Schilder, die die Welt bedeuten

Wenn Verkehrszeichen zum Ratespiel einladen

Verkehrszeichen raten, das gehört zu den Empfehlungen vieler Ratgeber für lange Urlaubsfahrten mit Kindern. Das kann ein großer Spaß sein. Anders sieht es aus, wenn das Ratespiel hinter dem Steuer beginnt. In Deutschland sorgt die StVO für ein geregeltes Miteinander, auch durch die Beschilderung. Im benachbarten Ausland ähneln viele Hinweis- und Warnschilder den unseren. Aber wie sieht es weiter weg aus?

Wo kommt denn die Nixe her?

Ach, wenn es doch nur überall so einfach wäre. Das verrückteste Verkehrszeichen von allen, dass dem Autor rund um die Welt untergekommen ist, fand sich unterhalb der Akropolis: Schwarz auf gelbem Grund wurde vor Nixen gewarnt, die die Straßen kreuzen könnten. Da muss Poseidon, der griechische Gott der Meere, seine Hand mit im Spiel gehabt haben. Bevor Sie im nächsten Ägäis-Urlaub jetzt nach diesem sonderbaren Verkehrszeichen fahnden, sei verraten: sie werden es nicht mehr finden. Es war eigens für eine Fotoproduktion für den Porsche Boxster her- und aufgestellt worden. Die dazugehörige Geschichte hieß nicht umsonst: Das Blaue vom Himmel… Das Bild der Surferin hingegen ist echt, aber der Atlantik der Ostküste der USA noch gut zwei Kilometer weit weg. Eine Trockenübung.

Die Sache mit dem Fußweg

Verzweifelt wie die Wassernixen auf dem Land ist der fremde Fahrer immer dann, wenn ihn die lateinischen Buchstaben verlassen. Die gastfreundlichen Menschen auf der Wüsteninsel Bahrain müssen ein Einsehen mit verzweifelten Besuchern gehabt haben, und hatten die schwungvollen arabischen Schriftzeichen mit den erklärenden Wörtern „Start“ und „End“ versehen. Wenn jetzt noch der Hinweis zu lesen gewesen wäre, dass es sich nicht um eine Umleitung, sondern um einen Joggingweg handelt, wäre uns ein Autoslalom erspart geblieben…

Warum Krokodile geklaut werden

Zu gern, weil immer wieder gern gesehen, hätten wir an dieser Stelle gern die Hinweiszeichen auf Kängurus, oder plakativer noch: Krokodile, gezeigt. An letzteren waren wir auf der Fahrt zu den Florida Keys tatsächlich sehr nah dran. Auf 30 Meilen haben wir 80 der Amphibien zählen können, direkt neben dem Randstreifen. Warnschilder allerdings Fehlanzeige. Ein freundlicher Ranger klärte uns auf, dass es Highway-Verwaltung längst zu blöd und vor allem zu teuer war, ständig neue Schilder aufzustellen, die dann von Souvenirjägern über Nacht wieder abgeschraubt wurden. Daher an dieser Stelle lediglich die indonesische Tigerwarnung, leicht verständlich. Und wer weiß, dass der Ball beim Cricket bis zu 160 km/h schnell werden kann, der versteht auch, warum in Australien vor den Schlagmännern gewarnt wird.

Buchstabensalat an der Kreuzung

Japans Schriftzeichen sind faszinierend, nur gibt es etwa 50.000 davon. Ein gebildeter Einheimischer beherrscht in der Regel zehn Prozent davon, Schüler kommen etwa auf 2.000, wir Gajins auf: Null. In der Hektik des Linksverkehrs und eines versagenden Navis sogar auf unter Null. Da wird schon das Stop-Schild zur Herausforderung, das ist unserem „Vorfahrt achten“ nachempfunden, allerdings komplett Rot ausgemalt und mit drei Schriftzeichen versehen. Aber manchmal hilft einem einfach die Intuition, wie am Getränkeautomaten: Auf der blauen Seite finden sich nur Kaltgetränke.  Da die Inselnation notgedrungen auf einfache Bildsprache setzt, haben wir an der Ampel eins begriffen: Mit einem Handkarren dürften wir die Kreuzung nicht überqueren. Wieder was gelernt in Sachen Verkehrssicherheit.

