Als das Lenkrad noch verpackt werden musste

Das Museum des vergessenen Autozubehörs: die Kamei-Avus-Lenkradhülle

Hülle, Hülle, Hülle: Der Erfolg des Avus-Überziehers ist aus heutiger Sicht tatsächlich ein Wahnsinn. Fast kein Käfer-Fahrer will auf das kuschelweiche Griffgefühl verzichten. Foto: Stephan Lindloff

Willkommen in der wunderbaren Welt der kleinen und großen Dinge, die das Auto ein bisschen schöner und besser machen: Wir wühlen im Regal der Zubehörgeschichte und zeigen die vergessenen Extras von gestern. Gefunden haben wir diesmal die Kamei-Avus-Lenkradhülle, die über 100 Millionen Autofahrer in den Händen gehalten haben.

Karl Meier ist der Vater des Sponsors

Manchmal ist Karl Meier einfach früher dran als der Trend. Bei der Erfindung des Frontspoilers ist es so, Meier zeigt ihn bereits 1953 auf den Genfer Salon. „Doch die Leute hielten ihn für einen Schneepflug“, wie sich sein Sohn Uwe später erinnert. Dass der Käfer gerne ein bisschen komfortabler sein dürfte, weiß im Deutschland der Adenauer-Ära dagegen jedes Schulkind. Und deshalb sind es die anderen, weniger erklärungsbedürftigen Produkte der jungen Firma Kamei, mit denen Karl Meier das große Geld verdient.

Passend zum Produktnamen Avus macht Kamei 1966 eine Zubehör-Boutique auf dem Berliner Kurfürstendamm auf. Foto: Kamei

Schlummerkissen und Autoblumenvasen

Schicke Schonbezüge für die Sitze gehören dazu und das „Schlummerkissen für das Nickerchen im Wagen“, wie der Kamei-Prospekt damals wirbt: Der Beifahrer kann es mit Saugnäpfen an der Seitenscheibe befestigen. Auch Nachrüst-Kopfstützen hat Kamei schon früh im Programm, eine unfallsichere Autoblumenvase aus Gummi und eine patentierte Beinstütze, die „das unkomfortable Abkippen der rechten Wade“ beim Gasgeben verhindert. Alles das wird das junge Wolfsburger Unternehmen in bis zu sechsstelligen Stückzahlen los. Doch kein Zubehörprodukt des Wolfsburger Unternehmens verbreitet sich so massenhaft wie die berühmte Lenkradhülle, die 1964 zum ersten Mal im Kamei-Programm erscheint.

Besonders im Sommer fehlt es am Grip

Das Problem, das hinter dem Verkaufserfolg steckt, betrifft nicht nur den Käfer, sondern fast jedes Auto jener Jahre: Die Lenkräder bestehen aus glattem Kunststoff, der sich im Winter kalt anfühlt und im Sommer glühend heiß werden kann. Auch der Handschweiß vereitelt dann das griffige Lenkgefühl, das sportliche Autofahrer lieben, weshalb viele von ihnen zu speziellem Autohandschuhen greifen. Dass die großen, dürren Lenkräder oft seltsam nackt aussehen, kommt erschwerend dazu.

„Keine Schweißbildung – im Winter kein kaltes Lenkrad“: Das bleibt bis tief in die Achtziger ein wichtiges Werbeargument.

Ein weicher Überzieher mit 970 Luftlöchern

Karl Meier aus Wolfsburg hat eine günstige Lösung parat, denn sein „Lenkradschoner Porotherm“ löst die Kontaktprobleme mit aufgeschäumtem Kunstleder, das sich kuschelweich um dem Lenkradkranz schmiegt. Noch dazu bewirken 970 kleine Löcher im Kunststoff „einen ständigen Luftaustausch, der die Hände beim Lenken entspannt und frisch hält.“ Und: Das weiche Porotherm filtert lästige Motorvibrationen zumindest teilweise weg. Es wird schick, das Lenkrad in Schaumkunstleder zu packen, obwohl sich die Hülle anfangs noch nicht wirklich gut am Kunststoffkranz befestigen lässt.

