- 17. Mai 2021
- Einblicke & Chancen
- Geschäftsführung
Zweimal die berühmten drei Buchstaben: GTÜ & DAT
Starke Partner, die aus guten Gründen gemeinsame Sache machen. Ein Interview zu den Hintergründen.
Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) ist das Kompetenzzentrum für Daten und die Informationszentrale der Automobilwirtschaft – und ein langjähriger starker Partner der GTÜ. Diese Zusammenarbeit wird jetzt intensiviert. Die organisatorische Abwicklung der Prüfgutachten von DAT-Zentralaufträgen wird im Rahmen eines Vertrages zwischen der DAT und der GTÜ sukzessive an die GTÜ übertragen. Mit der Neuordnung eröffnen sich für beide Organisationen Perspektiven, die jede für sich sonst nur mit erheblichen Investitionen in Personal und Infrastruktur hätte bewältigen könnten.
Die DAT kann nun guten Gewissens ihre traditionell guten Verbindungen zu allen Akteuren der Autobranche nutzen, um eine Vielzahl an Dienstleistungsaufträgen für Sachverständige zu akquirieren. Die GTÜ wird ihre Stärke in der Abbildung von Prozessen dazu nutzen, die Qualität der Dienstleistungen sicherzustellen und auch größere Mengen an Aufträgen termingerecht abzuwickeln.
Rund 65% der DAT-Partner sind auch GTÜ-Partner. Alle Sachverständigen werden über das OnREX-System mit Aufträgen versorgt. Die GTÜ wird sich um die organisatorische Abwicklung der Prüfgutachten kümmern, während die DAT Dienstleistungsaufträge für Sachverständige zwischen Großkunden (Hersteller, Importeure, Banken und Leasinggesellschaften) und der GTÜ vermittelt.
„Die ganze Branche wird davon profitieren“
Die GTÜ und die DAT haben eine gemeinsame Geschichte, nun geht es in die gemeinsame Zukunft. Was war die Motivation, dieses Geschäftsfeld zusammenzulegen?
Dimitra Theocharidou-Sohns: In der heutigen Zeit, in der individuelle Mobilität weiter stark gefragt ist, sind Kooperationen zwischen Unternehmen wie der GTÜ und der DAT ein wertvoller Beitrag für die gesamte Branche. Klar ist die jeweilige Unternehmensgeschichte wichtig, wir schauen in die Zukunft und haben ein großes gemeinsames Interesse: Wir bauen die GTÜ konsequent zum Full-Service-Dienstleister aus und möchten – wie die DAT auch – unser Partnernetz erweitern.
Robert Köstler: Hinzu kommt, dass wir gemeinsam mit der DAT sehr gute Möglichkeiten haben, neue Aufträge zu akquirieren, wenn wir den Auftraggebern eine adäquate Anzahl an qualifizierten Sachverständigen anbieten können. Hierbei haben wir vereinbart, dass wir bei konkreten Vertragsverhandlungen mit potentiellen Auftraggebern zu Sachverständigen-Dienstleistungen stets gemeinsam auftreten und uns im Vorfeld einvernehmlich abstimmen werden.
Jens Nietzschmann: Wir sind im Wesentlichen an der Verfügbarkeit einer belastbaren Infrastruktur zur Bearbeitung von Zentralaufträgen und am Wachstum unserer Sachverständigenorganisation interessiert. Unsere Zurückhaltung in den zurückliegenden Jahren, neue Auftraggeber für Prüfgutachten zu akquirieren oder bereits vorhandene Interessenten-Leads an unsere Expert Partner weiterzuleiten, lag nicht zuletzt an der eingeschränkten Flächenpräsenz unserer Organisation. Gleichzeitig mussten wir unseren Expert Partnern für die Bearbeitung bestehender Aufträge teilweise weite Strecken zumuten, weshalb selbige wirtschaftlich teilweise nicht attraktiv waren. Daher brauchen wir die Kooperation. Hinzu kommt: Wir sehen unsere Expert Partner nicht nur als Kunden, sondern auch als Markenbotschafter der DAT und damit als Anlaufstellen für automobiles Wissen. Denn wenn jemand über Expertenwissen verfügt, dann doch wohl die DAT-Sachverständigen.
