GTÜ Racing Team in der „Grünen Hölle“

Mit dem Renn-BMW auf dem Nürburgring

Nein, einen Formel-Grand-Prix gibt es in Deutschland nicht mehr. Aber dafür etwas mindestens genauso Spannendes: Der Saisonhöhepunkt für alle Motorsportfans ist das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Ein Rennen zweimal rund um die Uhr, das entspricht gut 15 Formel-1-Distanzen. Eine unglaubliche Strapaze für Mensch und Material. Mittendrin in dem Spektakel, das am Fronleichnam-Wochenende Hunderttausende in die Eifel zieht, ist auch ein Rennwagen in GTÜ-Farben. Rudolf Brandl, Sebastian Brandl, Ferdinand Wernet und Danny Brink sind als GTÜ Racing Team die Besatzung eines BMW 240i Racing Cup 8. Die Verbindung zur Sachverständigenorganisationkommt aus dem Berufsalltag, sie zählen zu den zuverlässigen GTÜ-Partnern – die Brandls mit ihrer Kfz-Prüfstelle in Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis und das die Familie Wernet mit Ingenieurbüro in Neuenburg am Rhein.

Profis und Amateure bunt gemischt

Die große Faszination bei der 24-Stunden-Strapaze, die am 1. Juni um 16 Uhr losgeht, ist die ungeheuer große Bandbreite im Starterfeld. Die Veranstalter sprechen ganz bewusst von einer „Klassengesellschaft“. Das ist keinesfalls despektierlich gemeint. Seriennahe Renntourenwagen treten in der „Grünen Hölle“ gegen spektakuläre GT3-Boliden an. Bunt gemischt ist auch das Fahrerfeld, von Profi-Piloten wie Marco Wittmann, Maro Engel oder Thomas Preining bis hin zu den ambitionierten Amateuren. Die Leistungsunterschiede sind groß, aber die Faszination und Motivation bei allen Beteiligten ist noch größer.

Der rasende Mythos

Natürlich kann nicht jeder, der sich für einen Rennfahrer hält, einfach mitmachen. Zur Qualifikation für das 24-Stunden-Rennen muss jeder Pilot im gleichen Jahr zwei Langstreckenrennen absolviert haben, um seine Fähigkeit und Reife unter Beweis zu stellen, beim rasenden Mythos mitmischen zu können. Bewertet wird nicht nur das Tempo allein, sondern auch das Verhalten auf der Rennstrecke. „Sauber und ohne Sportstrafe ins Ziel zu fahren sind die Grundvoraussetzung für eine Qualifikation“, sagt Rudi Brandl über die Zielsetzung.

Zweimal vier Stunden Vorbereitung

Um sich mit dem 340 PS (250 kW) starken BMW-Rennwagen und dem Geschehen auf der Piste vertraut zu machen, hat das GTÜ-Ensemble die Vorbereitungsrennen „24h Qualifiers“ auf dem Nürburgring bestritten. Zwei Vier-Stunden-Läufe mit entsprechendem Nacht-Anteil und zwei Top-Qualifyings, bei dem sich die 120 Teilnehmer auf fast 20 verschiedene Fahrzeugklassen verteilten. Eine starke, bunte Liga. Die Newcomer mit dem roten Prüfsiegel auf dem Autodach schlugen sich sehr ordentlich, Rudi Brandl ging von der fünften Startposition ins erste Rennen, am Ende in völliger Dunkelheit fuhr Basti Brandl deutlich schneller als die unmittelbare Konkurrenz. Ferdi Wernet erklärt, warum diese Generalprobe so wichtig ist: „Schnell, effizient und schonend, das ist der Stil für die Langstrecke. Erst nach vielen Stunden wird man dafür belohnt.“ Zwischendrin absolvierte die GTÜ-Crew noch einen Lauf der Rennstrecken Challenge Nürburgring (RCN) – mit einem Klassensieg und dem 14. Gesamtrang ein mehr als ideales Warm-Up!

Die Tücken der Langstrecke

Im zweiten Anlauf belegte das Auto mit der Nummer 653 den dritten Startplatz in der Klasse, Bastian Brandl kam auch gut weg. Doch in der vierten Runde machte er unliebsame Bekanntschaft mit einer der großen Tücken des Langstreckensports. Gleich drei schnellere GT3-Fahrzeuge rasten von hinten heran. Die Kombination unter den Fahrern funktioniert zwar prinzipiell gut, allerdings wollten gleich zwei Piloten auf einmal überholen, links und rechts. Ein AMG-Mercedes touchierte dabei das linke Vorderrad des GTÜ-BMW. Zunächst fuhr das Auto nach dem heftigen Schlag normal weiter, doch eine halbe Runde später beim Anbremsen aus 230 km/h brach die vordere linke Spurstange. Endstation Kiesbett. Ein bitteres Ende, aber trotzdem werten die Drei das Wochenende als Erfolg: „Die Vorbereitungen für die 25 Stunden waren sehr wertvoll. Wir wissen jetzt, dass wir auf einem hohen Level mithalten können, und auch mit schwierigen Situationen zurechtkommen.“