Dank der angeschweißten Wickelschnur sitzt die Hülle unverrutschbar auf dem Lenkradkranz. Mitunter tauchen sogar noch original verpackte Exemplare aus den Siebzigern auf. Foto: eBay

Die Profis fädeln und wickeln

Doch auch dieses Problem hat Kamei bald im Griff: Mithilfe einer angeschweißten Wickelschnur und eines sogenannten Fädelstäbchens lässt sich der Überzug fest mit dem Lenkrad verzurren. Echte Snobs schaffen es sogar, zwei Lenkradhüllen übereinander zu ziehen, was ein besonders feudales Griffgefühl entstehen lässt. Außerdem trennt sich Kamei vom künstlichen Produktnamen Porotherm und nennt die Lenkradhülle jetzt Avus. Die Berliner Rennstrecke ist damals jedem Sportfahrer ein Begriff, dazu passend eröffnet Kamei 1966 eine Autozubehör-Boutique auf dem Kurfürstendamm. Ganz groß im Schaufenster: die atmende Lenkradhülle Avus Super.

„Griffig, weich, handsympathisch“: Anfangs heißt die Lenkradhülle noch nach dem neuartigen Schaumstoff, aus dem sie besteht. Foto: Archiv Christian Steiger

Selbst Amerika lechzt nach der Avus-Hülle

Natürlich beschränkt sich deren Verbreitung nicht nur auf den deutschen Markt. Erst greift ganz Europa zu, dann erobert Meiers 18-fach patentierter Bestseller auch Japan und Amerika, wo er sogar auf der Rückseite des Albums „Bad Girls“ von Donna Summer zu sehen ist. In den Neunzigern, bietet Kamei die Überzieher sogar unter den Namen „Route 66“ mit Lederbeschichtung und „Go Hollywood“ in Pastellfarben an. Kurz darauf ist die Zeit der glatten Lenkräder allerdings vorbei: Fast jedes Auto hat jetzt einen Lenkradkranz aus weichem Kunststoff, weshalb Kamei die Produktion nach über 100 Millionen Exemplaren einstellt.

Ab 15 Euro: Noch gibt es neuen Nachschub

Wer eine Avus-Hülle für seinen Klassiker braucht, wird jedoch immer noch fündig: Original verpackte Restposten tauchen im Internet und auf Oldtimermärkten recht häufig auf. Zwischen 15 und 50 Euro kostet es, das authentische Porotherm-Gefühl der Sechziger spüren – oder eben zu erneuern: Denn auch der Wunder-Kunststoff wird nach Jahrzehnten so hart und glatt wie ein Lenkradkranz.

„Für mich gibt es nichts Besseres als Avus Super“: Rennfahrer Hans Herrmann wirbt um 1975 im neuen VW Golf für das Kamei-Erfolgsprodukt.
Foto: Kamei

Der Große unter den Kleinen wird stolze 70

Im Frühjahr 1955 erscheint der Bestseller Fiat 600

Die vorne angeschlagenen Türen verraten einen Fiat 600 D ab Baujahr ’64. Im selben Jahr erscheint der modernere 850, doch der 600 bleibt weiter im Programm. Foto: Stellantis

Den Fiat 500 lieben alle, doch den etwas größeren 600 scheint die Welt vergessen zu haben. Seine Fans finden das nicht schlimm: Auch der andere Bestseller des Fiat-Programms bietet das filterlose Fahrgefühl der Fünfziger, ist heute aber das seltenere und auch günstigere Auto. Und feiert in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag.

Es beginnt mit einem Befehl

Schließen Sie sich in ein Zimmer ein“, spricht der Fiat-Generaldirektor Gaudenzio Bono, „und kommen Sie erst heraus, wenn die Zeichnungen fertig sind.“ Nicht alles ist in den Fünfzigern einfacher als heute, das Erteilen von Befehlen aber anscheinend schon. Es ist ja kein Werkstudent, dem Bono das sagt, sondern Dante Giacosa, immerhin der Chefentwickler von Fiat. Und das Ergebnis ist keine Studie, die auf irgendeiner Messe glänzt und dann verstaubt, sondern einer der wichtigsten Kleinwagen seiner Zeit, den Fiat 600. Einer, der nicht nur Italien motorisiert, sondern die halbe Welt, nur weiß die das heute nicht mehr.