„Gemeinsam ist keiner einsam“
Welche Vorteile ergeben sich aus der Zusammenarbeit für die GTÜ, die DAT und deren Sachverständigen-Organisationen?
Robert Köstler: Gemeinsam sind wir stärker als alleine. So können wir zum Beispiel unsere Expertise in anderen Geschäftsfeldern besser ausbauen und unsere Netzwerke erweitern. Ich denke da unter anderem an die Bereitstellung von Wissen zu historischen Fahrzeugen oder an gemeinsame Schulungsaktivitäten über die GTÜ- und DAT-Akademie. Durch den Rahmenvertrag, den wir nun geschlossen haben, bekommt das ein solides Fundament.
Jens Nietzschmann: Die Vorteile sind vielfältig. Aktuell sind wir vom Bundeswirtschaftsministerium über das BAFA mit der revisionssicheren Erstellung der DAT-Gutachten für gebrauchte, förderfähige Elektrofahrzeuge beauftragt worden. Der Vorteil der Zusammenarbeit mit der GTÜ liegt auf der Hand: Der Endverbraucher, der eine Förderung beantragen möchte, kann sich durch die Zusammenarbeit an einen Sachverständigen wenden, der sich womöglich noch näher an seinem Wohnort befindet als dies die aktuelle Flächendeckung der Expert-Partner-Organisation hergibt.
„Zügig mit einer einheitlichen Infrastruktur“
Welche Voraussetzungen mussten in Ihren Häusern auf Seiten der Infrastruktur (Software) geschaffen werden?
Jens Nietzschmann: In der Vergangenheit hat die DAT als Lieferant von Daten und Software kein eigenes Büro-Managementsystem angeboten. Erste Ansätze gab es zwar mit Amos von der AGS, aber erst mit OnREX konnten wir eine vollumfängliche Software bereitstellen, die in Zusammenarbeit mit einem Fachkreis aus DAT Expert-Partnern entstanden ist und permanent weiterentwickelt wird. Auch unsere technische Infrastruktur zur Abwicklung der Prüfgutachten war nicht mehr zeitgemäß. Beide Bereiche sind aber Voraussetzung dafür, von uns akquirierte Aufträge reibungslos und zügig abarbeiten zu können. Dies ist auch die Erwartungshaltung potentieller Auftraggeber bei Banken, Leasinggesellschaften, Herstellern oder Importeuren.
Dimitra Theocharidou-Sohns: Wir brauchen eine einheitliche Infrastruktur bei unseren Partnern, damit wir eine zügige Abwicklung der Aufträge auf Basis unserer Daten und Software gegenüber unseren Auftraggebern gewährleisten können. Dazu haben wir Schnittstellen zwischen den Auftragssteuerungs- sowie den Abrechnungssystemen geschaffen und werden die DAT-Anwendungen inklusive der Urkunden in unsere Produkterstellungssysteme integrieren.
Jens Nietzschmann: Das bedeutet aber nicht, dass wir unsere bisher stets sehr offene Schnittstellenpolitik gegenüber anderen Anbietern, wie zum Beispiel die KÜS, einschränken. Auch in der Zukunft gilt: Wer Expert Partner der DAT ist, wird auch über unser System die Aufträge bekommen, ob er nun Partner der GTÜ oder der KÜS bzw. einer anderen Organisation mit freiberuflich tätigen Sachverständigen in ihren Reihen ist. Am Ende geht es ja immer um die Belange unserer Kunden und nicht um die Befindlichkeiten einzelner Akteure.
Wie sieht die Arbeit aus Sicht eines DAT Expert-Partners künftig aus, wenn die Kooperation aktiviert ist?
Dimitra Theocharidou-Sohns: Durch die webbasierte Anwendung, über die wir die Aufträge künftig steuern, ändert sich für den DAT Expert-Partner zunächst eigentlich wenig. Er erhält in seiner Inbox einen Hinweis, dass sich in seinem Gebiet ein Fahrzeug befindet, welches er vor Ort in Augenschein nehmen muss. Alle Daten dazu werden ihm digital im Auftrag übermittelt. Dank der Technologie, die im Hintergrund läuft, kann er sich die notwendigen Kalkulationsdaten inklusive der Fahrzeugidentifikation bereits vorab aus der webbasierten Anwendung lokal auf seinem Tablet oder PC speichern und dann – falls notwendig – in Gebieten mit schlechter Netzabdeckung wie z. B. in einer Tiefgarage oder auf der Schwäbischen Alb nutzen. Sobald er wieder online ist, synchronisiert sich das System, und er kann nahtlos weiterarbeiten.
