- 01. Oktober 2025
- Einblicke & Chancen
- Elmar Brümmer
Von der Rennstrecke auf die Kinoleinwand
Nicht nur der Formel-1-Movie: Motorsportfilme boomen, erster Teil

In dem Augenblick, in dem der schwarze Rennwagen auf dem Display beschleunigt, beginnt das Mobiltelefon in der Hand ansteigend zu vibrieren, mit jedem Gang, den Sonny Hayes hochschaltet. An dem Werbetrailer fürs Handy ist deutlich zu fühlen, dass hinter „F1 – Der Film“ der Tech-Konzern Apple steckt. Das Motorsport-Drama wurde so zum erfolgreichsten Streifen, den das Unternehmen produziert hat – und auch Hauptdarsteller Brad Pitt hat noch nie einen so erfolgreichen Film gehabt, allein in Deutschland wurden 1,2 Millionen Kinobesucher gezählt. Die Formel Hollywood liegt im Trend, nicht erst seit diesem Sommer, wie unser Blogbeitrag zeigt.
Der Blockbuster: F1 Movie
Der Plot um den alternden Rennfahrer Hayes, gespielt von Megastar Brad Pitt, ist die Geschichte eines gescheiterten Talents. Eines Piloten, dem einerseits alles egal scheint, der aber auch immer wieder von Alpträumen eines Unfalls eingeholt wird. Jahrzehnte später bekommt der Glücksritter eine letzte Chance, noch einmal Formel 1 zu fahren. Beim schlechtesten Team im Feld, und mit der undankbaren Aufgabe, einen Rookie auszubilden, der anfänglich nur durch Arroganz glänzt. Allein im Generationenkonflikt ist schon reichlich Crash-Potenzial vorhanden, hinzu kommen Intrigen um den Rennstallchef – und eine obligatorische Lovestory. Der Underdog muss sich auf allen Ebenen und in der ganzen Komplexität des PS-Geschäfts beweisen. „Bei uns kommt das Drama aus dem Renngeschehen“, sagt Erfolgsregisseur John Kosinski. Der Blick hinter die Kulissen ist im Formel-1-Movie beinahe noch intensiver als in der Streaming-Doku „Drive to survive“, der Blick wird viel stärker auf Details gelenkt. Aber natürlich ist da auch viel Fantasie dabei, echte Fans müssen ein paarmal die Augen zudrücken, nicht nur bei der Love-Story. Aber immerhin: zu sehen gibt es auch die erste Rennwagen-Konstrukteurin. Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwinden. „Keine andere Sportart ist in Bezug auf die Möglichkeiten bei den Dreharbeiten so fesselnd wie die Formel 1″, glaubt Rekordweltmeister Lewis Hamilton, der zur Riege der Produzenten zählt. Das war schon immer so, wie unser Blick in die Filmgeschichte zeigt. Hier kommen nochmal vier Filmtipps von der Rennstrecke.
Der Klassiker: Le Mans
Es braucht ein bisschen Geduld, um sich im selbstproduzierten Sportwagen-Epos von Steve McQueen im Jahr 1971 von der Begeisterung des Draufgängers anstecken zu lassen. „Ich wollte einen ehrlichen Film“, widersprach der US-Amerikaner. Für McQueen war der Streifen über den Langstreckensport nicht nur ein Job, darin steckte alle Leidenschaft. Vorbild für seine Rolle im Film war der Schweizer Jo Siffert, der die Veröffentlichung des Films allerdings nicht mehr miterlebte. Die Rennaufnahmen sind auch deshalb so realistisch, weil ein Porsche 908 im echten 24-Stunden-Rennen mit Kamera unterwegs war. McQueen wollte auch mitfahren, aber die Versicherung legte Einspruch ein. Deshalb zeigt die Geschichte der Rivalität zweier Rennfahrer und zweier Marken viele Rennszenen und hat wenig Dialoge. Darunter einen berühmten: „Rennen heißt für uns leben. Die Zeit, die zwischen den Rennen liegt, ist nur warten.“
Das Andenken: Rush
Ein gewaltiges Projekt, eine derart spektakuläre Formel-1-Saison wie die von 1976, mit dem Duell zwischen Niki Lauda und James Hunt, und vor allem dem Feuerunfall vom Nürburgring für das Kino noch zu dramatisieren. Oscar-Preisträger John Howard hat sich dafür im Jahr 2013 tief in die Materie eingearbeitet, und er hat Niki Lauda stark in die Produktion einbezogen. Der Österreicher hat auch persönlich Daniel Brühl als seinen Darsteller ausgewählt. In eher sanften Kamerabildern wird das zugespitzte Duell zweier höchst unterschiedlicher Rennfahrercharaktere plastisch. Hier Lauda, rücksichtslos und zielorientiert, dort der Brite Hunt, ein echter Lebemann. Über die Geschehnisse lernen sich die beiden zu respektieren. Der deutsche Zusatztitel „Alles für den Sieg“ trifft die erbitterte Konkurrenzsituation. Es hat ja nicht viel gefehlt, und Lauda hätte wirklich sein Leben verloren.
Der Amerikanische: Tage des Donners
Tatsächlich, Tom Cruise taugt nicht nur zum Top-Gun-Piloten, sondern auch zum Rennfahrerdarsteller, wie der Blockbuster von 1990 zeigt, in dem es um einen Rookie im anstrengenden und an Unfällen reichen nordamerikanischen Nascar-Rennzirkus geht. Mit dabei bei der Geschichte ungewöhnlicher Männerfreundschaften und Rivalitäten zwischen Mechanikern und Rennfahrern war auch Nicole Kidman. Nach der Affäre am Set wurde sie später seine Ehefrau. Zuvor schon hatte es aus dem US-Motorsport Schmonzetten wie „Speedway“ mit Elvis Presley gegeben. „Tage des Donners“ gilt nicht ganz zu Unrecht als „Top Gun auf Rädern“, und wurde von Jerry Bruckheimer produziert, der auch beim aktuellen F1-Film das Sagen hatte. Die Filmmusik stammte von Hans Zimmer, einer der prägenden Titel war „Knocking on Heavens Door“ von Guns N‘ Roses, der auch zum Hit wurde. Tom Cruise stellte im Rahmen der Dreharbeiten sogar einen Rundenrekord auf dem Phoenix Raceway auf.
Der Tierische: Enzo
Noch eine Anspielung auf den Commendatore, aber dann doch ganz anders – aus der Sicht des gleichnamigen Hundes, gesprochen 2019 von Kevin Costner. Als Buch schon eine Ausnahmeerscheinung, als Film nicht minder melancholisch. Der Golden Retriever des Rennfahrers Denny Swift liegt im Sterben und rekapituliert sein Hundeleben, stark geprägt durch die Racing-Leidenschaft seines Herrchens. Trauriger Höhepunkt der Tragikomödie ist eine letzte gemeinsame Fahrt auf der Rennstrecke. Zurück bleibt wieder ein grandioser Satz, der aus dem Zitatenschatz der echten Piloten stammt: „The car goes where the eyes go.”