- 20. Mai 2021
- Sicherheit & Praxis
- Rüdiger Abele
Eine Ingenieurin macht sich selbständig
Ein Unfall, der auch sein Gutes hatte: Die Studentin Samira Zahra Abbassi entdeckte die GTÜ. Heute besitzt sie eine eigene Prüfstelle.
Autos und Technik haben Samira Zahra Abbassi schon früh fasziniert. Die Leidenschaft mündete in ein Maschinenbaustudium an der Hochschule Aalen. Zu welcher Tätigkeit das führen sollte, war ihr anfangs noch nicht klar. Ein Autounfall mit Blechschaden gab dann den Impuls: „Nachdem ich den GTÜ-Sachverständigen beim Begutachten meines Fahrzeugs erlebt hatte, habe ich gemerkt: Das möchte ich auch machen.“ Eine Woche später bewarb sie sich bei einem Partnerbetrieb, dem Ingenieurbüro Steiner in Baden-Baden. Doch mit einer Stelle als Sachverständige konnte dieser nicht dienen. Aber – ob sie auch schon einmal an den Beruf der Prüfingenieurin gedacht habe? Hatte sie nicht. Doch Samira Zahra Abbassi musste nicht lange überzeugt werden: „Das hat mir sogar noch besser gefallen.“ Dementsprechend absolvierte sie ihre Qualifizierung bei der GTÜ und war nach der Ausbildung mehrere Jahre beim Ingenieurbüro Steiner tätig.
Entscheidungen für die Zukunft
2018 kam der nächste große Schritt: Samira Zahra Abbassi bereitete ihre Selbständigkeit vor: „Die GTÜ hat mir verlässlich bei allen notwendigen Schritten geholfen.“ So superschnell wie erhofft ist sie dennoch nicht zur eigenen Prüfstelle gekommen. Erst hat sie als Springerin gearbeitet und in mehreren Prüfstellen in Baden-Württemberg Krankheits- und Urlaubsvertretungen übernommen. Längst weiß sie den Wert dieser vielfältigen Praxiserfahrung zu schätzen: „Außerdem konnte ich meine Entscheidung für die Selbstständigkeit noch einmal abklopfen – und letztendlich festigen.“ Im Juli 2019 fand sie an ihrem Studienort Aalen geeignete Räumlichkeiten für eine eigene Prüfstelle, eine Halle mit Platz für zwei Prüfbahnen. Ein Tipp der GTÜ-Expertinnen und Experten lautete: Statte erst einmal eine davon richtig aus, um die zweite als Expansionsmöglichkeit zu haben. Samira Zahra Abbassi traf weitere zukunftsweisende Entscheidungen: Ihre Prüfbahn hat sie von vornherein mit einer passenden Hebebühne für lange Transporter und für bis zu fünf Tonnen Achslast ausgestattet. Der Bremsenprüfstand ist aushebbar und eignet sich somit für Tandemachsen. Das Abgasmessgerät ist mobil und kann problemlos etwa in Autohäuser und Werkstätten mitgenommen werden – mit diesen arbeitet die selbstständige Prüfingenieurin ebenfalls zusammen.
Einfühlungsvermögen – auch für Menschen
Im März 2020 und damit im Jahr ihres 40. Geburtstags fand die Eröffnung statt. „Ein Monat später kam der erste Corona-Lockdown“, erinnert sich Samira Zahra Abbassi, „doch es hat geklappt, die Kunden sind gekommen.“ Als wichtige Kontaktplattform insbesondere für Privatkunden haben sich für die neue Prüfstelle vor allem Social Media erwiesen. Außerdem werden dort direkte Empfehlungen für ihre Dienstleistungen ausgesprochen.
Was sie an diesem Beruf so fasziniert? „Ich mag den persönlichen Kundenkontakt. Viele Kunden sind nervös, wenn sie mit ihrem Fahrzeug zur HU kommen, weil sie gespannt sind, ob es mängelfrei hindurch kommt. Ich habe den Anspruch, ihnen diese Nervosität zu nehmen“, sagt Samira Zahra Abbassi. Ihr Erfolgsrezept dafür: „Ich erkläre alles ganz genau am Fahrzeug und mache dabei deutlich, welche Folgen der festgestellte Mangel hat. Das schafft Vertrauen. Und zwar sowohl bei männlichen wie auch bei weiblichen Kunden. Je mehr ich kommuniziere, desto offener werden die Kunden.“
Technischer Sachverstand, Kommunikationsfähigkeit und Einfühlungsvermögen, das sind für sie die drei wichtigsten Aspekte ihrer Tätigkeit als Prüfingenieurin. Das persönliche Fazit von Samira Zahra Abbassi: „Es lohnt sich, den Mut zu fassen. Wer auto- und technikaffin ist, wird nicht enttäuscht. Und die GTÜ ist beispielgebend: Sie steht voll hinter ihren Partnern und unterstützt uns.“