. Ebenfalls Finger weg von Metallklingen, wie man sie zum Beispiel in Glaskeramikschabern findet.

Die richtige Arbeitsweise mit dem Eiskratzer: Wenn Schnee auf dem Eis liegt, wird er zunächst weggefegt. Eine dicke Eisschicht bricht man vorsichtig mit dem Sägezahnprofil des Schabers auf. Der Rest lässt sich dann mit ruhigen Bewegungen im flachen Winkel und mit leichtem Druck von der Scheibe schaben. Diesen Arbeitsgang können elektrisch angetriebene Schaber erleichtern, die eine rotierende Abtragscheibe mit Kunststofflippen übers Glas führen.

5. Sprühen nach dem Elefanten-Prinzip

Bewährt ist der Einsatz von Enteisungssprays. Die GTÜ hat im vergangenen Jahr verschiedene dieser Produkte zusammen mit Auto Bild getestet. Die Sprays enthalten vor allem Alkohole, die den Gefrierpunkt von Wasser senken. Dazu kommen Inhaltsstoffe wie Glykol und Glycerin, um das Wiedervereisen zu verhindern. Heute werden solche Sprays in Pumpflaschen verkauft, das entkräftet Vorbehalte wegen umweltschädlicher Treibmittel. Das Prinzip kennt man auch aus der Luftfahrt: Auch Flugzeuge werden vor dem Start mit Enteisungsmitteln besprüht. Wegen ihrer beweglichen Rüssel tragen die dafür zum Einsatz kommenden Spezialfahrzeuge den Spitznamen „Elefant“.

4. Auftauen mit Standheizung

Höchst komfortabel ist es natürlich, den Fahrzeuginnenraum vor dem Start auf Temperatur zu bringen. Dann schmilzt das Eis auf der Scheibe, und die Fahrt beginnt warm und angenehm. Ein Verbrenner benötigt dafür eine Standheizung. Denn die Wärmeerzeugung durch den laufenden Motor ist aus gutem Grund verboten (Paragraf 30, Absatz 1 der Straßenverkehrsordnung): Dabei entstehen besonders viele Emissionen, außerdem schadet es dem Motor. E-Fahrzeuge erzeugen die Wärme unabhängig vom Motor, hier kann das Vortemperieren bequem programmiert oder ferngesteuert gestartet werden.

3. Scheibenheizungen im Heck – und an der Front?

Am wenigsten Aufwand bereitet üblicherweise das Enteisen der Heckscheibe. Denn hier sind seit Jahrzehnten integrierte Heizdrähte üblich. Für Frontscheiben haben sich ähnliche Systeme als Serienausstattung nicht durchgesetzt, sie sind jedoch für viele Autos als Wunschausstattung gegen Aufpreis erhältlich. Seit einigen Jahren gibt es Frontscheibenheizungen, die statt mit Heizdrähten mit Flächenelementen arbeiten. Das verhindert störende optische Effekte beispielsweise bei tiefstehender Sonne, wie sie auch an feinen Drähten auftreten können.

2. Bloß kein heißes Wasser!

Nicht nur das Laufenlassen des Motors sollte man bei vereisten Scheiben vermeiden. Die GTÜ warnt auch vor heißem Wasser, das auf die vereiste Scheibe gekippt wird. Der schockartige Temperaturwechsel kann das Glas beschädigen und sogar reißen lassen.

1. Das Sichtfeld muss komplett frei sein

Und noch eine dringende Mahnung der Prüforganisation: Keinesfalls nur ein „Guckloch“ in der vereisten Frontscheibe freikratzen. Das Sichtfeld muss komplett frei sein – nach vorn, zu den Seiten hin und nach hinten. Das ist unabdingbar für eine sichere Fahrt.