Abhilfe gegen die Führerscheinkrise

Politik und GTÜ wenden sich gegen unzeitgemäße Monopole

Die sozialen Medien sind voller Klagen von Fahrschülern, die über die hohen Kosten klagen. Die Fahrlehrer wiederum leiden unter der Bürokratie und den viel zu wenig zur Verfügung stehen Prüfterminen. Und die CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag macht einen neuen Vorstoß für einen kostengünstigeren Führerschein. Initiativen, die von der GTÜ begrüßt werden, der ein bezahlbarer Führerschein ebenso wie eine effizientere Fahrerlaubnisprüfung am Herzen liegen. Die Prüforganisation steht bereit, Abhilfe zu schaffen und möchte die Verantwortung übernehmen, um deutschlandweit Fahrerlaubnisprüfungen durchzuführen. Die Befähigung, das Personal und die Kapazitäten wären da. Allein das nicht mehr zeitgemäße Gebietsmonopol in diesem entscheidenden Bereich der Mobilität verhindert einen qualitätsgesicherten Wettbewerb der Prüforganisationen. Bereits beim letzten Kongress der deutschen Fahrlehrer kochte das Thema hoch. Die Rahmenbedingungen sollten zum Wohl aller verbessert werden.

Führerschein darf nicht zum Luxus werden

Der Führerschein ist alles andere als „out“, er bleib eine Grundlage für die gesellschaftliche Teilhabe und den wirtschaftlichen Wohlstand. Deshalb dürfe er nach Ansicht der Unionsparteien nicht zum Luxus werden. Um das zu erreichen, fordert die Fraktion unter anderem das Öffnen der Fahrerlaubnisprüfung für weitere Anbieter unter Beibehaltung geltender Standards, der Qualität und der flächendeckenden Versorgung. Dann könnten mehr Prüfungstermine bereitstehen, womit sich auch die Ausbildungszeiten verkürzen.

Klare Position der GTÜ

 „Dieser Vorstoß ist ein weiterer Schritt, um das bisherige Monopol aufzulösen und einen qualitätsgesicherten Wettbewerb zu schaffen“, sagt Dr. Frederik Schmidt, Geschäftsführer der GTÜ in Stuttgart. Kommt es zur vorgeschlagenen Öffnung, stehe das Unternehmen bereit, um seinen Beitrag zur Steigerung von Prüfungskapazitäten und gutem Service zu leisten. „Wir sind bestens aufgestellt, um deutschlandweit Verantwortung zu übernehmen.“ Die Regierungsparteien hatten sich bereits 2021 im Koalitionsvertrag darauf verständigt, das Monopol der Fahrerlaubnisprüfung unter Wahrung geltender Qualitätsstandards aufzuheben.

Klare Position der GTÜ zur Fahrerlaubnisprüfung

Aktuelle Situation verschlingt Zeit und Geld

Die Kosten für den Führerschein sind in den vergangenen zwei Jahren erheblich gestiegen. Laut einer ADAC-Erhebung vom November 2023 müssen Fahrschüler inzwischen 3.500 Euro und mehr berappen, bis sie die Fahrerlaubnis bekommen. Kürzere Wartezeiten durch zusätzliche Kapazitäten sorgen für niedrigere Kosten, denn das Aufrechterhalten der Prüfungsreife über Wochen und Monate hinweg macht zusätzliche Fahrstunden erforderlich. Auch die Fahrlehrer würden durch effizientere Strukturen und mehr Termine entlastet. Viele Fahrschulbesitzer klagen darüber, dass sie zur besten Tageszeit mehr damit beschäftigt seien, online nach Prüfterminen zu suchen (oft vergeblich), als Unterricht zu erteilen.

GTÜ kann sofort Abhilfe schaffen

Von den über 2.600 Prüfingenieuren der GTÜ haben im deutschlandweiten Netzwerk mehr als 250 Prüfer in früheren Berufstätigkeiten bereits Fahrerlaubnisprüfungen abgenommen, dürfen ihr Wissen und Können durch den Wechsel der Prüforganisation jedoch derzeit nicht nutzen. Sollte das Prüfmonopol fallen, wäre eine deutliche Verbesserung der angespannten Situation garantiert – und auch ein wichtiger Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit geleistet. Die Öffnung von Monopolen hat bereits in anderen Fällen zu einer Verbesserung der Gesamtsituation insbesondere für die Kunden geführt – wie die Liberalisierung der Hauptuntersuchungen, der Vollgutachten und Einzelabnahmen eindrücklich beweist.

