- 27. Juni 2023
- Einblicke & Chancen
- Rüdiger Abele
Ausbildungsmodul mit Schwer-Kraft
In Plauen geht es schwerpunktmäßig um Nutzfahrzeuge – Teil III der Standortporträts
Fast zerbrechlich wirkt sie, die feine Plauener Spitze. Die geschützte Marke ist das vielleicht berühmteste Produkt der Stadt im Vogtland. Welch ein Kontrast zu dem Programm der GTÜ-Akademie an ihrem dortigen Standort: Angehende Prüfingenieure werden detailliert in die Technik schwerer Nutzfahrzeuge eingeweiht. „Wir sind die 7,5-Tonnen-Plus-Boys“, sagt Marc Zentgraf und grinst Florian Pleus an. Beide sind festangestellte Akademiereferenten für sämtliche Fahrzeuge aufwärts dieser Gewichtskategorie. „Bei Lastwagen, Sattelzugmaschinen, Aufliegern, Bussen und großen Anhänger beginnt für uns der Spaß“, sagt Pleus. „Genau den wollen wir auch unseren Teilnehmern vermitteln.“
In acht Monaten zum Prüfingenieur
Wer Prüfingenieur bei der GTÜ werden will, hat in der Regel ein technisches Studium absolviert. Darauf sattelt eine achtmonatige Ausbildung, die „Qualifizierung zum Prüfingenieur“ (QPI), auf. Sie vermittelt sämtliche Grundlagen für den Alltag mit Fahrzeugen aller Art. Nach bestandener amtlicher Prüfung dürfen die Prüfingenieure im Zeichen der GTÜ Hauptuntersuchungen vornehmen, und zwar weit über Plauen hinaus an den mehr als 10.000 Stützpunkten der Organisation.
Ideale Bedingungen am Kfz-Prüfzentrum Plauen
Zurück zu den ganz schweren Wagen. Die Praxis muss in kleinen Gruppen am Fahrzeug geschult werden. Vier Praxismodule gibt es im Rahmen der Ausbildung. Pleus: „Bei den schweren Nutzfahrzeugen kooperieren wir mit dem Kfz-Prüfzentrum Plauen. Dort findet die GTÜ-Akademie ideale Möglichkeiten vor.“
Alle Einrichtungen einer Prüfstelle
Alles, was ein Kompetenzzentrum braucht, und das auf 7.000 Quadratmetern Gelände. Ausgestattet ist es mit modernen Seminarräumen, zwei beheizten Hallen, einer 20 Meter langen Grube, sämtlichen Prüfeinrichtungen wie bei einer realen Prüfstelle. Jüngstes Prunkstück ist ein moderner Bremsprüfstand mit kalibrierter Bremslastwaage sowie einem Achsspieltester. Auch die JOST GmbH aus Neu-Isenburg, einer der weltweit führenden Hersteller von Nutzfahrzeugsystemen, unterstützt die GTÜ-Akademie und stellt Sattelkupplungen für die Ausbildung bereit.
Auf dem Gelände besteht auch die Möglichkeit, selbst mal eine Runde zu fahren oder mit dem Gliederzug rückwärts zu rangieren. „Besser könnte es nicht sein“, erklärt Zentgraf, „das Kfz-Prüfzentrum ist schon beim Umbau der Halle und Seminarräume unkompliziert auf viele unserer Wünsche eingegangen. Eine tolle Zusammenarbeit.“ Er hebt zudem die eigens für die GTÜ-Akademie eingerichtete Mensa hervor, in der für die Verpflegung von Teilnehmern wie Referenten gesorgt wird.
Kleine Gruppen, große Lerneffekte
Die Teilnehmer einer Praxiswoche werden stets in drei Kleingruppen mit maximal fünf Teilnehmern eingeteilt. „Das bietet einen guten Kontakt untereinander sowie zum Referenten. Jede Gruppe durchläuft das komplette Programm. Die idealen Raumverhältnisse ermöglichen es, dass sie sich nicht in die Quere kommen“, sagt Pleus. Weitere Vorteile: Alle Themen können in Ruhe vertieft, Fragen individuell beantwortet werden. Die Kompetenz der Teilnehmer wächst so von Stunde zu Stunde.
Schwer was los in der Praxis
Stichwort Praxis: das sind Lehreinheiten direkt an schweren Nutzfahrzeugen in der Halle. „Darüber hinaus haben wir wichtige Komponenten als separate Anschauungsobjekte. Sattelkupplung, Druckluftbremse, das Schnittmodell einer kompletten LKW-Vorderachse – an diesen und weiteren Teilen sieht man detailliert, wie sie funktionieren und was im Prüfalltag zu beachten ist“, erläutert Marc Zentgraf, „Nutzfahrzeuge von heute sind Hightech.“ Zudem befinden sich durch die anliegende Fahrschule sowie umliegende Betriebe immer mehrere Fahrzeuge einsatzbereit vor Ort, Praxis ergänzt auch hier die Theorie. Auf eins ist Ausbilder Florian Pleus besonders stolz: „Für Qualität und Erfolg bei uns gibt es sogar einen neutralen Indikator: 95 Prozent der angehenden Prüfingenieure bestehen nach der QPI die amtliche Prüfung auf Anhieb.“
GTÜ-Referent Marc Zentgraf:
„Schwere Nutzfahrzeuge sind nicht nur ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, sondern auch Hightech – etwa bei Abgasreinigung, Elektronik und Sicherheitstechnik.“
GTÜ-Referent Florian Pleus:
„Bei den schweren Nutzfahrzeugen gibt es viele Unterschiede von Fahrzeug zu Fahrzeug. Das macht es abwechslungsreich und spannend.“
Prüfwoche in Plauen
Das Praxismodul zu schweren Nutzfahrzeugen ist in die „Qualifizierung zum Prüfingenieur“ der GTÜ-Akademie eingebettet – und Pflicht für angehende Prüfingenieure. Mit dem Kfz-Prüfzentrum Plauen hat die GTÜ dafür einen idealen, erfahrenen Schulungspartner aus den eigenen Reihen gefunden – die Prüfstelle ist ein langjähriger Partner des Unternehmens. Die Stadt im Vogtland liegt ideal: von der Autobahn A 72 ist das Kfz-Prüfzentrum gut zu erreichen. Es gibt weitere praktische Vorteile für die Teilnehmer: So sind etwa viele Hotels fußläufig erreichbar. Plauen selbst bietet viel Atmosphäre und ist einen Besuch wert. Die schöne Umgebung Sachsens lädt zudem zu Ausflügen ein.