Jens Nietzschmann: Für den DAT Expert-Partner wird die Kooperation immer dann spürbar, wenn er eine Info vom Absender GTÜ erhält. Zudem werden für unsere jeweiligen Partner die Aufträge durch die Zusammenlegung der Auftragsdisposition insgesamt wirtschaftlicher.
Welchen Einfluss wird die DAT denn zukünftig auf die Durchführung der Dienstleistungsaufträge noch nehmen?
Jens Nietzschmann: In den letzten Jahren vielleicht etwas in Vergessenheit geraten ist eine Einrichtung der DAT, die sich „Einspruchsverfahren“ nennt. Dieses Verfahren werden wir wieder aufleben lassen und jedem Auftraggeber quasi als finale und vor allem neutrale Schiedsstelle für eventuell aufkommende Problemfälle anbieten.
Aus anderen Bereichen wissen wir, dass schon die bloße Existenz einer solchen Einrichtung eine qualitätssichernde Wirkung entfaltet. Über diese Einrichtung haben wir darüber hinaus die Möglichkeit, Streitfälle zu schlichten und einer für alle Beteiligten akzeptablen Lösung zuzuführen. Sollten einzelne Sachverständige regelmäßig durch Qualitätsmängel in Erscheinung treten, werden wir darauf mit einem zeitweisen Ausschluss von der Beauftragung reagieren. Darüber hinaus werden wir zukünftig verstärkt darauf achten, dass Expert Partner sich hinsichtlich der Durchführung ihrer zugewiesenen Aufträge vertragstreu verhalten. Nicht umsonst gibt es in den Partner-Verträgen dazu eindeutige Regeln.
„Großes Team, permanenter Austausch“
Welche personellen Veränderungen in Ihren Unternehmen sind damit verbunden?
Robert Köstler: Die GTÜ ist, was die Vermittlung von Aufträgen betrifft, sehr gut aufgestellt. Wir haben ein großes Team, das in permanentem Austausch mit unseren Kfz-Sachverständigen steht. Diese werden nun die nicht-hoheitlichen Aktivitäten über Schnittstellen zur DAT-Software vermitteln.
Jens Nietzschmann: Unsere Fachabteilung für die Expert Partner wird weiterhin als Brückenkopf bestehen bleiben. Unter anderem geht es darum, die Bedürfnisse der Sachverständigen zum Beispiel in unseren Produktlinien zu adressieren. Zudem werden wir die Akquise der Aufträge massiv vorantreiben. Deshalb werden wir auch weiterhin die Kompetenzen im Haus behalten und für unsere DAT Expert-Partner Ansprechpartner bleiben.
Welche Ziele haben Sie sich für das erste Jahr der Zusammenarbeit gesetzt? Welche Projekte sind in Planung?
Dimitra Theocharidou-Sohns: Unser wichtigstes gemeinsames Ziel ist die Etablierung unserer gemeinsamen Plattform für die DAT Expert-Partner. So können wir uns dann gemeinsam auf die Akquise neuer Kunden konzentrieren.
Robert Köstler: Die einzelnen Schritte werden wir in regelmäßigen Abständen in die beiden Organisationen kommunizieren.
Jens Nietzschmann: Die Zusammenlegung von Softwarekompetenz und IT Sicherheit spielt im ersten Jahr ebenfalls eine zentrale Rolle. Gemeinsam können wir mehr erreichen als jeder für sich und damit auch in schwierigen Zeiten die Zukunft gestalten. Schließlich gehört die Zukunft denen, die sich heute darauf vorbereiten.
DAS IST DIE DAT
Die DAT ist seit 90 Jahren die neutrale Dateninstanz der automobilen Wirtschaft und wird seit ihrer Gründung von den Verbänden der Automobilbranche (VDA, VDIK, ZDK) getragen. Die DAT ist Datendienstleister, Softwareanbieter, Sachverständigenorganisation und ein sehr gefragter Ansprechpartner für zahlreiche Themen der Autobranche. Bekannt ist das Unternehmen unter anderem für die monatliche Marktberichte, insbesondere auch bei Gebrauchtwagen.