Winterreifen: Multitalente ab sieben Grad Celsius abwärts

Ein Verzicht auf Winterpneus ist trotz Klimawandel nicht angebracht

Manche Entwicklungen passen nicht zueinander. Winterreifen werden immer besser. Doch Schnee, Eis und Kälte bleiben in Zeiten des Klimawandels zunehmend aus. Da reden manche schon von einem Verzicht auf die Reifen mit besonderen Winterqualitäten. Das ist kein guter Plan, sagt die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH. Denn Winterreifen bieten Vorteile von sieben Grad Celsius abwärts – unabhängig von der Wetterlage. Die Prüforganisation geht weiteren Fragen nach.

Winterreifen nur bei Schnee?

Manch einer denkt: „Winterreifen brauche ich nur, wenn Schnee liegt.“ Das ist falsch. Winterreifen sind wahre Multitalente bei niedrigen Temperaturen. Sobald das Thermometer unter sieben Grad Celsius fällt, bleibt ihr Gummi geschmeidig. Sommerreifen hingegen werden härter und haften deshalb weniger gut selbst auf trockener oder nasser Straße.

Verschleißen Winterreifen schneller?

„Die nutzen sich ja doppelt so schnell ab!“ – das hört man oft. Doch es gilt: alles eine Frage der Temperatur. Unter den magischen sieben Grad sind Winterreifen genauso haltbar wie Sommerreifen. Tipp: Sobald es wieder wärmer wird, auf Sommerreifen wechseln. Winterreifen haben zudem bei höheren Asphalttemperaturen fahrdynamische Nachteile.

Spritfresser – ein Mythos?

Es stimmt, Winterreifen erhöhen den Rollwiderstand etwas. Doch die Reifenentwickler haben dafür gesorgt, dass sich der Zuschlag in engen Grenzen bewegt. Ein paar Milliliter mehr Verbrauch sind ein geringer Preis für besseren Grip bei Schnee und Eis.

Schmal oder breit – was ist sinnvoller?

Schmale Pneus im Winter bieten mehr Traktion, weil sie mehr Druck auf die Kontaktfläche zwischen Fahrbahn und Fahrzeug ausüben. Außerdem reduzieren sie die Gefahr von Aquaplaning. Auf schneefreien Straßen hingegen zeigen breite Reifen ihre Stärken, besonders bei flotter Kurvenfahrt und beim Bremsen. Allerdings: Schneeketten vertragen sich oft nicht mit breiten Reifen.

Kein hohes Tempo möglich?

Früher hieß es: Mit Winterreifen darf man nicht schnell fahren. Das gilt nicht mehr. Ein Buchstabe auf der Reifenflanke verrät, wie flott die Fahrt sein darf. „H“? Bis 210 km/h. „V“? 240 km/h. „W“? Sogar für 270 km/h ist der Reifen zugelassen. Falls ein Auto eine jeweils noch größere Höchstgeschwindigkeit ermöglicht, muss ein kleiner Aufkleber im Cockpit an die reifenbedingte Tempogrenze erinnern.

Lautstark unterwegs?

Das gröbere Profil von Winterreifen resultiert in etwas mehr Abrollgeräusch. Doch Reifenhersteller haben viel getan, um die Unterschiede zu Sommerreifen gering zu halten. Dank des ABC-Labels kann jeder nach leisen Pneus suchen. A ist der Flüsterreifen, C macht ein wenig mehr Krach, B liegt dazwischen.

Wie sind echte Winterreifen zu erkennen?

Das „M+S“-Symbol ist mittlerweile in Rente. Heute sind Winter- oder Ganzjahresreifen am „Alpine“-Symbol zu erkennen: ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke. Seit Oktober 2024 gilt: Alte „M+S“-Reifen ohne „Alpine“-Symbol haben im Winter nichts mehr zu suchen.

„O bis O“ – eine Regel der Vergangenheit?

Oktober bis Ostern – klingt gut, ist aber kein Muss. In Deutschland gilt die situative Winterreifenpflicht: Wenn Schnee, Glätte oder Schneematsch die Straßen unsicher machen, darf das Auto nur mit Winter- oder Ganzjahresreifen bewegt werden. Wer dann mit Sommerreifen unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld und außerdem Ärger mit der Versicherung, falls etwas passiert. Was schnell geschehen kann, wenn die Reifen nicht zu den Witterungsverhältnissen passen. Mit der guten, alten „O bis O“-Regel macht man jedenfalls nichts falsch.

Das potenzielle Erbstück

Protokoll einer Familiensaga: Seit 45 Jahren gehört der Fiat 500 von 1971 dazu. Das nächste Kapitel wird im Mai 2025 wieder die Fahrt an den Lido bei Venedig sein.