Die Welt hat es geschnallt

Der Sicherheitsgurt feiert Jubiläum

Es ist eine Handbewegung, die einem längst in Fleisch und Blut übergegangen ist, wie das Zähneputzen oder das Entsperren des Mobiltelefons: Einsteigen ins Auto, hinter sich greifen, Gurt anlegen. Die Hinweisschilder „Erst gurten, dann starten“ braucht es heute kaum noch, die Anschnallquote liegt bei 98 Prozent. Trotzdem sind unter den Verkehrstoten immer noch gut zehn Prozent dabei, die eben nicht angeschnallt waren. Aber heute gilt es, den Jubilar unter den Lebensrettern zu feiern: 1974 wurde erst der Einbau von Sicherheitsgurten in Deutschland vorgeschrieben, die allgemeine Anschnallpflicht folgte zwei Jahre später. Ein Produkt, wie gemacht für den aktuellen Slogan der GTÜ: Technik braucht Sicherheit.

Im Auto gefesselt

Was heute Selbstverständlichkeit ist, war vor 50 Jahren jedoch nicht unumstritten. Selbst prominente Juristen und bekannte Chefredakteure weigerten sich, den Gurt anzulegen, „oben ohne“ galt als cool, falls es das Modewort damals schon gegeben hat. Lediglich ein Drittel der Autofahrer folgte dem neuen Gesetz, „Gurtmuffel“ durfte man offenbar völlig ungeniert sein. Ängste wurden geschürt, dass Gurte die Hemden zerknittern würden oder der Busen plattgedrückt werden könnte. Freiheitsliebende beklagten die „Fesseln im Auto“.

Endlich macht es „Klick“

Doch die Technik und die Unfallstatistik führten schnell zu einem Sinneswandel, zehn Jahre später kamen auch die Gurte für die Rücksitze. Zeitgleich wurden Bußgelder eingeführt, das große Umdenken begann. Es hatte „klick“ gemacht. Heute werden läppische 30 Euro für den fällig, der sich nicht anschnallt. Angesichts der lauten Warntöne dürfte das aber seltener vorkommen. Wer Kinder nicht richtig sichert, muss mehr berappen.

Was James Dean damit zu tun hat

Schon in den 1930er Jahren hatte amerikanische Ärzte sich in ihre Autos Gurte einbauen lassen, auch bei Rennfahrern waren sie üblich. Das erste entsprechende Gesetz in den USA stammt von 1955. Als wenige Monate später der Kinorebell James Dean in einem offenen Porsche ums Leben kam, diskutierte das ganze Land darüber, ob er mit Gurt überlebt hätte. Das half der Sicherheitskampagne entscheidend, US-Hersteller begannen ihre Neuwagen entsprechend umzurüsten.

Die beste Idee kommt aus Schweden

Der Sicherheitsgurt wird zu einer der acht wichtigsten Erfindungen gezählt, die der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben. Konstruiert wurde das bis heute übliche Insassenschutz-System 1958 von einem schwedischen Flugzeugingenieur, der um die hohen Aufprallkräfte wusste. Er tüftelte an einem neuen System, das sowohl die Hüften als auch den Oberkörper am Autositz halten sollte und sich mit nur einer Hand bedienen lassen konnte. Volvo brachte den aus dieser Überlegung heraus entstandenen Dreipunkt-Gurt schnell zur Serienreife, es festigte den sicheren Ruf der Marke.

Lebensretter Nummer Eins

Obwohl auch für die Konkurrenz freigegeben, dauert es lange, bis über Sportwagenhersteller und Limousinen-Fabrikanten die Massenproduktion darauf einstieg. Die Erfinder schätzen, dass in den letzten fünf Jahrzehnten mehr als eine Million Menschenleben durch das so genannte „passive Rückhaltesystem“ gerettet worden sind. Im Zusammenspiel mit den Airbags erhöht sich die Sicherheit noch. Ein Irrglaube allerdings, das würde ohne Gurt funktionieren. Er bleibt der Lebensretter Nummer Eins.

Lebensretter Nummer Eins