- 17. Mai 2023
- Sicherheit & Praxis
- Michael Petersen
Das Schlafgemach auf dem Autodach
Zelten, ganz neu interpretiert.
Die ganze Familie träumt von einem Campingurlaub. Aber nicht mehr im alten Zelt, sondern in einem Wohnmobil. Allein der Preis lässt den Wunsch einen Traum bleiben. Doch es gibt einen Ausweg: ein Dachzelt. Das passt selbst auf den kleinen Familienkombi und ist im Nu aufgebaut. Die GTÜ verschafft einen Überblick.
Große Vielfalt fürs Dach
Dachzelte gibt es in vielen Größen, Formen und Bauweisen. Alle haben ihre Vor- und Nachteile. Viele Hartschalendachzelte ragen nicht über die Fahrzeugmaße hinaus, für sie genügt von den Maßen her jeder Parkplatz, für den raschen Aufbau sorgen Kurbel oder Gasdruckfedern. Bei manchen Zelten verläuft das Dach parallel zum Boden. Andere lassen sich wie eine Muschel aufklappen. Bei den tendenziell leichteren Klappdachzelten oder Faltdachzelten vergrößert sich die Grundfläche je nach Modell nach dem Ausklappen auf die doppelte Fläche des Autodachs – oder sogar mehr. Als Hybridzelte werden Konstruktionen bezeichnet, die Hartschalen und Klappdachzelt vereinen. Bei aufblasbaren Zelten ersetzen Luftschläuche das Alugestänge. Sie punkten durch ein geringeres Gewicht.
Der Dachträger als feste Basis
Auf dem Dachzeltmarkt tummeln sich rund einhundert Hersteller. Angesichts der Vielfalt ist es vor dem Kauf gut investierte Zeit, sich zu informieren, welche Konstruktion zur geplanten Nutzung und zum Fahrzeug am besten passt. Informationen bieten zudem zahlreiche Spezialisten, die ihr Wissen im Internet bereitstellen. Wer es erst einmal ausprobieren will: Ein Dachzelt kann man auch mieten.
Der Dachträger als feste Basis
Auf dem Dachzeltmarkt tummeln sich rund einhundert Hersteller. Wer es erst einmal ausprobieren will: Ein Dachzelt kann man auch mieten. Unsere Familie entscheidet sich für ein Hartschalen-Dachzelt. Wie gut, dass der Kombi eine Dachreling hat: Die beiden Querträger lassen sich problemlos befestigen. Zwei kräftige Freunde helfen dabei, die neue Ferienwohnung aufs Dach zu hieven. Das Dachzelt hat ein Eigengewicht von rund 50 Kilogramm – ohne Matratze und mitgelieferter Leiter. Danach ist es rasch festgeschraubt und noch schneller aufgeklappt.
Schlafkomfort? Ja. Platz? Auch.
Schauen wir genauer hin. Zwei Erwachsene finden auf der Matratze der Größe 1,40 mal zwei Meter einen komfortablen Platz. Eltern wissen aus Erfahrung: Wenn die Kinder sich dazwischen kuscheln, wird es Nacht über doch arg eng. Die geniale Lösung: Die beiden Kinder finden ihr eigenes Reich einen guten Meter unter den Erwachsenen im Auto. Eine auf den Laderaum zugeschnittene Matratze lässt sich im Internet ordern und bietet auch im Parterre kuscheligen Komfort. Bei Bedarf ermöglichen einfache Sprechfunkgeräte eine Verständigung zwischen den Etagen. Taschen, Rücksäcke oder Kinderroller wandern über Nacht dorthin, wo die Familie früher ihren Schlafpatz gefunden hat: in ein einfaches Zelt gleich neben dem Auto.
Mit Dachlast fährt es sich anders
Wie steht es um das Gewicht auf dem Autodach? Eine Grenze darf jeder Transport keinesfalls überschreiten – die sogenannte Dachlast. Diese ist in der Betriebsanleitung zu finden. 75 Kilogramm ist bei Pkw ein verbreiteter Wert. Passt: Trägersystem und Dachzelt wiegen ungefähr so viel. Natürlich ohne die darin schlafenden Personen. Durch einen deutlich höheren Schwerpunkt verändert sich allerdings die Fahrdynamik. Zudem können Beschleunigen, Bremsen oder die flotte Kurvenfahrt die auf Dachträger und Karosserie wirkenden Kräfte vervielfachen. Ist das Dachzelt vorschriftsmäßig verstaut, kann bei der Fahrt normalerweise nichts passieren. Die meisten Zelthersteller empfehlen eine Höchstgeschwindigkeit von rund 120 km/h.
Seltene Angabe: die statische Dachlast
Eine statische Dachlast und damit das Gewicht, das ein Dachsystem im Stand des Fahrzeugs aushalten muss, nennen die wenigsten Hersteller. Aber Dachzelthersteller wie Automobilclubs gehen davon aus, dass die statische Dachlast deutlich höher sein darf als die dynamische. Schlafende Personen müssen demnach nicht fürchten, dass die Konstruktion zusammenbricht.
Transport auf dem Autodach: Das sagt der Gesetzgeber
75 Kilogramm sind ein für viele Pkw üblicher Wert für die dynamische Dachlast. Er gilt auch für die beliebten und geräumigen Dachboxen für Sommer- wie Winterurlaub samt Trägersystem und Inhalt sowie für Fahrradträger mit allen darauf befestigten Zweirädern. Ergänzender Hinweis: Das zulässige Gesamtgewicht eines Fahrzeugs darf über das Gepäck auf dem Dach selbstverständlich ebenfalls nicht überschritten werden.
Regeln für Dachlasten aller Art führt der Paragraf 22 der Straßenverkehrsordnung (StVO) auf. „Fahrzeug und Ladung dürfen zusammen nicht breiter als 2,55 Meter und nicht höher als 4 Meter sein“, heißt es dort. Am Heck ist bis zu einem Meter Überstand ohne Kennzeichnung erlaubt. Ragt die Ladung weiter hinaus, muss sie mit einer aufgespreizten hellroten Fahne in der Größe 30 x 30 cm oder einem hellroten Zylinder von 30 Zentimetern Höhe und 35 Zentimetern Durchmesser gekennzeichnet werden. Bei schlechter Sicht und bei Dunkelheit sind eine rote Leuchte und ein roter Rückstrahler vorgeschrieben. Höher als 1,50 Meter über der Fahrbahn darf beides nicht angebracht sein.