Wie gemalt – Traumwagen vor Traumkulisse.

In Treue fest: Wer auf 45 Jahre mit einem Auto zurückblicken kann, darf gewiss vom gemeinsamen Altern sprechen. Die Zeit allerdings hinterlässt ihre Spuren, beim Chronisten augenscheinlich mehr als bei der Maschine. Noch sind beide rüstig und haben viel vor. So wird es im Mai 2025 erneut über die Alpen gehen zum großen NSU-Treffen auf dem Union Lido bei Venedig. Was das Auto dort zu suchen hat? NSU und Fiat haben schon früh enge Verbindungen gehabt. Ganz abgesehen davon: Italien ist für einen Fiat immer eine Reise wert.

Das erste Leben als FIGO

Eigentlich ist es ein FIGO. Wie bitte? Welche Automarke ist das? Der Name steht für Fiat-Goggomobil. Antrieb ist der bewährte 250er-Goggo-Zweizylinder mit 13,6 PS. Hintergrund: Wer vor 1954 den alten Motorrad-Führerschein der Klasse IV in der Tasche hat, darf Automobile bis 250 Kubikzentimeter bewegen. Goggo nutzt diese Situation mit seinen Autos, so legt der Kleine als FIGO zwischen 1971 und 1980 rund 21.000 Kilometer zurück. Doch dann streikt er, und der ursprüngliche Besitzer wohl auch. Letzte Ausfahrt: ein Schrottplatz. Oft eine Endstation. Nicht in diesem Fall.

Freude am Fahren – der Fiat 500 und der Chronist auf Fernfahrt.

Erfolgreiche Revitalisierung

Denn dieser 500er erhält ein zweites Leben. Claus, der Bruder des Chronisten, wird zum rettenden Engel. Er ist damals 16 Jahre alt und möchte unbedingt an Autos schrauben. Fahren darf er sie noch nicht. Er ersteht den Fiat im Tausch gegen ein Mofa – und bringt den Kleinen zum Laufen. Der FIGO wird zum Alltagsfahrzeug einer Herzensdame für ihren Pendelverkehr zur Arbeit.

Ein stärkeres Herz

Die Brüder hecken einen Plan aus: Das Auto soll zum echten 500er mit strammen 18 PS mutieren. In der Nacht zum 1. Mai 1983 ist es so weit. Als sich ein Nachbar zum Tanz in den Mai aufmacht, staunt er über viel Werkzeug und zahlreiche Teile zwischen dem FIGO und einem Unfall-500er. Morgens um vier kehrt der Mann gut gelaunt heim und staunt erneut: Die Herzverpflanzung ist vollbracht, der erstarkte Kleinwagen gibt in dieser frühen Tagesstunde kräftige Lebenszeichen aus 499 Kubikzentimeter von sich.

Foto mit Seltenheitswert – Bruder Claus legt Hand an.

Restaurierung zu überschaubaren Kosten

Zugleich ist der tägliche Einsatz Vergangenheit. In Tiefgaragen steht der rüstige Oldie sich die Reifen platt. Aus Monaten werden Jahre, Technik wie Optik leiden. Der Chronist irgendwann ebenfalls – und macht sich um 1995 herum erneut über das „Fiatle“ her, so sein Familienname. Ein Auszug der Ersatzteilliste: Schalldämpfer 47,39 DM, Kupplungsscheibe 24,78 DM, Satz Bremsleitungen 38,50 DM, Satz Bremsbacken 29,50 DM, Kotflügelecke links/rechts je 9,80 DM, Kofferraumhaube 115 DM. Oldtimerfahren muss nicht unbedingt teuer sein.

Der Motor zickt – er wird ersetzt. Das erledigt Sohn Jan, damals um die zehn Jahre alt, binnen zwei Stunden. Fehlt noch die Lackierung. „Es pressiert nicht so arg“, hört der Meister der Lackiererei. Wie unvorsichtig vom Kunden. Drei Jahre später kommt der Anruf, dass der Wagen fertig sei. Endlich.

Die erste Fernreise

Im Jahr 2011 kommt der Bruder erneut ins Spiel. „Fahr‘ mit ans Mittelmeer!“ Claus und der gemeinsame Freund Thomas setzen jeweils auf NSU, der Chronist selbstverständlich auf den Fiat, und so rollen drei Kleinwagen und drei Herren los. Die Autos sind mittlerweile gereiften Alters und die Fahrer ebenso. Bescheidene 18 PS gegenüber 30 PS der Neckarsulmer, das gestaltet sich mitunter etwas zäh. Immerhin wird der Lido-Campingplatz bei Venedig erreicht. Mit Fahrzeugen von damals auf Straßen von damals. Anders gesagt: Autobahn und Tunnel sind tabu. Es rufen jede Menge Passhöhen von 2.000 Meter und mehr. Die Autos klettern hinauf und herunter.