Der Fiat 600 ist nur 3,22 Meter kurz, eignet sich aber trotzdem für kleine Familien. Mit etwas gutem Willen passen sogar vier Erwachsene rein.
Foto: Stellantis

Niedlich, aber ewiger Zweiter

Er ist einer dieser stillen Helden, die im Schatten eines größeren Kollegen stehen. Allerdings ist der Größere hier der Kleinere: Weil der Fiat 500 noch ein bisschen niedlicher aussieht als der 600, gehört er für die Nostalgiker zum italienischen Alltag wie kein anderes Auto. Dabei ist der Fiat 600 schon ein Bestseller, als der Cinquecento 1957 erscheint. Und er wird es bis zum Ende seiner Tage bleiben, denn wer seinen Fiat nicht nur braucht, um über die Dörfer zu gurken, der nimmt auch weiterhin den 600er. Er ist das erwachsenere Auto, das auch auf der Autostrada mitspielen kann. Oder auf der Bundesautobahn, denn auch bei uns in Deutschland ist der Fiat 600 ein Erfolgsmodell.

Ganz einfach, aber nicht primitiv

Allzu lange wird Dante Giacosa nicht im zugesperrten Büro sitzen, schließlich ist in den Dreißigern schon der Topolino auf sein Konto gegangen. Leichter und kleiner als der Topolino soll der Nachfolger sein, so fordert es das Fiat-Management, und gerne auch etwas geräumiger, gerade im Fond. Giacosa schafft es mit einer selbsttragenden Karosserie und dem Verzicht auf die lange, schwere Kardanwelle, denn Motor und Getriebe sitzen jetzt im Heck. Ein vollgetankter Fiat 600 wiegt genau 600 Kilogramm, nur der Lloyd und das Goggomobil sind leichter. Doch an den Schliff und die Fahrkultur des kleinen Italieners kommt keiner der deutschen Konkurrenten heran.

Anfangs müssen 19 DIN-PS reichen, 1960 werden es dann 25. Nicht nur das Temperament des wassergekühlten Vierzylinders überzeugt damalige Käufer, sondern auch seine Laufkultur: In der kleinen Klasse sind sonst luftgekühlte Zweizylinder üblich.
Foto: Burkhard Steins/Pre Select

Der Käfer siegt nur auf der Autobahn

Selbst die stolzen Käfer-Fahrer werden nachdenklich, als im Frühjahr 1955 die ersten Fiat 600 über den Brenner kommen. Auf der Autobahn ist die Welt gerade noch in Ordnung, denn wenn der Fahrer eines 30-PS-Käfers sich auf das Gaspedal stemmt, hält er den Fiat auf Distanz. Doch auf der Landstraße „läuft ihm der kleine Kerl glatt davon“, wie das Fachblatt „auto motor und sport“ damals schreibt. Berichtet wird auch von Porsche- und Mercedes-Besitzern, die den fahraktiven Fiat nach einer Proberunde am liebsten behalten würden. Neben dem Gefühl der Schwerelosigkeit ist es vor allem die direkte Lenkung und die präzise Schaltung, die imponiert. Und obwohl der Fiat nur 3,22 Meter kurz ist, passen vier Erwachsene rein. Zum ersten Mal kann kleiner beim Auto auch besser sein.

Die feineren Fiat kommen aus Heilbronn

Ein billiges Auto ist der 600er übrigens nicht: Er kostet 590.000 Lire oder 4.280 Mark, fast so viel wie der Käfer. Seinen Erfolg hält das nicht auf, weshalb im Sommer 1956 auch die Produktion im Heilbronner Fiat-Montagewerk beginnt. Offiziell heißt er dort nicht Fiat 600, sondern NSU-Fiat Jagst, nach einem Fluß in der Nachbarschaft. Über 170.000 Exemplare des italienischen Bestsellers kommen bis 1969 aus dem württembergischen Unterland. Sie gelten Insidern stets als die etwas feineren Fiat.

