- 12. Februar 2025
- Tradition & Innovation
- Elmar Brümmer
Bruno Sacco – der Mann, der Mercedes in Form brachte
Die Blog-Serie zu den berühmtesten Automobildesignern, Teil eins.
Sie bestimmen das Aussehen unserer Autos, und damit auch das, was wir im Alltag sehen oder fahren. Aber die Gesichter der Designer selbst bleiben in der Regel im Verborgenen. Stille Künstler. Dabei verbergen sich dahinter selbst echt Typen. In dieser Serie stellen wir einige der angesehensten Fahrzeugschöpfer vor.
Schöpfer vieler magischer Kürzel
Geboren im friaulischen Udine, gestorben im württembergischen Sindelfingen – das sagt schon viel aus über den Lebensweg von Bruno Sacco. Über 40 Jahre lang hat er deutschen Automobilen eine italienische Seele gegeben, war der Vater hinter den magischen Mercedes-Kürzeln W123, W126, 190er. Schon als junger Gestalter durfte er an legendären Autos wie dem 600er und den Pagoden-Roadstern mitwirken. Stilistik nannte sich das damals, ein treffendes Wort.
Schönheit darf nicht altern
Mercedes übertrug ihm in den Siebzigern dann das Studio, im schönsten Konzerndeutsch „Abteilung Karosseriekonstruktion und Maßkonzeption“ getauft. Die futuristische Flunder C111 stammt aus seiner Feder, aber auch die massive S-Klasse. Gute Designer richten sich nach dem Markt und versuchen dann das Beste daraus zu machen. Eine Frage des guten Stils, den Sacco zweifelsohne im Blut hatte. „Verantwortlich zeichnen“, das ist nicht einfach eine Floskel. Wenn eine Baureihe auf dem Markt sieben Jahre überstehen soll, dann darf man darüber ruhig ein bisschen länger nachdenken. Dazu Saccos Leit- und Merksatz: „Gutes Design braucht Zeit, um seine Wirkung zu entfalten, nur dann wird es lange als attraktiv empfunden, spontane Schönheit altert schnell.“
Die große Kunst des Weglassens
Wie bei vielen Autodesignern war sein Job und sein Ziel, möglichst viel wegzulassen. So lange, bis eine Skulptur auf Rädern übrigblieb. Die musste bei Bruno Sacco dann allerdings aerodynamisch absolut perfekt sein. Klare Linienführung und harmonische Proportionen zeichnen Saccos Schöpfungen aus, seine Philosophie ist die zeitlose Eleganz. Daraus ergibt sich auch, dass ein SLK eben anderes aussehen muss als ein SL – beide aber trotzdem als Familienmitglieder erkennbar bleiben. Unumstößlicher Leitsatz des Sternendeuters: „Ein Mercedes-Benz muss immer aussehen wie ein Mercedes-Benz.“ Bruno Sacco ist der Mann, der Mercedes in Form brachte. Auch wenn er nie ein Designstar sein wollte, sondern immer Teamplayer war.
Sein ganzer Stolz: die S-Klasse
Ein Schöngeist, der viel der Funktionalität unterordnete. In der Schlussphase seines Schaffens, längst Direktor und damit Designchef für alle Arten von Fahrzeugen geworden, leiht er sein waches Auge auch der A-Klasse, der M-Klasse und der V-Klasse. Besonders stolz aber ist er auf seine S-Klasse: „Von allen Gestaltungsformen das Beste, was ich für Mercedes‑Benz gemacht habe.“ Coupés waren für ihn ohnehin die „Filets einer Baureihe.“ Bis zu seinem Tod im Herbst 2024 (und im hohen Alter von 90) stand ein dunkelblauer 560 SEC in seiner Garage. Seine Fähigkeit, Ästhetik und Technik harmonisch zu verbinden, hat ihm Einfluss und Achtung weit über die Mercedes-Grenzen hinaus verschafft.