Rock and roll – kleine Bergsteiger mit kleiner Pause.

Zeitgenössisches Tuning

2015 heißt das Ziel wiederum Lido. Zuvor wird aufgerüstet. Jan, mittlerweile ein noch kundigerer Schrauber, der viele Jahre später seinen BMW M3 für die Deutsche Rallye-Meisterschaft selbst aufbauen wird, treibt einen Motor vom Fiat 126 auf. 70 Euro für satte 23 PS: ein guter Deal. Der Oldtimerspezialist Gabriele Salaris aus Eningen bei Reutlingen übernimmt den Einbau. Als zeitgenössisches Tuning wird das Kraftpaket in die Papiere eingetragen. Und tatsächlich: In Verbindung mit einer kurzen Übersetzung entschwinden die NSU diesmal nicht mehr über alle Berge. Leider dreht kurz vor Venedig das Schiebestück an der Antriebswelle durch. Für 20 Euro Gebühr darf der Fiat auf dem Areal einer Tankstelle sicher parken. Der Chronist steigt um in den NSU von Claus. Der Fiat rollt dank ADAC-Schutzbrief drei Wochen später per Autotransporter zurück in die Heimat und wird sogleich repariert. 2023, bei einer Oldie-Reise ins Burgund, sind drei dieser Schiebstücke als Ersatzteile an Bord. Zwei tauscht Claus unterwegs aus. Mit ausnehmend behutsamer Behandlung der Technik gelingt die Rückkehr auf Rädern. Verstärkte Antriebswellen für wiederum überschaubare 180 Euro merzen die Fehlerquelle aus. Originaler Kilometerstand Ende 2024: 43.000. Macht rund 500 Kilometer per Oldiesaison seit 1980.

Wohlgemut in die Zukunft

Nach diesem jahrzehntelangen Miteinander von Wagen und Mensch mit allen Höhen und manchen Tiefen kommt eine Trennung nicht in Frage. Das Zusammenleben geht munter weiter. Der Fiat hat in dieser Partnerschaft einen Vorteil: Bei guter Pflege wird er seinen Besitzer überdauern. Selbst wenn der noch viele Fahrten und manches Jahrzehnt erleben möchte. Die Familiensaga hat aufgrund angenehmer familiärer Umstände das Zeug, dass sie noch lange fortgeschrieben wird.

Parklätze und Zimmer frei!

Kühle Temperaturen – richtige Reifen

Ein goldener Oktober ist die passende Jahreszeit für den Wechsel auf die Winterreifen – und damit die gute Vorbereitung auf Schnee und Eis.

Wer nicht gerade in Gebirgsregionen wohnt, hört im Herbst von Autofahrerinnen und Autofahrern Sätze wie diese: „Einen Winter tun es die Pneus mit grobstolligem Profil schon noch!“ oder „Die richtigen Winter gibt es doch gar nicht mehr!“. Erst im Frühjahr wird sich herausstellen, ob die Prognosen eingetroffen sind. Die GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung mbH warnt vor zu viel Optimismus hinsichtlich der Witterungsbedingungen zwischen Oktober und Ostern. Mit gutem Grund, lehrt doch die Erfahrung, dass schon eine einzige Rutschpartie erhebliches Unheil mit sich bringen kann. Zudem genügt ein Reifenprofil von weniger als vier Millimetern bei Winterpneus zwar den Anforderungen des Gesetzgebers, aber eben nicht der Realität auf winterlichen Straßen.

Winterreifen von Oktober bis Ostern

Die Faustregel ist bereits genannt: Von Oktober bis Ostern sollte ein Automobil, das im Alltag bewegt wird, mit Winterreifen oder Ganzjahresreifen ausgerüstet sein. Reifen mit Winterprofil bieten nicht allein bei Schnee und Eis Vorteile gegenüber Sommerpneus, sondern aufgrund der weicheren Reifenmischung bereits dann, wenn das Thermometer unter sieben Grad Celsius fällt. Wie bei Sommerreifen schreibt der Gesetzgeber auch bei Winterreifen eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern vor. Die GTÜ empfiehlt für die eigenen Sicherheit deutlich mehr: Mindestens vier Millimeter sollten es sein. Liegt die Profiltiefe darunter, lässt die Reifenhaftung bei widrigen Verhältnissen wie Schnee oder Schneematsch stark nach.