Der Jagst-Schriftzug auf dem Motordeckel verrät einen NSU-Fiat aus deutscher Produktion. Dazu verbreiten Drahtspeichen-Räder einen Hauch von Exotik: Der 600er ist in den Sechzigern ein beliebtes Tuningobjekt.
Foto: Burkhard Steins/Pre Select

Der 600er wird zum Weltauto

Vor allem dadurch unterscheidet sich der Fiat 600 vom kleineren Cinquecento: Der eine ist ein Sinnbild Italiens, der andere ein Weltauto. Zu den 2,7 Millionen Autos, die Fiat in Turin baut, kommen nochmal 923.000 Lizenzexemplare von Zastava in Jugoslawien und 814.000 von Seat in Spanien, wo es den 600er sogar in einer viertürigen Stretchversion namens 800 gibt. Auch in Argentinien und Chile, Australien und Malaysia stehen Montagewerke, weshalb es alle Versionen zusammen auf 4,94 Millionen Exemplare bringen.

Eigentlich ist er zu günstig

Viel wichtiger ist heute, dass der Fiat 600 zu den Schnäppchen der Oldtimerszene gehört: Selbst ausgezeichnete Exemplare kosten vierstellig, während der 500er im gleichen Zustand locker an der 15.000-Euro-Grenze kratzt. Am haltbarsten ist laut Fiat-600-Kennern übrigens das Blech der deutschen Version.

Der „Leukoplastbomber“ wird stolze 75

Der Lloyd sorgt für Fahrspaß auch bei den kleinen Leuten

Für die elegante Dame ist der Lloyd sogar als Coupé zu haben. Allerdings wird es nur in Mini-Stückzahlen verkauft.
Foto: Archiv Christian Steiger

Es sind die Reichen der jungen Bundesrepublik, die im eigenen Auto sitzen. Das ändert sich im Frühjahr 1950 – nicht mit dem VW Käfer, denn der ist noch zu teuer, sondern mit dem Lloyd LP 300 aus Bremen: Er wird zum Bestseller, weil ihn auch Facharbeiter und kleine Angestellte bezahlen können.

Nur mit eingezogenem Kopf

Als der Kopf des Dummys gegen das Dach des Prototypen stößt, verpasst ihm Carl F. W. Borgward einen Schlag ins Genick: Die Puppe sackt zusammen, jetzt passt sie rein ins neue Auto. Für elaborierte Diskussionen ist keine Zeit im Jahr zwei der jungen Bundesrepublik, schon gar nicht beim Autotycoon Carl F. W. Borgward. Der Erfolg des Lloyd LP 300 gibt ihm vor 75 Jahren recht: Die kleine Kiste ist ein Verkaufsrenner und macht kleine Leute mobil. Und tatsächlich passen sogar Zwei-Meter-Männer rein, wenn sie den Kopf einziehen, in Froschhaltung hinterm großen Lenkrad hocken und sich nicht daran stören, dass die Rückenlehnen nur bis knapp über ihre Nieren reichen.

Der Besitzerstolz ist nicht zu übersehen: Für viele Ureinwohner der Bundesrepublik ist ein Lloyd das erste eigene Auto.
Foto: Archiv Christian Steiger

Stoßdämpfer sind Luxus

Nur 2.800 Mark soll der Lloyd kosten, als Borgward seinen neuen Kleinwagen im Frühjahr 1950 vorstellt. Am Ende sind es 534 Mark mehr, denn Borgwards Buchhalter hatte bei der Kalkulation zunächst die Gewinnspanne der Händler vergessen. Den Erfolg des Lloyd hält das nicht auf, weil er kaum teurer ist als ein Motorrad mit Seitenwagen und trotzdem Platz genug für vier Personen hat. Außerdem sieht er wie ein richtiges Auto aus, obwohl er bloß eine provisorische Fahrmaschine ist. Eine Ganzstahl-Karosserie ist in dieser Preisklasse nicht drin, deshalb besteht der Aufbau aus einem Holzgerüst, das Borgwards Handwerker mit Sperrholzteilen beplanken, mit einer isolierenden Filzschicht versehen und dann mit farbigem Kunstleder überziehen. Auf einen Kofferraumdeckel müssen Lloyd-Käufer verzichten, eine Tankanzeige fehlt ebenfalls, die Betriebsanleitung empfiehlt das Messen mit Hilfe eines Holzstabs. Als Gipfel des Geizes lässt Borgward auch die Stoßdämpfer weg.