Die situative Winterreifenpflicht

Eine Pflicht für Winterreifen besteht in Deutschland nicht. Hinter dem gern verwendeten Begriff „situative Winterreifenpflicht“ verbirgt sich, dass ihr Einsatz vom Wetter abhängig ist. Bei Glatteis, Schnee, Schneematsch, Eis oder Reifglätte (Paragraf 2 Absatz 3a StVO) erhöht sich mit ungeeigneten Reifen nicht nur die Unfallgefahr drastisch: Wer mit falschen Reifen erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von 60 Euro rechnen und einem Punkt in Flensburg. Dem Halter drohen 75 Euro und ebenfalls ein Punkt. Werden andere Verkehrsteilnehmer wegen ungeeigneter Bereifung behindert, beispielsweise weil ein Auto wegen durchdrehender Räder nicht vom Fleck kommt, erhöht sich das Bußgeld auf 80 Euro sowie bei einer Gefährdung auf 100 Euro. Bei einem Unfall steigt das Bußgeld auf 120 Euro. Es kann noch schlimmer kommen: Wegen grober Fahrlässigkeit im Falle eines Unfalls verweigern oder kürzen manche Versicherungen die Kostenübernahme der verursachten Schäden. Übrigens: Für Motorräder gilt die situative Winterreifenpflicht nicht. Aber es versteht sich von selbst, dass Zweiradfahrer bei Glättegefahren aller Art ganz besonders umsichtig unterwegs sein sollten.

Auf „Alpine“-Symbol und DOT-Nummer achten

Nicht alle grobstolligen Pneus fallen in die Kategorie Winterreifen. Seit 2018 müssen neue Winterreifen sowie Ganzjahresreifen mit dem „Alpine“-Symbol versehen sein, ein Bergpiktogramm mit Schneeflocken. Zum 1. Oktober 2024 sind ältere Winter- und Ganzjahresreifen ohne Alpine-Symbol nicht mehr für Eis und Schnee zugelassen – die M+S-Kennzeichnung reicht nicht aus. Weil die Gummimischung unabhängig von der Laufleistung altert, rät die GTÜ, Winterreifen nach ungefähr sechs Jahren durch neue Pneus zu ersetzen. Das Produktionsdatum der Reifen lässt sich an der Außen- oder Innenflanke mit Hilfe der DOT-Nummer ablesen. Die letzten vier Ziffern geben Auskunft. Beispiel: Die Ziffern „4220“ bedeuten, dass der Reifen in der 42. Woche des Jahres 2020 hergestellt wurde.

Werkstatt oder Radkreuz?

Bleibt die Frage, wer die Räder wechselt. Werkstätten erledigen das in einer halben Stunde oder weniger. Allerdings gibt es Ende Oktober/Anfang November oftmals Wartezeiten von einer Woche oder gar mehr. Mancher Autofahrer greift selbst zu Wagenheber und Radkreuz. Er spart einige Euro und kann den Termin auf einen sonnigen Nachmittag legen. Weil in der Regel eine Hebebühne ebenso fehlt wie kräftiger Druckluftschrauber, gelingt diese Arbeit wohl nur versierten Heimwerkern unter 30 Minuten.

Tipps fürs Selbermachen

Einige Dinge gibt es beim eigenen Reifenwechsel zu beachten. Zum Beispiel den sicheren Stand des Fahrzeugs durch Anziehen von Handbremse und Einlegen des ersten Gangs beziehungsweise des Automatik-Wählhebels in Stellung „P“. Zusätzlich ist ein Keil sinnvoll, um das Auto gegen Wegrollen zu sichern. Bereits genutzte Reifen sollten immer auf sichtbare Schäden geprüft werden. Sinnvoll ist es, die Radmuttern leicht zu lösen, bevor der Wagenheber angesetzt wird. Dabei den an Bord befindlichen Wagenheber zu nutzen, ist möglich. Wesentlich bequemer und sicherer geht es mit einem stabilen Hydraulikwagenheber. Vom Boden abgehoben lassen sich die bereits gelockerten Schrauben ohne großen Kraftaufwand herausdrehen und die Räder abnehmen. Nun die Winterpneus aufsetzen. Auch hier genügt zunächst ein handfestes Anziehen der Muttern. Die neu montierten Räder werden dann mit einem Drehmomentschlüssel nach dem Ablassen des Wagens festgezogen. Bei Felgen mit vier Schrauben ist ein Anziehen „über Kreuz“ sinnvoll, bei fünf oder sechs Schrauben ist es ein sternförmiges Vorgehen.

__ Die GTÜ empfiehlt, die Radmuttern 50 bis 100 Kilometer nach dem Radwechsel erneut mit dem Drehmomentschlüssel nachzuziehen. Eine Werkstatt erledigt das in wenigen Minuten, zuhause vergeht kaum mehr Zeit. Der Lohn: Mit den paar Klicks für die Sicherheit stellt sich beim Fahrer das beruhigende Wissen ein, dass der Pkw zuverlässig auf seinen vier Rädern rollt. Ob die Wintertage nun zahlreich sind oder nicht.