Mit etwas gutem Willen passen ganze Familien in den Lloyd. Die breite Motorhaube verrät einen 300er von 1952, das Besatzungskennzeichen die Herkunft aus dem Landkreis Traunstein in Bayern.
Foto: Archiv Christian Steiger

Türen wie aus Papier

Eine rollende Verzichtserklärung ist so ein Lloyd LP 300 aber trotzdem nicht. Dank der bauchigen Karosserieform und der papierdünnen Türen bringt es der Kleinwagen auf eine Innenbreite von 1,23 Metern, mehr bietet damals auch der VW Käfer nicht. Und obwohl sein 0,3-Liter-Zweizylinder-Motörchen mit dem laut heulenden Kühlgebläse nur 10 PS leistet, nehmen ihn die Zeitgenossen nicht als Schwächling war. „Es scheint kein Hindernis zu geben, das der Lloyd nicht überwinden könnte“, staunt Werner Oswald damals im Fachblatt „Auto – Motor und Sport“ und beschreibt, wie er die verschneite Alte Weinsteige in Stuttgart im ersten Gang mit vier Personen niedergerungen hat. Auch die direkte Lenkung des Lloyd, die geringe Seitenneigung und das neutrale Kurvenverhalten lobt der Tester: „Ich möchte bezweifeln, dass man ihn ins Schleudern bringen kann.“

Der Lloyd-Prospekt verspricht 1951 nicht zu viel: Ein LP 300 kostet 1300 D-Mark weniger als der einfachste Volkswagen.
Foto: Archiv Christian Steiger

Die Konkurrenz dichtet mit

Es gehört zur Erfolgsgeschichte des Lloyd, dass er trotz seines zähen Wesens zur Witzfigur wird. Der berühmte Spottvers „Wer den Tod nicht scheut, fährt Lloyd“ geht allerdings eher auf die Verkäufer der Konkurrenz zurück als auf die Besitzer. Und der Spitzname „Leukoplastbomber“, der sich wegen des Kunstlederbezugs einbürgert, lässt sogar einen Hauch von Bewunderung aufblitzen: Denn der Lloyd hat ihn von der Focke-Wulf Fw 158, einem Transportflugzeug des Zweiten Weltkriegs, dessen tragende Konstruktion teilweise mit Stoff bespannt war. Die „Leukoplastbomber“ waren oft als Sanitätsflugzeuge unterwegs, die Verwundete ins Lazarett brachten. Dass das genarbte Kunstleder des Lloyd eine gewisse Ähnlichkeit mit Heftpflaster hat, ist allerdings auch nicht von der Hand zu weisen.

Der Zweizylinder-Zweitaktmotor bleibt vielen Zeitzeugen wegen seines jaulenden Kühlgebläses in Erinnerung. Ein Austauschmotor kostet 1951 nur 98 D-Mark.
Foto: Archiv Christian Steiger

Nach dem Lloyd kommt die Isabella

Eine Lösung auf Dauer ist die Fachwerk-Konstruktion des Lloyd ohnehin nicht. Schon im März 1953 bekommt er Seitenteile aus Stahlblech, zehn Monate später folgen Motorhaube und Heck und im November 1954 schließlich die Ganzstahl-Karosserie. Als Alexander, den es sogar in einer sportlichen TS-Version gibt, verwandelt sich der kleine Simpel in einen kultivierten Kleinwagen. Zu Beginn der Fünfziger verdient er die Millionen, die Borgwards legendäre Isabella erst möglich machen, und lässt den Bremer Einzelgänger zum drittgrößten deutschen Autobauer aufsteigen. Doch auch mehr als 300.000 verkaufte Lloyd-Kleinwagen können nicht verhindern, dass Borgwards Autoimperium 1961 zusammenbricht. Die Zeit der einfachen Lösungen ist vorbei.

Lloyd-Parade beim Vertragshändler Balke in Braunschweig, 1952. Die zweifarbige Ausführung des LP 300 ist populär, denn sie kostet keinen Aufpreis.
Foto: Archiv Christian Steiger